Komm mit mir nach Kreta
Augen getrieben und sie im Schein der Nachttischlampen dabei aufmerksam beobachtet. „Ich will dich sehen“, hatte er gesagt. Als sie sah, wie er ihretwegen die Beherrschung verlor, verstand sie, was er meinte.
Kein Wunder, dass sich Sophie jetzt so unbeschreiblich gut fühlte.
Es ging nicht nur um den Sex. Inzwischen war die Bindung aneinander so stark, dass Costas sie ganz sicher eben so deutlich wahrnahm wie sie. Sophie wusste es einfach.
Wenn er aufwachte, würden sie vielleicht Zeit für ein Gespräch haben, für Erklärungen.
Zufrieden kuschelte sich Sophie in die Laken. Es dauerte eine Weile, bis ihr bewusst wurde, dass sie Costas nicht spürte. Zum ersten Mal nicht, seit sie sich am Strand geliebt hatten. Die ganze Nacht war er nahe gewesen, hatte sie berührt, umarmt, gestreichelt, gereizt.
Sophie tastete mit dem Fuß über die Matratze.
Nichts.
Stirnrunzelnd streckte sie den Arm bis zur anderen Bettseite aus.
Der Platz neben ihr fühlte sich kalt und leer an.
Vielleicht war er im Bad? Hören konnte sie nichts. Aber die Räume waren schalldicht. Costas hatte ihr in der Nacht versichert, sie könne so laut sein, wie sie wolle. Nur er würde es hören. Ihr brannte das Gesicht bei der Erinnerung.
Sophie öffnete die Augen und sah, dass es schon spät war. Oben und an den Seiten waren die Vorhänge von strahlendem Sonnenschein eingefasst. Sie drehte sich auf den Rücken und stellte fest, dass sie allein war. Ihr wurde flau im Magen. Lächerlich. Nichts war los. Wahrscheinlich stand Costas unter der Dusche. Vielleicht wartete er sogar auf sie.
Energisch warf Sophie das Laken zurück, stand auf und ging zum Badezimmer. Vor der Tür hielt sie plötzlich inne. Wie albern, schimpfte sie sich. Nach allem, was in der vergangenen Nacht zwischen ihnen passiert war, hatte sie keinen Grund, schüchtern zu sein. Dennoch klopfte sie an.
Keine Antwort.
Sophie klopfte noch einmal, wartete darauf, dass Costas aufmachte und sie verführerisch anlächelte. Schließlich öffnete sie die Tür und ging hinein. Das Bad war leer. Wieder kam dieses flaue Gefühl im Magen. Wahrscheinlich hatte sie einfach Hunger. Sicher war Costas auf dem Balkon, um frische Luft zu schnappen. Erwartungsvoll ging Sophie hinüber und zog die Vorhänge ein Stück auf. Die Glastür stand offen, aber auch der Balkon war verlassen. Nun, dann holte er ihnen wohl gerade etwas zu essen. Sophie wandte sich zum Bett um und erstarrte.
Auf dem Teppich neben der Bettseite, auf der sie geschlafen hatte, lag ein ordentlicher Stapel Kleidungsstücke. Langsam bewegte sie sich darauf zu und erkannte ein T-Shirt und die Jeans, die ein Hausmädchen am Vortag frisch gewaschen in ihren Schrank eingeräumt hatte. Dazu Slip und BH, sogar ihre Haarbürste und Sandaletten mit flachen Absätzen.
Sophie sank in den Sessel, der neben dem Bett stand. Das waren nicht die Sachen, die sie gestern getragen hatte. Costas war also in ihr Zimmer gegangen, hatte Kleidung für sie herausgesucht und sie ihr hier hingelegt. Warum hatte er sie nicht geweckt?
Was sollte das bedeuten?
Angestrengt überlegte Sophie, wie sie diese unerwartete Situation einzuschätzen hatte. Auf keinen Fall wollte sie voreilige Schlüsse ziehen. So gut kannte sie sich mit den Gepflogenheiten für den Morgen danach nicht aus. Aber andererseits hatte sie dies gar nicht für einen „Morgen danach“ gehalten. Sie war so sicher gewesen, dass hier der Anfang war und nicht das Ende.
Dumpfer Schmerz breitete sich in ihr aus. Schließlich stand Sophie auf und ging ins Badezimmer. Mit langsamen mechanischen Bewegungen duschte sie, zog sich an, bürstete sich die zerzausten Haare. Sie hoffte darauf, dass die Tür aufging und sie die schnellen energischen Schritte hörte, die ihr inzwischen so vertraut waren. Die tiefe sinnliche Stimme, mit der er sie zur Ekstase getrieben hatte.
Aber Costas kam nicht. Er wird zum Krankenhaus gefah ren sein, sagte sich Sophie. Ja, das musste es sein. Und sie schalt sich für ihr Misstrauen. Womöglich hatte sich Elenis Zustand überraschend verschlechtert! Aber dann hätte Costas ihr doch sicher eine Nachricht hinterlassen?
Immer wieder fragte sie sich, warum Costas ohne Erklärung weggegangen war, sie nicht geweckt, ihr nicht einmal einen Zettel geschrieben hatte. Warum ließ er sie so aufwachen, allein mit diesen ängstlichen Gedanken? Stirnrunzelnd blickte Sophie auf ihre Armbanduhr. Sie hatte nicht nur das Frühstück, sondern auch das Mittagessen verpasst. Völlig
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