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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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einen
    Forschungsbericht geschickt, aber den letzten haben wir nicht erhalten, und anscheinend wurde gerade in den letzten Wochen vor dem Angriff eine Menge erreicht.«
    »Aber Rudzak hat mit Industriespionage nichts zu tun, oder?«
    »Rudzak ist nur daran interessiert, mich dort zu treffen, wo es am meisten wehtut.«
    »Wie hat er von dieser Forschungseinrichtung erfahren?
    Wusste er von Ihrer Frau und den Umständen ihres Todes?«
    »O ja, er wusste von Chen Li.« Er stellte das Glas auf den Tisch. »Sehen Sie, wie ich Ihnen vertraue? Jetzt habe ich Ihnen alle meine Geheimnisse verraten.«
    Nicht alle seine Geheimnisse. »Sie müssen Chen Li sehr geliebt haben.«
    »Ja, es war Liebe auf den ersten Blick. Sie verkörperte die alte Welt und zugleich die neue Technologie. Sie war ein Computergenie und dabei strahlte sie eine unglaubliche Würde und Gelassenheit aus. Einen Monat nach unserer ersten Begegnung haben wir geheiratet.« Er schwieg.
    »Drei Jahre später starb sie.«
    »Und Sie leiden noch immer darunter«, sagte sie in schroffem Tonfall. »Deshalb ist es sicherer, Hunde zu lieben.«
    »Das war vor langer Zeit und ich war ein anderer Mensch.
    Und ich glaube, auch Sie haben sich nicht so ausschließlich den Vierbeinern verschrieben, wie Sie behaupten, sonst hätten Sie sich einen anderen Beruf ausgesucht.«
    »Denken Sie, was Sie wollen. Seit meiner ersten Suche habe ich gewusst, dass ich für diesen Beruf bestimmt war. Ein kleines Mädchen war in den Bergen bei Tuscon von ihrer Familie getrennt worden.« Sie sah in ihr Glas. »Sie war erst fünf Jahre alt und es war Winter, eisige Kälte. Ich war mir keineswegs  sicher, dass wir sie lebendig finden würden, aber wir haben nicht aufgegeben. Drei Tage später spürte Monty sie auf und sie war am Leben. Als ich sie aufhob und in eine Decke wickelte, flüsterte sie mir zu, sie habe gewusst, dass jemand kommen würde. Sie hatte gewartet. Und ich wusste genau, dass sie auf mich gewartet hat. Ich war diejenige, die ihr das Leben gerettet hat. Dieses Gefühl ist nichts anderem auf der ganzen Welt vergleichbar.«
    »Manchmal können Sie sie nicht retten.«
    »Nein, aber dann kann ich sie wenigstens nach Hause bringen.«
    »Jetzt reden Sie wie Eve.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie ich Ihnen schon einmal sagte, ich bin überhaupt nicht wie Eve. Hören Sie auf, in meiner Psyche herumzuwühlen. Bei mir gibt es keine Geheimnisse. Ich habe keine tragische Vergangenheit wie Eve und ich trage keinen geheimen Groll mit mir herum. Ich akzeptiere die Menschen, so wie sie sind, und versuche mit ihnen klarzukommen. Verstanden?«
    »Ich hab’s verstanden, aber ich glaube Ihnen nicht. Wenn ich in den vergangenen Wochen irgendetwas über Sie gelernt habe, dann, dass Sie wesentlich komplizierter sind, als Sie selbst wahrhaben wollen.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Quatsch.«
    »Sie sind intelligent, Sie können zupacken und Sie können die Peitsche knallen lassen. Aber hinter diesem stachligen Äußeren verbirgt sich die liebevollste, großartigste Frau, der ich je begegnet bin.«
    »Werden Sie bloß nicht schmalzig.«
    »Sie mögen das nicht. Warum?«
    »Weil ich nur tue, was getan werden muss. Jeder hat einen Zweck im Leben zu erfüllen, einen Job zu machen. Und das ist  eben mein Job.«
    »Und Sie haben nicht das Gefühl, dass Ihre Arbeit uneigennütziger ist als die meisten?«
    »Nicht uneigennütziger als die Arbeit eines Polizisten, eines Feuerwehrmanns oder …«
    »Und es ist Ihnen peinlich, dass ich die Vermutung geäußert habe, dass Sie für Menschen genauso viel übrig haben wie für Ihre vierbeinigen Freunde.«
    »Es ist mir nicht peinlich.« Sie stand auf. »Ich muss nach Maggie sehen.«
    »Laufen Sie weg?«
    »Nein.« Sie blickte ihn fest an. »Sie schlagen mich nicht in die Flucht, Logan. Ich sehe jetzt nach Maggie und dann komme ich wieder und ziehe ich Ihnen beim Poker noch einmal das Fell über die Ohren.«
    »Und ich werde es mir gefallen lassen. Und wissen Sie, warum?«
    »Weil Sie Masochist sind?«
    »Nein.« Er nahm sein Glas und erhob es, als wollte er einen Trinkspruch ausbringen. »Ich bin Ihr Freund.«
    Sie starrte ihn an.
    »Ergeben Sie sich in Ihr Schicksal. Nach all der Zeit, die wir miteinander verbracht haben, war das unvermeidlich – und jetzt haben wir einander sogar noch Geständnisse gemacht. Damit ist es besiegelt. Ich bin sehr leicht zu beeindrucken. Keine Angst.
    Ich werde nichts von Ihnen verlangen. Tun Sie einfach so, als wäre ich ein

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