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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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Kauft oder verkauft man dort Heu oder nicht mehr? Ob ich jemals anrufen und nachfragen werde? Kevin hatte mit unerschütterlicher Ruhe sein Heu und eine spezielle Köstlichkeit verspeist, die aus getrocknetem Grünfutter und Hafer bestand. Er aß ausdauernd und trank zwischendurch immer mal einen Schluck Wasser. Und danach döste er ein. Ich hätte gern neben ihm geschlafen.
    Ich und mein verletztes Rentier
    Dienstag, 26. Februar 2008
    Ich sah den Jungen laufen
    wie ein Rentier.
    Er lief und lief
    und sprang, wich aus
    und ging und schwamm.
    Unendlich weit, unendlich schnell
    Straßen, Felder, Wälder
    Meere, Berge, Bäche.
    Er raste. Preschte. Hetzte.
    Und dann sah ich mich laufen,
    einen Jäger.
    Ich zielte, seufzte, schoß.
    Schoß eine goldne Kugel:
    Gold, das saust und faucht,
    streift und schließlich abprallt.
    Ich und mein verletztes Rentier.
    Multikultihuhn
    9. Woche 2008
    Ich kenne ziemlich viele Hühner, zum Beispiel ein halbes Dutzend schwarzweiße Lakenvelder ganz oben in Nordholland und in der Gegend von Heerhugowaard eine größere Anzahl von riesigen Nordholländischen Blauen (eins von
ihnen war vor einer Woche in der Suppe, die ich dort aß). Hühner sind ulkige Viecher, und wenn man ihnen einmal tief in die Augen blickt, wird einem klar, daß sie viel mehr Verstand besitzen, als man in diesen kleinen Köpfchen vermuten würde. Es gibt Zierhühner, Zuchthühner, Fleischhühner, Legebatteriehühner, Kampfhühner (auch Hähne sind Hühner), Freilandhühner und natürlich Kunsthühner. Die uns bekannten Kunsthühner sind meistens aus Ton mit einer Schicht Farbe darauf. Vermutlich gibt es auch Plüschhühner, obwohl ich noch nie eins gesehen habe.
    Der flämische Künstler Koen Vanmechelen will etwas ganz anderes. Mit seinem Zuchtprojekt Cosmopolitan Chicken versucht er allmählich immer weiter von den veredelten Rassen wegzukommen. Jedem Hühnerzüchter, der seine Rasse so rein und edel wie möglich halten will, muß Vanmechelens Treiben ein Greuel sein. Für den Künstler sind nämlich all die Rassehühner und -hähne im Grunde Zierpuppen und Dandys, vor allem aber Phänomene einer Monokultur. Sein Ziel ist es, »ein Bastardhuhn zu schaffen, das die Gene aller nationalen Rassen besitzt«. Ein Superbastardhuhn. Angefangen hat er damit, daß er das belgische Mechelner Huhn, auch Mechelner Kuckuck genannt, mit dem französischen Bressehuhn kreuzte. Das Ergebnis war das Mechelner Bressehuhn. Es folgten viele weitere Kreuzungen, unter anderem mit dem niederländischen Eulenbarthuhn, dem mexikanischen Louisianahuhn und dem türkischen Denizli Langkräher. In der Ausstellung Der Appell des Huhns in Nimwegen stolziert der wunderschöne Mechelner Langkräher quicklebendig umher. Es ist die zehnte Generation.
    Ansonsten hat Vanmechelen wirklich alles, was irgendwie mit Hühnerkreuzung zu tun hat, zur Kunst erhoben: die
Asche von feuerbestatteten Hühnern, mumifizierte, fotografierte und ausgestopfte Hühner, Videoaufnahmen von Hahnensperma (ziemlich eklig), Bilder (aus »mixed materials« – natürlich, möchte man sagen) und ein Film über das Urhuhn, das offensichtlich irgendwo in Nepal scharrt. Ein Hühnergesamtkunstwerk, ein unmißverständliches Multikulti-Statement, aber mir fiel vor allem eine Definition des Huhns auf, die der Künstler selbst im Ausstellungskatalog gibt: »Eine kleine zweibeinige Fleisch- und Eierfabrik, die den Menschen begleitet. Sie hat Flügel, bleibt aber trotzdem bei uns.«
    Wasserkaninchen
    12. Woche 2008
    Aufregung in Groningen. Ein christdemokratischer Abgeordneter der Provinzialstaaten möchte einen Großversuch mit Bisamratten durchführen. Der Versuch soll darin bestehen, daß man diese Nagetiere in einem eng begrenzten Gebiet völlig in Ruhe läßt. Bisher werden überall in den Niederlanden Bisamratten gefangen und getötet, weil sie an Deichkörpern und Uferbefestigungen großen Schaden anrichten. Für ihre Bekämpfung sorgen Bisamrattenfänger, und die kosten Geld. Der Abgeordnete meint, die Population werde zwar anfangs erheblich zunehmen, nach etwa zwei Jahren aber wieder stark zurückgehen, weil sich dann ein natürliches Gleichgewicht einstelle. Jetzt steigen alle auf die Barrikaden: seine Abgeordnetenkollegen, Deichgrafen, Rattenfänger, Deichhinterlandbewohner.
    Ich muß gestehen, daß auch ich die Idee ein wenig be
fremdlich finde. Denn selbst wenn es zutrifft, daß die Population irgendwann ihr natürliches Gleichgewicht findet, wird man etwas gegen diese

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