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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Sie mir nichts gesagt?«
    »Sie waren beschäftigt. Wir waren beide beschäftigt. Sie scheinen in einem ununterbrochenen Ausnahmezustand zu leben. In Ihrer Gegenwart habe ich fast Angst, die Augen zu …
    Was machen Sie da?«
    »Ich ziehe Ihnen die Jeans aus.«
    »Ein ausgeprägtes Schamgefühl haben Sie ja nicht gerade.«
    »Ich wüsste nicht, was es da zu schämen gibt.« Sie zog ihm die Hosen über die Hüften und von den Beinen. »Ich kann die Naht erneuern – es sei denn, Sie wollen, dass ich Ihnen einen Krankenwagen rufe.«
    »Nein, machen Sie nur.« Er schloss die Augen und lächelte schwach. »Nur halten Sie Ihre Freude im Zaum, wenn Sie mich pieksen dürfen.«
    »Es macht mir keine Freude, jemandem Schmerz zuzufügen.«
    Sie beugte sich über den Schenkel. »Die Naht ist nicht überall gerissen. Es wird nicht lange dauern.«
    »Das ist gut. Ich konnte noch nie gut …« Er atmete scharf ein,  als sie ihm die Nadel in die Haut stach. »Ich hätte Sie um eine Betäubung bitten sollen, wie sie unsere Freundin, die Wölfin, gekriegt hat.«
    »Ich hätte Ihnen eine Spritze gegeben, aber ich habe nur Morphium, und dagegen sind Sie ja leider allergisch.«
    »O Scheiße, ich wusste, dass ich das noch bereuen würde.«
    »Nur noch ein paar Stiche.«
    Es waren noch drei Stiche erforderlich, ehe sie die Wunde wieder verbinden konnte.
    »War gar nicht so schlimm, oder?«, fragte sie, als sie ihm die Jeans wieder überzog und zuknöpfte.
    »Schön war’s auch nicht.« Er öffnete die Augen. »Aber ich habe es mir ja selbst eingebrockt, da kann ich mich wohl kaum beklagen. Könnte ich jetzt einen Kaffee haben? Ich kann einen brauchen.«
    »Na klar.« Sie trat an die Anrichte. »Ich könnte selbst gut eine Tasse vertragen.«
    »Kann ich mir vorstellen. Sie haben eine anstrengende Nacht hinter sich.«
    Sie goss den Kaffee ein, reichte ihm eine Tasse, nahm ihre eigene und setzte sich auf den Hocker. »Sie nicht weniger. Und dass die Naht aufgeplatzt ist, ist nicht Ihre Schuld. Sie wollten Monty helfen und dann dem Wolf. Wenn hier irgendjemand schuld ist, bin ich es.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich trage die Verantwortung.«
    »Das haben Sie schon mal gesagt. Verantwortung tragen ist Ihre Spezialität, was?«
    »Das gehört zu meinen wenigen Prinzipien. Was ich auch tue, ich übernehme die Verantwortung für meine Taten.«
    Sie trank einen Schluck Kaffee und schwieg einen
    Augenblick.
    »Warum sind Sie hierher gekommen, Logan?«
    »Was glauben Sie, warum ich gekommen bin?«
    »Ich weiß es nicht. Im ersten Moment dachte ich, es liegt an den Medikamenten, als Sie hier ins Haus getaumelt sind.
    Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie so die Kontrolle verlieren, selbst unter Drogen. Es muss also einen anderen Grund geben.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Ich sehe lieber zu, wie Sie es selbst rauskriegen. Habe ich Ihnen schon gesagt, wie sehr ich Ihren scharfen Verstand bewundere?«
    »Schmeicheln Sie mir nicht, Logan.«
    »Das würde ich mir nie einfallen lassen. Wir hatten unsere Differenzen, aber unterschätzt habe ich Sie nie.«
    »Nur benutzt haben Sie mich.«
    Sein Lächeln schwand. »Das war einmal. Ich werde Sie nie wieder benutzen, Sarah.«
    Sie studierte seinen Gesichtsausdruck.
    »Glauben Sie mir.«
    Sie glaubte ihm. »Wenn das wahr ist, schränkt das die möglichen Gründe für Ihr Auftauchen hier ein. Sie haben mir in Bezug auf Madden ein Versprechen gegeben, aber Sie hätten es vermutlich nicht für nötig befunden, sich hierher zu schleppen, um dieses Versprechen zu halten.«
    »Ich hätte es für nötig befunden, wenn Sie verlangt hätten, dass ich mein Versprechen sofort einlöse.«
    »Aber das habe ich nicht.« Sie legte den Kopf auf die Seite und dachte nach. »Und Sie hatten mehr Angst als ich, als Monty in die Nacht hinausrannte. Sie hatten Angst, es könnte ihm etwas zustoßen.«
    Er saß still und abwartend da.
    »Verantwortung.« Sie sah ihm in die Augen. »Sie hatten Angst, dass irgendjemand Monty etwas antun könnte.«
    »Oder Ihnen. Ich hatte fast einen Herzanfall, als Sie plötzlich hinter Monty herrannten. Ich wusste, dass ich Sie mit diesem Humpelbein niemals einholen konnte.«
    Sie riss die Augen auf. »Rudzak? Warum?«
    »Er muss Sie gesehen haben, als Sie hinter Monty aus dem Hubschrauber gesprungen sind.«
    »Und das reicht ihm, mich aufs Korn zu nehmen?«
    »Leider ja. Sie haben mir geholfen und niemand nimmt Rache ernster als Rudzak. Er empfindet diese

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