Komm mit mir nach Caracas
Haus einrichten."
Sie blinzelte verwirrt. „Ich könnte niemals ..."
„Por Dios ... Frag dich mal, ob du fair bist. Wenn das Kind seine Mutter braucht, dann braucht es auch seinen Vater. Und es wird alles erben, was ich besitze", erinnerte er sie ebenso stolz wie ungeduldig.
„Geld ist nicht alles, Raul..."
„Ich rede von einem Lebensstil, den du dir nicht einmal im Entferntesten vorstellen kannst", konterte er trocken, woraufhin sie errötete. „Denk doch praktisch, Polly. Mein Kind muss sein venezolanisches Erbe, die Sprache, Land und Leute, kennen lernen.
Ich habe nicht die Zeit, so oft nach England zu kommen, um eine Beziehung zu meinem Kind aufzubauen."
Polly versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, in Venezuela zu leben: Raul finanzierte ihren Lebensunterhalt, kam und ging, wann es im passte, während er eine blonde Freundin nach der anderen hatte. Und irgendwann würde er heiraten, davon war sie überzeugt. Sie würde immer eine Außenseiterin sein, weder Familie noch Freunde haben, und alle würden glauben, sie wäre eine ehemalige Geliebte. Niemals würde sie in der Lage sein, ein solches Leben zu führen.
„Raul... Ich möchte mit meinem Kind in England bleiben. Ich möchte nicht in Venezuela leben, wo du mich auf Schritt und Tritt überwachst. Du hast das Recht, an der Entwicklung deines Kindes teilzuhaben ... aber anscheinend vergisst du, dass es dabei auch um meine Zukunft geht. Irgendwann wirst du heiraten und noch mehr Kinder bekommen ..."
Raul atmete scharf aus. „Lieber würde ich sterben als heiraten!"
„Aber ich werde bestimmt nicht allein bleiben", gestand sie.
„Das ist Erpressung, Polly!" Vor Zorn war er blass geworden, und seine Augen blitzten. „Ich will nicht, dass irgendein anderer Mann mein Kind großzieht."
Nun wurde sie auch wütend. Glaubte er wirklich, er könnte von ihr verlangen, dass sie in den nächsten zwanzig Jahren wie eine Nonne lebte?
Polly straffte sich und stand auf. „Du bist so unglaublich egoistisch!" warf sie ihm vor.
Sichtlich verblüfft, kam er auf sie zu. „Ich fasse nicht, dass du es wagst, mir das an den Kopf zu werfen ..."
„Wie du selbst gesagt hast, bist du es gewohnt, von den Leuten nur das zu hören, was du hören willst", konterte sie. „Ich gehöre jedenfalls nicht dazu."
„Ich wollte dir gegenüber fair sein ..."
„Und was bringst du für Opfer?" rief sie, bebend vor Zorn. „Du bist ein Playboy und genießt deine Freiheit, stimmt's?"
„Warum nicht?" erwiderte er ungerührt. „Schließlich schwöre ich den Frauen keine ewige Liebe oder mache irgendwelche Versprechungen ..."
„Weil du es nie musstest, nicht? Wenn ich dich so reden höre, verachte ich die Frauen, obwohl ich selbst eine bin. Aber am meisten verachte ich dich, Raul." Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten. „Mit deiner Doppelmoral bist du nicht besser als ein Neandertaler! Du willst dieses Kind, aber dein Kinderwunsch ist nicht so stark, dass du bereit bist, wie andere Männer auch eine Verpflichtung einzugehen. Und was bietest du mir an?"
„Die einzigen beiden Lösungen, die es gibt. Und ich werde mich nicht bei dir entschuldigen, denn du willst den Tatsachen nicht ins Auge blicken", sagte Raul scharf.
„Das nennst du ,Tatsachen'? Was habe ich denn für eine Wahl? Entweder muss ich mein Kind fast völlig aufgeben oder wie eine Nonne in Venezuela leben."
Er warf ihr einen grimmig-amüsierten Blick zu. „Willst du lieber mit jedem schlafen?"
„Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du genau!"
„Aber du würdest ohne diese albernen Dinge wie idealistische Liebe und ewige Treue auch nicht das Bett mit mir teilen, stimmt's, querida ?" fragte er leise, woraufhin sie förmlich erstarrte. „Du siehst, wir haben beide ganz unterschiedliche Vorstellungen."
Polly wurde aschfahl. „Ich will nicht das Bett mit dir teilen."
„O doch, das willst du. Das Verlangen war von Anfang an da."
Entsetzt wich sie zurück. „Nein ..."
„Ich habe die Situation nicht ausgenutzt, weil mir klar war, dass du hinterher nur weinen würdest."
„Von wegen. Vielleicht hätte ich dich fallen lassen!" konterte sie verächtlich. Am liebsten hätte sie ihn umgebracht. „Und ich bin nicht so leicht zu haben wie die blonden Püppchen, mit denen du dich umgibst und die alle austauschbar sind."
„Das ist wirklich bewundernswert", bemerkte Raul kühl. „Du hast so strenge Moralvorstellungen, gatita . Aber da ich ja vorgewarnt war, habe ich in Vermont bewusst Distanz
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