Komm endlich her und kuess mich!
all den anderen Malen, wo Sie zusammen von Paparazzi fotografiert worden sind?“
Sie runzelte die Stirn. „Ich weiß, Sie stehen Ihrem Bruder sehr nahe, aber finden Sie Ihr intensives Interesse an seinem Privatleben nicht ungesund?“
Sein Kopf fuhr herum, als hätte sie ihn geohrfeigt. Seine haselnussbraunen Augen wurden ganz dunkel, und seine Schultern versteiften sich. Wieder war sie versucht, zurückzuweichen. Zum ersten Mal in ihrem Leben vor einer Auseinandersetzung davonzulaufen.
„Es ist meine Pflicht, meinen Bruder zu beschützen“, erklärte er mit einer Endgültigkeit, die ihre Neugier weckte.
„Rafael ist erwachsen. Er braucht keinen Beschützer.“
Er hob die Hand mit dem Samtkästchen und streckte langsam die Finger aus. „Und was ist das? Warum ist mein Bruder, der amtierende Weltmeister, der so gut wie nie Fehler macht, absichtlich einem langsameren Wagen hinten reingefahren?“
Sie schnappte nach Luft. „Der Unfall war keine Absicht.“ Sie weigerte sich zu glauben, dass Rafael so leichtsinnig gewesen sein konnte. „Rafael würde nie sich selbst oder einen anderen Fahrer gefährden.“
„Mein Bruder fährt Rennen, seit er sechs Jahre alt war. Sein Können ist sagenhaft. Er wäre nie so dicht vor einer unübersichtlichen Kurve im Windschatten eines langsameren Wagens gefahren. Nicht, wenn er bei der Sache gewesen wäre.“
Sasha wusste darauf nichts zu erwidern, denn sie hatte sich selbst schon gefragt, warum Rafael so ein gefährliches Manöver gewagt hatte. „Vielleicht dachte er, er kommt damit durch“, meinte sie halbherzig.
Er schloss die Hand um das Kästchen und atmete tief durch. „Oder vielleicht war ihm alles egal. Vielleicht war es für ihn schon zu spät, als er ins Cockpit stieg?“
Blankes Entsetzen erfasste sie. „Natürlich nicht. Warum sagen Sie das?“
„Er hat mir eine Stunde vor dem Rennen eine SMS geschickt, in der steht, dass er bekommen wird, was er will. Um jeden Preis. “
Sasha gefror das Blut in den Adern. „Ich … nein, das kann er nicht gesagt haben! Außerdem meinte er nicht …“ Sie biss sich auf die Lippe, um den Wortfluss zu stoppen. Trotz ihres Streits würde sie Rafael nicht verraten. „Wir sind nur Freunde.“
„Sie sind Gift für ihn.“ Mit einer Handbewegung erstickte er ihren Protest im Keim. „Aber damit ist jetzt Schluss.“
Er ließ die Schachtel mit dem Verlobungsring in die Tasche zurückgleiten und kehrte zum Tisch zurück, auf dem diverse Unterlagen ausgebreitet lagen. Er suchte, bis er die richtigen Dokument fand.
„Ihr Vertrag endet nächste Saison.“
Von der Macht seiner Worte noch immer wie gelähmt, starrte Sasha ihn an.
„Meine Anwälte werden die Einzelheiten der Abfindung in den nächsten paar Tagen klären. Aber das Team Espiritu braucht Ihre Dienste ab jetzt nicht mehr.“
Wie durch einen Eimer kaltes Wasser wurde sie aus ihrer Lähmung geweckt.
„Sie feuern mich, weil ich mich mit Ihrem Bruder angefreundet habe?“
Am Rande ihres Bewusstseins registrierte Sasha den hysterischen Ton ihrer Stimme, doch sie scherte sich nicht darum. Sie hatte zu hart gearbeitet, zu lange um diese Chance gekämpft, um sich von ein bisschen Hysterie beirren zu lassen. Und wenn sie wie am Spieß schreien musste, sie würde Marco de Cervantes dazu bringen, ihr zuzuhören. Nachdem sie jahrelang Geflüster hinter ihrem Rücken und offenes Mobbing überstanden hatte, würde sie sich nicht so leicht ins Abseits stellen lassen. Nicht jetzt, wo die Chance, den Ruf ihres Vaters zu rehabilitieren, die Chance, ihr eigenes Können zu beweisen, so nah war.
„Würden Sie bitte kurz mal darüber nachdenken, wie absurd das Ganze ist? Wollen Sie das wirklich durchziehen?“, fragte sie und reckte das Kinn, als er sich zu ihr umwandte.
„Was durchziehen?“, fragte er, ohne aufzublicken.
„Diese sexistische, diskriminierende Nummer. Oder wollen Sie Rafael auch feuern, wenn er aufwacht?“
Sein Blick verhärtete sich. „Ich führe dieses Team seit fast zehn Jahren, und noch nie hat jemand ungestraft für so viel Ärger gesorgt.“
„Was meinen Sie mit ungestraft ?“
„Vor drei Monaten habe ich Rafael vor Ihnen gewarnt“, erklärte er, ohne den Anflug eines schlechten Gewissens. „Ich habe ihm gesagt, er soll sich von Ihnen fernhalten.“
Zorn loderte in ihr. „Wie können Sie es wagen?“
Er zuckte nur die Schultern. „Leider ist Rafael so gestrickt, dass er alles, was nur annährend verboten ist, unbedingt haben
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