Komm mit auf die Insel unserer Liebe
schmerzliche Erinnerungen in ihr auf. Sie hatte früher gerne bunte Kleider und dazu Modeschmuck getragen, in der Zeit, als sie noch mit Jace zusammen war. Und ihm hatte dieser Hippie-Stil gefallen, das hatte er ihr oft genug gesagt. Aber diese Zeiten waren längst vorbei, und Allie hatte recht. Eleanor war nicht mehr das ungezwungene und ungestylte junge Mädchen von damals, sondern eine Frau, die sich elegant und stilvoll kleidete und auf ein makelloses Äußeres achtete. Nachdem sie Jace und danach auch noch ihr Baby verloren hatte, hatte sie ihr altes Leben abgelegt und war ein anderer Mensch geworden.
Sie nickte Allie lächelnd zu. „Hast recht, lass uns einfach durch die Stadt bummeln und den Sonnenschein genießen. Ich bin wirklich nicht der Typ für flippige Klamotten.“
Als Eleanor am Montagmorgen ihr Büro betrat, erwartete sie eine Überraschung. Mitten auf dem Schreibtisch stand eine große Vase mit einem wunderschönen Blumenstrauß. Zwischen weißen und lilafarbenen Lilien und Sternhyazinthen steckte eine Karte, und Eleanor zog sie vorsichtig heraus. Es tut mir leid, stand darauf geschrieben. Das konnte nur von Jace sein. Was tut ihm leid? fragte Eleanor sich. Dass er mich geküsst hat oder dass …?
„Sieh an, sieh an …“
Eleanor fuhr zusammen und drehte sich herum. An der Tür stand Lily und lächelte triumphierend. „Das muss ja eine tolle Party gewesen sein, wenn man nach diesem Wahnsinnsblumenstrauß gehen kann.“
„Guten Morgen“, grüßte Eleanor verlegen. „Ja, ich glaube, die Feier hat Mr Zervas sehr gefallen.“
„Er hat mich gleich am Samstagmorgen angerufen, um mir mitzuteilen, wie begeistert er von deiner Arbeit war. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.“
„Das freut mich“, erwiderte Eleanor matt.
Lily kniff die Augen zusammen und musterte sie prüfend. „Ist was nicht in Ordnung? Du siehst irgendwie so mitgenommen aus, dabei hattest du doch das ganze Wochenende frei.“
Eleanor klappte die Karte zu und legte sie auf den Schreibtisch. „Ach, ich fühle mich nur etwas schlapp, das ist alles. Die Tage vorher waren ziemlich anstrengend.“
„Das ist auch wieder wahr“, räumte Lily ein. „Dann nimm dir ruhig auch noch für heute frei und ruh dich etwas aus.“
Doch Eleanor schüttelte den Kopf. Sie brauchte nicht noch mehr Zeit, um über Jace nachzugrübeln, und außerdem wollte sie ihren missgünstigen Kolleginnen Jill und Laura nicht die Chance geben, ihr die besten Kunden wegzuschnappen. „Danke, Lily, das ist nett von dir, aber es ist wirklich nicht nötig“, lehnte sie deshalb ab. „Ich habe noch einiges nachzuholen, was in der letzten Woche liegengeblieben ist.“
Lily zuckte die Schultern. „Wie du meinst. Bis später dann.“
Nachdem sie gegangen war, machte Eleanor sich gleich an die Arbeit, doch immer wieder kehrten ihre Gedanken zu Jace zurück. Wenn sie ihn bloß aus ihrem Kopf verbannen könnte! Sie wollte nicht ständig an ihn denken und sich nach ihm sehnen, aber genau das war der Fall. Eleanor kam gegen ihre Gefühle einfach nicht an.
Kurz vor Dienstschluss, es war schon halb sechs abends, klingelte das Telefon. „Eleanor Langley, was kann ich für Sie tun?“, meldete sie sich wie gewohnt.
„Hallo Ellie.“
Allein schon seine Stimme löste bei Eleanor ein Prickeln aus, und sie musste sich eingestehen, dass sie den ganzen Tag auf diesen Anruf gewartet hatte. „Hallo Jace“, erwiderte sie mit klopfendem Herzen.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich morgen zurück nach Griechenland fliege.“ Es herrschte eine kurze Stille in der Leitung, dann fuhr er fort. „Und dass es mir leidtut. Ich meine, dass ich dich draußen auf der Straße so … überrumpelt habe. Das hätte ich nicht tun sollen.“
Eleanor kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Jace fuhr zurück nach Griechenland, und sie konnte ihn vorher nicht mehr sehen. „Du hast dich doch schon entschuldigt“, sagte sie mit einem Kloß im Hals. „Mit den schönen Blumen.“
„Gefällt dir der Strauß?“
„Sehr.“ Nun rollten ihr die Tränen doch über die Wangen, und sie war froh, dass es niemand sah. Am liebsten hätte sie Jace gefragt, ob er nicht noch einen Tag länger bleiben konnte, aber sie wagte es einfach nicht.
„Dann … müssen wir uns jetzt wohl verabschieden, denn ich habe nicht vor, nach New York zurückzukehren.“
Eleanor hatte das Gefühl, als würde jemand mit einem Messer in ihrem Herzen wühlen. „Und was ist mit Atrikides
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