Komm mit mir nach Kreta
alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Yiorgos.
Sophie wischte die Tränen weg und tastete in ihrer Handtasche nach der Sonnenbrille. „Ich bin okay, danke. Die Sonne ist so grell, stimmt’s?“ Bald würden sie am Flughafen sein. Ihr Geld reichte, um nach Athen zu kommen. Dort wollte sich Sophie in der Botschaft erkundigen, wie sie den Flug nach Sydney finanzieren konnte. Man würde ihr das Geld doch sicher leihen? Sie würde es zurückzahlen, wenn sie wieder zu Hause war.
Sie hielten vor dem Terminal. Bis Sophie den Sicherheitsgurt gelöst hatte, war Yiorgos schon ausgestiegen, hatte ihren Koffer herausgeholt und öffnete ihr die Tür.
„Fühlen Sie sich wirklich gut?“ Der Fahrer runzelte besorgt die Stirn.
„Ja, danke.“ Sophie rang sich ein Lächeln ab und streckte die Hand nach dem Koffer aus.
„Nein, nein!“, rief er entsetzt.
Anscheinend war es undenkbar für ihn, Sophie alleine zu lassen. Yiorgos blieb während des Eincheckens bei ihr und wäre sicher noch länger geblieben, wenn er nicht durch einen Anruf wegbeordert worden wäre. Allein an der Haltung des Chauffeurs hatte Sophie erkannt, dass Costas am Telefon war. So nah wie jetzt würde sie dem Mann, den sie liebte, nie wieder kommen. Der Gedanke gab ihr einen Stich ins Herz.
Sie straffte die Schultern und suchte sich einen Platz. Das Warten schien endlos. Immer wieder erhob sie sich nervös von ihrem Platz und ging ein paar Schritte auf und ab. Irgendwann sah sie auf ihre Armbanduhr und erkannte, dass der Flug längst hätte aufgerufen werden müssen. Hatte sie ihn etwa verpasst?
Nein. Auf der Anzeige stand er noch. Verspätet. Sophie unterdrückte einen Fluch. Aber eigentlich spielte es ja keine Rolle. Schließlich musste sie nur bis Athen kommen und eine billige Pension für die Nacht finden. Am Morgen würde sie in der Botschaft alles Nötige für ihre Rückkehr nach Sydney regeln.
„Miss Paterson?“
Überrascht drehte sie sich um und stand zwei Männern gegenüber. Der eine trug die Uniform der Flughafenpolizei, der andere einen grauen Anzug, der sich über seinem rundlichen Körper spannte. „Ja? Ich bin Sophie Paterson.“
„Ausgezeichnet“, sagte der Mann im Anzug. „Würden Sie bitte so freundlich sein, mit uns zu kommen?“
„Was ist los? Meine Maschine soll …“
„Nichts ist los“, versicherte er ihr und führte sie durch den Wartebereich zu einer Tür. „Der Flug hat Verspätung, aber es dauert jetzt nicht mehr lange. In der Zwischenzeit haben wir eine Nachricht für Sie.“
Wer konnte eine Nachricht für sie hinterlassen haben? Sophie blickte den molligen kleinen Mann fragend an, doch er lächelte nur ölig. Dann sah sie in das ernste Gesicht des Wachmanns und bekam Angst. „Gibt es wirklich kein Problem?“
„Nein, nein.“ Der Dicke öffnete die Tür und bedeutete Sophie, voranzugehen. „Wie ich gesagt habe, nur eine Nachricht.“
Der Raum, in den man sie führte, war lediglich mit einem Tisch und zwei Stühlen ausgestattet, ein Vernehmungsraum, dachte Sophie erschrocken. Schnell drehte sie sich um und sah gerade noch, wie der Wachmann von draußen die Tür zuzog. Nun war sie mit dem Mann im Anzug allein. Sie spürte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken. „Wenn es Probleme mit meinen Papieren gibt …“
„Nein, nichts dergleichen.“ Lächelnd breitete er die Arme aus. „Bitte nehmen Sie Platz.“
„Ich bleibe lieber stehen, danke.“
„Wie Sie wünschen. Ich bin gleich wieder da.“
Und damit sperrte er eine zweite Tür auf und ging hinaus. Sophie vermutete, dass sie zu den Flughafenbüros führte. Ihr fiel auf, wie still es war. Der Raum musste schall dicht sein. Sophie konnte überhaupt nichts hören, weder die wartenden Passagiere noch die Durchsagen und auch nicht das Dröhnen der Flugzeugmotoren. Verwirrt schaute sie um sich. Warum war sie hier? Für wie lange? Was, wenn sie ihren Flug verpasste? Es war an diesem Nachmittag die einzige Verbindung nach Athen, und sie wollte auf gar keinen Fall eine weitere Nacht auf Kreta verbringen. Sophie war entmutigt.
In Panik zu geraten konnte nicht helfen. Was auch immer das Problem war, sie würde es lösen. Schließlich hatte sie nichts Unrechtes getan.
Die Tür ging auf, und Sophie wäre gestrauchelt, wenn sie sich nicht an einer Stuhllehne festgehalten hätte.
Costas kam herein. Die Wände des kleinen Raums schienen näher zu kommen, als wollten sie Sophie erdrücken. „Was willst du hier?“, fragte sie heiser.
„Ich brauche
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