Komm mit mir nach Kreta
Selbstbeherrschung. Eine Zeit lang hatte sie ihn sogar dazu verleitet, zu glauben, dass er mehr von ihr wollte. Mehr als sexuelle Befriedigung.
Nein, diese Frau war ihm zu gefährlich. Das erforderte einen taktischen Rückzug. Und deshalb hatte er sie heute Morgen ohne ein Wort verlassen. Costas zuckte mit den Schultern. Zugegeben, es war nicht besonders nett von ihm, Sophie alleine aufwachen zu lassen. Unter anderen Umständen hätte er sicher bessere Manieren an den Tag gelegt. Aber er wollte nicht, dass sie sich falsche Hoffnungen machte. Eine feste Beziehung kam nicht infrage.
Eine Affäre – also das war etwas völlig anderes. Immer wieder hatte er an diesem Tag nach seinen Schlüsseln gegriffen und berechnet, wie lange er brauchen würde, um nach Hause zu fahren, die Treppe hinaufzulaufen und Sophie zu finden. Vielleicht lag sie noch im Bett und wartete auf ihn, so begierig nach seinen Berührungen wie er nach ihren. Nein, inzwischen war später Nachmittag. Sie musste schon vor Stunden aufgestanden sein.
Costas war absichtlich den ganzen Tag über weggeblieben. Er wollte nicht, dass Sophie mehr von ihm erwartete, als er zu geben bereit war. Es durfte keine Missverständnisse geben: Seine Nächte würden ihr gehören, während des Tages jedoch waren andere Dinge wichtiger. Gut, er hatte zwar gerade seine letzte Sitzung abgesagt, um schneller bei Sophie sein zu können. Aber schließlich war er ein Mann und keine Maschine. Und keiner würde sich für eine Besprechung am späten Nachmittag entscheiden, wenn er stattdessen eine Frau wie Sophie haben konnte.
Dennoch nagte sein schlechtes Gewissen an ihm. Natürlich hätte er sie anrufen und ihr sagen sollen, dass er den ganzen Tag nicht zu Hause sein würde. Er hätte ihr am Morgen eine Nachricht hinterlassen oder sie sogar wecken können, als er aufgestanden war. Aber seine Angst, wieder der Versuchung zu erliegen, sich nicht von Sophie trennen zu können, war zu groß gewesen.
Ein solches Verlangen wie nach dieser Frau war für Costas neu. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. War er ein Feigling gewesen? Hatte er Sophie gekränkt?
Nein. Er hatte sich entschlossen gezeigt, vernünftig. Offen und ehrlich, wie sie war, würde Sophie das auf lange Sicht bestimmt zu schätzen wissen. Und schließlich war sie es gewesen, die am Strand auf ihn gewartet hatte. Damit akzeptierte sie also seine Bedingungen: keine emotionale Bindung, keine Zukunftspläne. Und selbst wenn sie an diesem Morgen enttäuscht gewesen sein sollte … Auch ihm war es schwergefallen, alleine aufzustehen und den Tag zu beginnen. Außerdem würde er sie ja dafür entschädigen.
Vorfreude durchströmte Costas, während er die Geschwindigkeit verringerte, mit der Fernbedienung die elektronischen Tore öffnete und auf seine Privatstraße fuhr. Von Elenis Ärzten hatte Costas am heutigen Tag gute Nachrichten erhalten. Die besten. Und er wusste, wie er das feiern würde.
Costas malte sich aus, wie Sophie nackt und begehrlich in der Mitte seines Bettes lag und darauf wartete, von ihm in Ekstase gebracht zu werden. Unbewusst gab er Gas, während er sich vorstellte, wie er ihre Leidenschaft mit Liebkosungen und Küssen von Neuem entfachte. Er begehrte Sophie wieder. So, wie er sie die ganze vergangene Nacht und den ganzen Tag hindurch immer wieder wollte. Ihre völlige Hingabe hatte ihn überwältigt, ihn dazu getrieben, mehr zu nehmen, als er jemals von einer Frau bekommen hatte. Und Sophie hatte es genossen.
„Ja, sie ist vor einiger Zeit weggegangen, ans Meer, glaube ich.“ Die Haushälterin zögerte. „Anscheinend hat sie sich nicht wohlgefühlt. Sie war sehr blass. Und sie hat nichts gegessen, überhaupt nichts.“
Eine böse Vorahnung überkam ihn. Schon als er Sophie im Haus nicht finden konnte, hatte er gespürt, dass irgendetwas nicht stimmte.
„Ach, da ist sie ja“, sagte die Haushälterin.
Auch Costas hatte die Tür gehört.
„Soll ich …?“
„Nein, schon gut.“ Er ignorierte den neugierigen Blick seiner Angestellten und wandte sich ab.
Sophie war durch die Eingangshalle nach oben gegangen. Costas lief ihr nach und stieß die Tür zu ihrem Zimmer auf. Sie trug die Sachen, die er am Morgen für sie ausgewählt hatte. Aus irgendeinem Grunde fand er das noch intimer als alle wilden Liebesspiele der vergangenen Nacht.
Zu Hause. Ich bin endlich nach Hause gekommen.
Eine überwältigende Zärtlichkeit durchflutete ihn, als er Sophie ansah. Die neue Empfindung hielt ihn
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