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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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Spaß machen. Vor allem an grauen, düsteren Tagen, und so einer war es, wie der Tag davor und danach, for that matter . Ein Tag, an dem man sich zum Beispiel ganz und gar mit dem kahlgepickten Blauara identifizieren und sein Herz an einen ein
unddreißigjährigen Pinguin verlieren kann, der stolpert und hinfällt, weil er hinter dem Pfleger mit dem Eimer voll stinkenden Fischen herrennt. Genau so ein Tag.
    Als sich mein englischer Freund einmal nicht von einer Kalifornischen Nachtechse losreißen konnte und ich mich langweilte, wechselte ich vom Reptilien- ins Affenhaus. Vor Jahren waren sämtliche Mandrills getötet worden, weil sie an Aids litten, aber inzwischen gibt es neue, ohne Aids. Durchs Außengehege ging ein junges Männchen. Ich nahm Kontakt mit ihm auf, indem ich mich hinhockte und die Hand auf die Glasscheibe legte. Der Affe tat das gleiche. Ein hübsches Männchen mit einer aparten blauen Schnauze. Und dann geschah es: Der Mandrill drehte sich um und preßte sein scheußliches Hinterteil an die Scheibe. Dabei schaute er sich mehrmals verlangend nach mir um und winkte auch noch ungeduldig mit der Hand.
    Und das an einem Tag, an dem man sich vollkommen mit einem kahlgepickten Blauara oder einem stolpernden einunddreißigjährigen Pinguin identifiziert. Mir wurde so elend, daß ich fast umgefallen wäre. Zum Glück hatte sich mein englischer Freund gerade von der kalifornischen Nachtechse losgerissen. Er kam, erfaßte sofort die Situation, zog mich hoch und gab mir, ohne ein Wort zu verlieren, einen dicken Kuß. Danach verließen wir rasch den Zoo.
    Katzenmord
    17. Woche 2008
    Skandal in meiner Heimat. Der Sohn meines Großonkels (soweit ich weiß, nennt man so jemanden auch Großcousin, aber einen Fünfundachtzigjährigen möchte ich nicht so nennen, der kann doch unmöglich eine Art Cousin von mir sein) wohnt schon den längsten Teil seines Lebens allein auf einem inzwischen ganz verfallenen Bauernhof. Vor kurzem hat er sich gegenüber einer Haushaltshilfe verplappert. Er war bestens gelaunt und erzählte der Frau, wie er auf brutale Weise junge Katzen umzubringen pflegte. Seine Geschichte entsprach fast wörtlich der Schilderung in Oben ist es still . Die Haushaltshilfe rief die Polizei an, und eh er sich’s versah, stand die Sache groß in der Zeitung, und RTV NOORD - HOLLAND und SBS  6 berichteten über ihn. Leider habe ich nichts davon gesehen. Mein Vater (sein Cousin) hat mich telefonisch unterrichtet. Gegen den Sohn meines Großonkels wird offiziell wegen Tierquälerei ermittelt. In den Regionalnachrichten auf SBS  6 versuchte er, mit unkenntlich gemachtem Gesicht, alle Empörung wegzulachen. »Irgendwie muß ich die Biester doch loswerden«, sagte er und beschrieb noch einmal entsetzlich genau sein Vorgehen. Zu diesem Vorgehen gehören Staubsaugerschläuche, Auspuffgase und ein vor und zurück fahrendes Auto.
    »Hat man denn auch über mein Buch gesprochen?« fragte ich meinen Vater ein wenig besorgt. Nein, das hatte niemand erwähnt. In Oben ist es still habe ich die Geschichte mißbraucht, um den unangenehmen Charakter der Vatergestalt darzustellen, doch seit das Vorbild selbst alle Aufmerksamkeit beansprucht, sogar in der Zeitung und im Fernsehen, geschieht etwas Merkwürdiges (abgesehen von der
irritierenden Einmischung der Wirklichkeit in die literarische Scheinwelt): Ich bilde mir ein, daß er mein Buch gelesen hat und jetzt zu einer Art Trittbrettfahrer geworden ist. Und ich denke: Finger weg von meiner Geschichte! Lächerlich, das zu denken, aber seine Geschichte verfolgt mich schon seit Jahren, bei Lesungen bekomme ich immer wieder fürchterlich den Kopf gewaschen wegen des unmenschlichen Tötens von Tieren, wie es im Buch geschildert wird. »So etwas tut man nicht!«, kriege ich dann zu hören. Ja, Sohn meines Großonkels, so etwas tut man nicht!
    Von Affen und anderen Viechern
    Dienstag, 29. April 2008
    Affen beobachten macht Spaß. Im Apenheul-Zoo von Apeldoorn sind nicht alle Tiere eingesperrt, immer wieder kommt man in Bereiche, in denen man seine »affensichere« Tasche gut verschließen soll. Man erwartet deshalb, daß ständig irgendwelche Primaten auf einem herumklettern werden, aber so ist es dann doch nicht. Kein einziges Totenkopfäffchen, kein einziger Katta zeigte Interesse an unseren eßbaren oder nicht eßbaren Sachen. Rauchen wollten sie auch nicht. Ein halbstarker Gorilla spielte den großen Macker, bis sich ein Silberrücken in seiner Nähe niederließ. Auffallend

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