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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nach Westen, in die Richtung, aus der der Laut gekommen war.
    Dunkelheit.
    Stille.
    »Monty!«
    Kein Laut.
    »Antworte mir!«
    Ein leiser Klagelaut in der Ferne.
    Monty. Sie wusste, es war Monty. Sie rannte über den fest gebackenen Sand, der Kegel ihrer Taschenlampe wanderte über den Weg zu ihren Füßen.
    Dann sah sie ihn.
    Blut.
    Monty lag in einer Blutlache.
    »O Gott!« Sie flog auf ihn zu, Tränen strömten ihr übers Gesicht. »Monty!«
    Sie war fast bei ihm, als sie sah, was sein großer Körper bisher ihrem Blick verborgen hatte.
    Graues Fell, grüne Augen, die wild ins Licht starrten, gefletschte leuchtend weiße Zähne.
    Und eine Vorderpfote im eisernen Gebiss einer Wolfsfalle.
    Das Blut war nicht Montys, es war Wolfsblut.
    Monty schmiegte sich näher an den Wolf.
    Schmerz.
    »Geh weg von ihm Monty. Er wird dir wehtun.«
    Monty rührte sich nicht.
    Sie kniete neben ihm nieder.
    »Ich werde die Falle öffnen. Geh da weg.«
    Er rührte sich nicht.
    »Okay, sei dumm.« Er war nicht der Einzige, der es an Klugheit fehlen ließ. Den Wolf aus der Falle zu befreien, ohne ihn vorher zu betäuben, war ein äußerst riskantes Unterfangen.
    Sie zog das Hemd aus und wickelte es um den Arm, der dem Wolf zugewandt war. »Ich werde dich befreien«, sagte sie leise.
    »Gib mir eine Chance, ja, würdest du das tun?«
    Der Wolf schnappte nach ihr, Sarah konnte den Arm gerade noch rechtzeitig zurückziehen.
    »Okay, dann eben nicht.« Sie griff nach den eisernen Zähnen der Falle. Schnell. Sie musste schnell sein.
    Der Wolf schnappte wieder nach ihr. Dieses Mal verletzte er sie.
    Sie setzte sich auf. »Willst du hier etwa verbluten? Lass mich dir helfen.«
    Der Wolf schnappte nach ihr und brach dann mit einem Schmerzenslaut zusammen.
    Monty kroch näher an ihn heran.
    »Nein!«
    Monty gehorchte nicht und legte den Kopf über die Kehle des Wolfs.
    Sie hielt den Atem an. »Was machst du da, Junge?«
    Sie erwartete, den Wolf plötzlich aufspringen und Monty bei der Kehle packen zu sehen.
    Aber der Wolf lag still.
    Bewusstlos?
    Nein, sie sah das Funkeln seiner Augen. Worauf wartete sie?
    Es spielte im Moment keine Rolle, was sich zwischen Monty und dem Wolf abspielte. Sie musste die Gelegenheit ergreifen.
    Sie machte sich an der Falle zu schaffen und rechnete jeden Moment mit einem neuerlichen Angriff des Wolfs.
    Plötzlich durchschnitten Autoscheinwerfer die Finsternis. Der Jeep.
    »Halt, Logan.« Sie erstarrte, die Augen auf den Wolf gerichtet.
    Keine Bewegung. Als hätte Monty ihn mit der Berührung seiner Kehle paralysiert.
    »Kann ich helfen?«, rief Logan vom Jeep aus.
    »Bringen Sie mir den Erste-Hilfe-Koffer, der unter dem Vordersitz steht, und dann helfen Sie mir mit dieser Falle. Ich bin nicht stark genug, das Ding allein zu öffnen.«
    Einen Augenblick später kniete Logan neben ihr, den Blick auf Monty und den Wolf gerichtet. »Was ist hier los?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat Monty ihn hypnotisiert oder so was.« Sie öffnete den Koffer und entnahm eine Spritze und ein Sedativ. »Halten Sie sich bereit, die Falle aufzuklappen, wenn ich ihm die Spritze gegeben habe.«
    »Warum soll ich sie nicht gleich aufmachen?«
    »Er würde wegrennen. Ich muss sein Bein verarzten, bevor er sich davonmacht.« Sie behielt den Wolf im Auge, während sie ihm das Beruhigungsmittel injizierte. Er rührte sich nicht.
    Wahrscheinlich überdeckte der Schmerz in seinem Bein den Einstich der Nadel.
    Nur Monty ließ ein mitleidiges Stöhnen hören.
    »Halte ihn noch eine Minute ruhig und dann haben wir ihn draußen, Monty«, murmelte sie. »Ich weiß nicht, wie du das machst, aber mach weiter.«
    Zu Logan sagte sie: »Öffnen Sie die Falle, wenn ich Ihnen  Bescheid gebe.« Sie legte ihre Hände neben Logans an das Eisen. »Bei drei. Eins, zwei …« Sie blickte auf den Wolf. Er war in sich zusammengesunken. »Drei.«
    Sie und Logan zerrten mit äußerster Kraft. Langsam öffneten sich die stählernen Zahnreihen. »Können Sie das Ding allein offen halten, während ich seinen Fuß rausziehe?«
    »Machen Sie«, grunzte er.
    Vorsichtig befreite sie das Bein des Wolfs. »Sie können loslassen.«
    Mit tödlichem Laut schnappte die Falle zu.
    Wie sie diese Fallen hasste. Sie wickelte das Hemd von ihrem Arm und machte daraus einen Druckverband, mit dem sie das Bein des Wolfs verarztete.
    »Spring in den Jeep, Monty.«
    Monty zögerte, dann stand er auf und rannte zum Jeep.
    »Was jetzt?«, fragte Logan.
    »Wir schaffen ihn in die Hütte, wo ich

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