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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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Zeit schon einmal ähnliches versucht. Nicht nur, um für mehr Schatten zu sorgen, sondern auch, weil ein Baum (oder drei) am Ende einer Weide »einfach schön« ist. Nach einer Weile gab er wieder auf, weil der ständige Westwind zu stark war und weil seine Schafe (Schafe denken nicht an die Zukunft) die jungen Bäume auffraßen.
    Die Kampagne läuft nun schon seit sieben Jahren, und in dieser Zeit hat man 77 707 Bäume gepflanzt. Die Zahl ist natürlich einfach zu schön, um wahr zu sein. So viele Siebenen, das kann man mir nicht erzählen. An erster Stelle liegt die Provinz Friesland mit 23 320 Bäumen, an letzter Flevoland mit 875. Das leuchtet mir ein: In Friesland hat man von jeher viele Kühe und deshalb viel Grasland, in Flevoland wird hauptsächlich Ackerbau betrieben. Ebenfalls nur wenige Kuhbäume wurden in Nordbrabant gepflanzt (1150), und jeder, der den Charakter der dortigen sogenann
ten Landwirtschaft kennt, weiß, warum. Über den mageren Anteil von gerade einmal 1410 Bäumen in Südholland zerbreche ich mir noch den Kopf.
    Die Liste der gepflanzten Bäume auf der Website der Kampagne liest sich wie Poesie. Nur daß ich nach dem Satz Zahlreiche wunderschöne Bäume, die in den Niederlanden früher heimisch waren, sind heute fast ausgestorben über die Buchweide gestolpert bin. Die Liste der ausgestorbenen Bäume verlängern, indem man die Bruchweide Buchweide nennt, das kann ich auch.
    Geheimes Buchprojekt, erster Arbeitstag
    Montag, 16. Juni 2008
    In meinem Notizbuch unter anderem folgendes:
    Middenweg, Beemster. Im Stall drei Eimer, leer. Ein Schwalbennest, die Schwalben umkreisen die Scheune, wagen sich nicht hinein, solange wir drin sind. »Früher gab’s hier auch eine Eule«, sagt die Bewohnerin des Bauernhofs. Ihre beiden Welsh Corgis (die Pembroke-Variante) bellen und beißen uns in die Waden. Sie ist ganz erstaunt, daß wir Fotos machen wollen. Was kann an einem alten Stall interessant sein? Ich schätze, daß die Bauern hier vor einer Woche das Heu eingefahren haben. Schafe sind nur auf dem Nachbarland zu sehen, sie scheuern sich am Zaun. Im Stall sind im Winter ein paar junge Schafböcke untergebracht, erfahren wir von der Bewohnerin. Ein Flugzeug fliegt über uns hinweg. Auf der Straße dauernd Autos, es ist Sonntag. Das Gatter vor dem Eingang an der Seite hat viele Farben (Orange, Hellgrün, Dunkelgrün, Gelb, Grau,
Weiß), Schichten aus unzähligen Jahren, von Wind und Wetter zerfressen. Auch eine Menge Radfahrer kommen vorbei, meistens etwas ältere Männer auf Rennrädern. Als junger Schafbock wäre ich hier im Winter überglücklich: Der Eingang liegt an der Südseite, weder West- noch Ostwind können hereinblasen. Früher war dies ein Jungviehstall. An den Stangen hängen Seile, aus Hanf und Kunststoff, zwei Bindfäden. Getrockneter Mist. Im Futtertrog liegt eine Metallleiter, mit der man auf den stockdunklen Boden hinaufsteigen könnte. Ich lasse sie liegen. Neben ihr ein sehr altes Plastikfläschchen mit unleserlichem Etikett. Ein kleiner Rest violettrote Flüssigkeit ist darin. Jod, vermute ich. Ich denke gleich an das Abschneiden von Lämmerschwänzen, mit einem scharfen Messer.
    Bussard
    28. Woche 2008
    Ich erkundete mit einem Freund die schottische Isle of Arran. Wir waren schon den ganzen Tag unterwegs, es war feuchtschwüles Wetter, weit und breit keine Häuser, andere Menschen oder Tiere zu sehen. Und dann auf einmal vor uns ein Steinkreis. Ich zog mich aus und preßte meinen splitternackten Leib an einen der Megalithen. Ein seltsamer Drang hatte mich gepackt, wie eine Art Urinstinkt, wenn ich mir auch nicht vorstellen kann, daß sich all die Steinkreismenschen nackt an ihre Steine geschmiegt haben.
    Als ich noch einer Amateurtheatergruppe angehörte und wir alle gern einmal in einem Film mitgespielt hätten, war es mein größter Wunsch, als Statist in einem Bauerndrama
aufzutreten. Ohne Text. Nur mit einem vorn offenen Overall bekleidet, darunter nackt, wollte ich während eines unwetterartigen Regens im Matsch liegen. Ich stellte es mir mit Overall vor, es wäre aber genausogut ohne gegangen. Also: nackt im Matsch wälzen, auch halb in einem Wassergraben, wenn es sein muß, gekitzelt von Wasserkäfern, Stichlingen und Taumelkäfern. Solche Rollen sind rar in niederländischen Filmen. Ich bin aber bestimmt kein Nudist. Auf Fernsehbildern mit fröhlichen Nackten auf FKK -Campingplätzen sind doch immer Dinge wie Campingkocher oder Einkaufstaschen oder sogar Barhocker zu

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