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Komm her, Kleiner

Komm her, Kleiner

Titel: Komm her, Kleiner
Autoren: Lola Lindberg
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Temperatur in Sekundenschnelle auf den Nullpunkt zu sinken schien. Die Tür flog auf, und Heiner Dollbeck stürmte herein. Er baute sich vor Maria auf. Sein ansonsten so gutmütiges Gesicht schien augenblicklich nur eins zu fordern: die Exekution seiner wohl talentiertesten, aber im Moment ungemein anstrengenden Synchronsprecherin.
    „Maria, Schatz, wie oft soll ich dir noch sagen, dass es bei diesen Filmen nun wirklich nicht darauf ankommt, was die Leute sagen! “, knurrte er sein Gegenüber an. „Die Zuschauer wollen sehen, wie gefickt, gefickt, gefickt wird – was sie ganz sicher nicht wollen, sind Texte! Und du sprichst genau das, was im Drehbuch steht. Ist das jetzt klar?“
    Maria zuckte nur mit den Achseln. „Schon klar, Heini.“ Gerade als sich dieser abwenden wollte, fügte sie spitz hinzu: „Ich wollte nur kurz darauf hinweisen, dass Hengst wohl angebrachter wäre, denn sie ist doch schließlich schon das Tier . Mit ein bisschen gutem Willen könnte man das Drehbuch dann sogar sprachlich ausgereift nennen. Ist ja ansonsten ganz gelungen – der verfickt fette Fickriemen im ersten Akt ist wirklich eine tolle Alliteration.“
    Dollbecks Gesicht nahm schlagartig die Färbung einer reifen Tomate an. „Leute, wir machen einen Moment Pause. Unsere Diva braucht wohl ein wenig frische Luft!“ Dann stürmte er von dannen; fast hatte man das Gefühl, er hinterließe einen Kondensstreifen.
    „Komisch“, sagte Maria mit einem Lächeln. „Sieht mehr so aus, als würde er eine Auszeit brauchen. Steffen?“ Sie spähte durch die Glasscheibe hinter ihr in den Technikraum. Der Tonmann grinste sie an und drückte eine Taste. Ein kleines Knacken war zu hören, dann seine Stimme: „Maria, muss das sein? Heiner hat recht, wir sind wirklich schon ziemlich hinterher und müssen hier heute bis Mitternacht fertig werden.“
    „Na und, wo ist das Problem?“ Maria schaute auf ihre schmale Armbanduhr. „Es ist gerade mal zehn. Was kommt denn noch? Das arme Kind hat dem alten Sack nun schon einen geblasen, ist auf ihm geritten, dann hat er sie von vorne genommen, jetzt von hinten – wir müssten doch bald durch sein, oder kann der Hengst Kunststückchen?“
    Wieder ein Knacken, dann ein Seufzen. „Maria, hast du dir den Text vorher nicht angesehen? Er macht ihr noch einen Tittenfick, dann bläst sie ihn wieder, er nimmt sie noch mal anal, bevor er ...“
    Abwehrend hob Maria die Hände in die Höhe. „Schon gut, schon gut, ich muss das nicht auch noch hören, bevor ich es sehe. Und ich entschuldige mich in aller Form.“ Dann streckte sie sich, gähnte herzhaft und ging in Richtung der Tür, die genau wie die Wände um sie herum dick gepolstert war. Dabei fiel ihr ein, dass sie nicht allein im Raum war.
    Maria drehte sich um, sah den jungen Mann an, der die ganze Zeit über still vor seinem Mikrophon gesessen hatte, und fragte: „Und? Auch ’nen Kaffee?“
    „Äh ... gerne.“
    „Schwarz?“
    „Mit Zucker!“, bat er. „Wenn’s geht.“
    „Geht alles, Junge.“ Und zu sich gewandt: „Mit Zucker. Ein ganz Süßer ...“ Dann verließ sie den Raum.
     
    ***
     
    Ich bin 22, ich synchronisiere den ersten Porno meines Lebens, und ich habe eine Erektion. Eine ziemliche sogar. Und zwar sicher nicht, weil der Film so besonders gut wäre. Im Gegenteil: Die Abenteuer von Sexy Mandy, wie das blonde Gift in diesem Film heißt, lassen mich so kalt, wie sich ihre enormen Silikonbrüste wahrscheinlich anfühlen. Aber von dem Moment an, als Maria zum ersten Mal den Mund aufmachte, um Mandys Betteln nach Penetration eine Stimme zu verleihen, war es um mich geschehen.
    Marias Stimme hatte sich ganz unspektakulär angehört, als sie vor einer Stunde ins Studio gerauscht war und nicht nur mich mit einem „Hallo, ich bin Maria, freut mich, dich kennenzulernen, Heini, was ist denn mit dem Klaus, kann der heute nicht, Steffen, mein Schöner, wie wunderbar, dich zu sehen“ begrüßte. Ich hatte nur kurz von meinem Script aufgeschaut: Sexy Mandy und ihre feuchten Abenteuer sollte mein erster Porno sein, und auch wenn sich mein Text größtenteils auf mehr oder weniger grobe Aufforderungen zum Stellungswechsel beschränkten, war ich nervös und wollte so gut vorbereitet sein, wie es nur ging. Leise sprach ich das abschließende „Baby, das war ein geiler Ritt!“ wie ein Mantra vor mich hin und versuchte, so viel Brunft und Befriedigung wie möglich in diesen Text zu packen.
    Nach dem Soundcheck war das Licht in der Kabine
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