Komm mit mir nach Kreta
auf sie ein, und Sophie lächelte ihn bewundernd an. Unvermittelt fühlte Costas einen heftigen Stich, er atmete scharf ein. Ein Gefühl von Unbehagen traf ihn bis ins Mark.
Was war das?
Eifersucht?
Nein, unmöglich! Er kannte Sophie kaum. Hatte keinen Anspruch auf sie. Kein Interesse an einer persönlichen Beziehung. Der Gedanke war lächerlich.
Costas steckte sein Handy in die Hosentasche und ging weiter. „Fertig?“, fragte er schroff.
Sofort nahm Yiorgos Haltung an. Sophies Lächeln verschwand, und sie sah weg.
Wütend fragte sich Costas, warum er so enttäuscht war. Er hatte doch erreicht, was er wollte: die Chance, Eleni zu retten. Das allein war wichtig. Er brauchte weder das Lächeln noch die Gesellschaft dieser Frau. Aber seine körperliche Reaktion auf sie war beunruhigend. Besonders für einen Mann wie ihn, der sich nur auf sich selbst verließ; der eher zweifelte als vertraute; der sich lieber beherrschte statt sich einer Leidenschaft hinzugeben.
Costas wartete, bis Sophie im Auto saß, dann nahm er neben ihr auf den Rücksitz Platz. Während der Fahrt wies er Sophie auf die Sehenswürdigkeiten von Heraklion hin, erzählte von seiner Geburtsstadt. Detailliert, informativ und völlig unpersönlich, ohne sie auch nur ein einziges Mal anzuschauen. Er wollte Distanz aufbauen, sich auf seine Rolle als Gastgeber beschränken. Nur so würde er die kommenden Tage mit ihr in einem Haus verbringen können.
Sophie hörte zu, wie Costas das geschäftige Treiben im Hafen beschrieb und über Geschichte und Kultur Heraklions berichtete. Er liebte seine Heimat wirklich. Trotz seines Engagements war eine Wandlung mit ihm vorgegangen. Er wich ihrem Blick aus, sein Ton blieb sachlich wie der eines Fremdenführers.
Hatte sie ihn durch irgendetwas beleidigt oder gekränkt? Aber Sophie fiel nichts ein, was ihr sein verändertes Benehmen erklären konnte.
Aber was auch immer der Grund war, mit diesem distanzierten Costas Palamidis wurde sie besser fertig als mit dem Mann, dem sie in Sydney gegenübergestanden hatte. Dessen Leidenschaft sie geängstigt und gleichzeitig fasziniert hatte. Gegen seine starke Persönlichkeit und seine dunklen Emotionen war sie machtlos gewesen. Sophie redete sich ein, froh über seine Reserviertheit zu sein.
Wenige Minuten später fuhren sie vor einer großen und modernen Villa vor. Noch nie zuvor hatte Sophie so ein Haus gesehen, geschweige denn betreten. Ein einziger Blick zeigte ihr, dass Costas zu den Superreichen der Welt gehörte.
Die imposante Haustür ging auf, und eine grauhaarige Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm kam heraus. Sobald sie anhielten, stieg Costas aus dem Auto. Durch die getönte Scheibe beobachtete Sophie, wie er über den Kies auf die beiden zulief und das zerbrechlich aussehende Mädchen in die Arme nahm. Es konnte höchstens drei oder vier Jahre alt sein, war sehr blass. Der kahle Kopf zeugte von seiner schweren Behandlung. Bei dem Anblick schnürte es Sophie die Kehle zu, und sie bemühte sich, ihre aufsteigenden Tränen herunterzuschlucken. Bitte lass mich der Kleinen helfen können!, dachte sie.
Yiorgos öffnete die Tür auf ihrer Seite.
Als Sophie aus dem Auto stieg, wurde ihr bewusst, wie erschöpft sie war. Es lag nicht nur an dem langen Flug. Auch die hohen Erwartungen, die in sie gesetzt wurden, zehrten an ihr. Langsam ging sie auf das Haus zu, denn sie mochte das Wiedersehen Costas’ mit seiner Familie nicht stören.
Doch er schien sie bereits gehört zu haben, denn Costas drehte sich um und kam auf sie zu. Bewegt blieb Sophie stehen. Jetzt, da er seine Tochter im Arm hielt, sah er ganz anders aus. Jünger, vitaler und unglaublich sexy. Seine Augen strahlten vor Liebe, und seine Gesichtszüge wirkten sanft und empfindsam. Beunruhigt erkannte Sophie, dass dieser neue Costas sie sogar aus zehn Metern Entfernung völlig aus dem Gleichgewicht bringen konnte.
Eleni starrte sie lange an, dann zappelte sie in Costas’ Armen und streckte die Arme nach Sophie aus.
„Mamá!“ ,rief das kleine Mädchen unmissverständlich.
5. KAPITEL
Dass Eleni sie für ihre Mutter hielt, hatte Sophie einen Schock versetzt. Dankbar trank sie den heißen Kaffee, den man ihr brachte. Er war zu süß für ihren Geschmack, aber in dieser Situation genau das, was sie brauchte. Angestrengt lauschte sie den leisen Worten aus der Eingangshalle. Mrs. Palamidis sprach auf dem Weg nach draußen mit ihrem Sohn.
Zum ersten Mal verwünschte sich Sophie dafür, dass ihr
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