Komm, ich zeig dir die Liebe
enttäuscht.
„Möchtest du einen schönen Traum oder das wirkliche Leben?”
„Einen schönen Traum”, erwiderte Kathy leise.
„Du grübelst zu viel”, meinte Tina sanft. „Du solltest dich mehr auf deine Gefühle verlassen. Wenn du ihn wirklich liebst, dann lauf jetzt nicht davon.”
„Aber wer garantiert mir, dass es auch klappt?”
Tina kaute an einem Chip. „Nichts ist sicher, nirgendwo. Zum Beispiel könnte ein Meteor genau über diesem Restaurant abstürzen und uns alle innerhalb von Sekunden vernichten.”
Kathy musste über die Phantasie ihrer Freundin lächeln. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert?”
Tina zuckte die Achseln. „Das ist doch egal, oder?” gab sie trotzig zurück. „Es könnte jedenfalls passieren.”
Möglicherweise, aber nicht wahrscheinlich. Aber eine Ehe war auf jeden Fall ein Risiko, ganz egal, wie man dazu stand. „Da ist außerdem noch etwas”, erklärte Kathy.
„Was denn?”
„Unsere Beziehung beruht darauf, dass er auf meine Hilfe angewiesen ist. Wegen Maegan.”
„Aber du liebst sie doch, oder?”
„O ja.” Das Zusammensein mit dem kleinen Mädchen bedeutete Kathy sehr viel. Maegan befriedigte ihre lange verdrängten mütterlichen Gefühle. Und sie bedauerte es schon jetzt, dass sie nicht mitbekommen würde, wie sie groß wurde. Der erste Schultag, die erste Verabredung mit einem Jungen, der erste Tanz … Von all dem würde sie nichts mehr wissen.
Wenn sie Brian verlassen würde, würde sie auch seine Tochter nicht mehr sehen. „Aber das ist keine ausreichende Basis für eine gute Beziehung.”
„Es gibt schlechtere. Außerdem ist das doch nur der Beginn gewesen, denn schließlich …”
„Was?” unterbrach Kathy sie schnell. „Es hat sich nichts geändert, ich passe immer noch auf Maegan auf. Er geht zur Arbeit, kommt nach Hause und holt seine Tochter bei mir wieder ab.”
„Und er schläft mit dir auf deinem Sofa”, ergänzte Tina.
„Einmal. Na gut, zweimal.”
„Zweimal?” Tina seufzte. „Es scheint dich ja ganz schön erwischt zu haben.”
„Das ist eben das Problem.”
„Ich sehe da kein Problem. Im Gegenteil, es ist doch alles ganz einfach.” Tina beugte sich vor. „Entweder schnappst du dir den Marine und genießt dein Leben …”
„Oder… was?”
„Oder du verkriechst dich für immer in dein Mäuseloch und entsagst der Liebe, weil du zu fixiert darauf bist, was alles passieren könnte.”
„Darf ich dich daran erinnern, dass ich in ungefähr einer Woche nach Las Vegas fliegen und Trauzeugin bei der sechsten Eheschließung meiner Mutter sein werde?”
Tina lächelte. „Weißt du, was mich wundert? Dass eine Frau, die so leidenschaftlich lieben kann wie deine Mutter, eine Tochter hat, die alles tut, um der Liebe aus dem Weg zu gehen.”
In diesem Moment servierte die Kellnerin ihnen das Essen.
„Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll”, flüsterte Kathy, nachdem die Kellnerin sich wieder entfernt hatte.
Tina streichelte ihrer Freundin die Hand. „Bitte tu mir einen Gefallen, Kathy. Folg ein einziges Mal in deinem Leben dem Ruf deines Herzens, und lass das Grübeln sein.”
Während Tina zu essen anfing, saß Kathy einen Moment lang regungslos da und dachte darüber nach, was ihre Freundin ihr gerade geraten hatte. Natürlich war sie in großer Versuchung, ihrem Herzen zu folgen. Aber sie fürchtete sich vor dem, was sie erwarten könnte.
Denn sie war sich nicht sicher, ob sie stark genug sein würde, diese Herausforderung zu bestehen.
Wieder trat Brian in den verlassenen Hausflur, um nachzusehen, ob Kathy inzwischen nach Hause gekommen war. Doch nichts wies darauf hin. Wo bleibt sie nur? fragte er sich nicht zum ersten Mal an diesem Abend.
Seine schlechte Laune übertrug sich nun auch auf Maegan, die er auf dem Arm hielt.
Schon fing sie leise an zu weinen, und bestimmt würde es nicht mehr lange dauern, und ein lauter Schrei würde folgen.
Vorsorglich fing er schon einmal an, sie hin und her zu schaukeln, und stellte fest, dass er sich darin in den vergangenen zwei Wochen gut hatte üben können. Außerdem hatte er sich in dieser kurzen Zeit unsterblich in seine kleine Tochter verliebt. Lächelnd betrachtete er ihr entrüstetes Gesicht. Ging es nur ihm so? Oder war sie wirklich so süß, wie er sie fand?
Das Wiegen war vergeblich gewesen. Der kleine Mund öffnete sich, und ein kläglicher Schrei ertönte.
„Ist schon gut, mein Schneckchen”, flüsterte er. „Mach dir keine
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