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Komm mit mir nach Kreta

Komm mit mir nach Kreta

Titel: Komm mit mir nach Kreta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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Griechisch so schlecht war. Ihre Mutter hatte sie als Kind immer wieder in Sprachkurse geschickt. Aber nachdem Sophie alt genug gewesen war, um den Bruch zwischen ihrer Mutter und der Familie in Griechenland zu begreifen, hatte sie sich geweigert, weiter daran teilzunehmen. Jetzt hätte sie viel darum gegeben, zu verstehen, was Mrs. Palamidis zu Costas sagte. Und was er antwortete.
    Seine Mutter war ruhig und verständnisvoll mit dieser peinlichen Situation umgegangen. Mitfühlend hatte sie Sophie in ein elegantes Wohnzimmer geführt und sich für den Irrtum entschuldigt. Costas war mit seiner Tochter noch oben gegangen, um sie für den längst überfälligen Mittagsschlaf ins Bett zu bringen.
    Aber jetzt war Mrs. Palamidis gegangen. Sophie würde mit Costas allein sein. Und später mit ihm und Eleni. Die ser Moment, als die Kleine ihr aufgeregt Mamá zugerufen hatte … Sophie fröstelte bei der Erinnerung. Fassungslos hatte sie zu Costas geschaut, seine gequälte Miene wahrgenommen und erkannt, dass auch er an seine verstorbene Frau dachte. Sophie war erschüttert.
    Warum hatte er ihr nicht gesagt, dass sie ihrer Cousine so ähnlich sah? Hatte er befürchtet, sie würde sich dann weigern, nach Griechenland zu kommen?
    Es gab kein Entrinnen. Costas’ Entschlossenheit, seine Tochter zu retten. Das kostbare Erbgut, das Sophie mit Eleni verband. Die unheimliche Ähnlichkeit mit einer Toten. Familiäre Bande, die eine halbe Welt überbrückten und sich trotz der Hochmütigkeit eines alten Mannes nicht leugnen ließen.
    Sophies Augen füllten sich mit Tränen, als sie daran dachte, wie wichtig ihrer Mutter der Kontakt mit ihrer Familie gewesen war. Es wäre für sie selbstverständlich gewesen, dass Sophie sofort nach Griechenland flog – auch wenn dadurch alte Wunden wieder aufgerissen würden. Das Leben eines Kindes stand auf dem Spiel – was bedeuteten da schon dumme Familienstreitigkeiten. Zwangsläufig musste sie an ihren Großvater denken, der sich in einem Krankenhaus auf dieser Insel von seinem Schlaganfall erholte. Aber so weit reichte ihr Mitgefühl nicht. Sie wollte nichts wissen von dem Mann, der ihre Mutter verstoßen hatte.
    Sophie nahm eine Bewegung auf der anderen Seite des großen Wohnzimmers wahr und sah auf. Costas stand an der Tür. „Deine Mutter ist gegangen?“
    „Ja. Meine Eltern leben ein paar Kilometer von hier entfernt.“
    Also waren sie allein. Costas und sie. Der Gedanke machte Sophie nervös.
    Langsam ging Costas durch das Zimmer bis zu dem Sofa, auf dem sie saß. Er stellte sich direkt neben sie, und Sophie musste sich zusammennehmen, um nicht unwillkür lich zur Seite zu rücken. Als er spöttisch die Augenbrauen hochzog, wusste sie, dass er ihr Unbehagen bemerkt hatte. Dann runzelte er die Stirn und setzte sich auf ein Ledersofa ihr gegenüber.
    „Ich entschuldige mich dafür, dass deine Ankunft so … schwierig war“, sagte er langsam. „Wenn ich geahnt hätte, wie Eleni auf dich reagieren würde, hätte ich meine Mutter gebeten, sie vorzubereiten.“
    Er hatte sie in eine entsetzliche Lage gebracht, aber sein Bedauern schien echt zu sein, und Sophies Verärgerung verschwand. „Schon gut“, erwiderte sie. „Ich war nur so überrascht.“
    „Mehr als das, dessen bin ich sicher. Du bist kreide bleich geworden, als Eleni dich Mamá genannt hat. Ich hätte …“
    „Jetzt ist es ja vorbei“, unterbrach ihn Sophie. „Du hast es ihr doch erklärt? Sie glaubt nicht länger …?“
    „Nein. Ich habe ihr klargemacht, dass du ihrer Mutter so ähnlich siehst, weil ihr Cousinen seid. Eleni hat verstanden, dass du ein ganz besonderer Gast bist, der um die halbe Welt gereist ist, um sie zu besuchen. Ich wundere mich, dass sie trotz ihrer Aufregung eingeschlafen ist. Sie brennt darauf, mit dir zu spielen.“
    „Aber es wäre wohl …“
    „Hast du Angst davor, ein bisschen Zeit mit ihr zu verbringen?“, fragte Costas missbilligend. „Eleni ist ein recht einsames kleines Mädchen. Wegen ihrer Krankheit hat sie kaum Kontakt zu anderen Kindern. Und jetzt ist sie natürlich neugierig auf dich. Ist das denn zu viel verlangt?“
    „Ich wollte nur sagen, dass ich ja bald wieder abreise und es besser wäre, ihren normalen Tagesablauf nicht durcheinanderzubringen.“
    Tatsächlich ging es um mehr. Sophie wollte Abstand halten zu Eleni. Was sollte werden, wenn sie das kleine Mäd chen lieb gewinnen, aber als Spenderin nicht geeignet sein würde? Wie sollte sie mit diesem Schmerz umgehen?

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