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Komm mit mir nach Kreta

Komm mit mir nach Kreta

Titel: Komm mit mir nach Kreta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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hatte Sophie tatsächlich geglaubt, Costas sei gekommen, weil er selbst sie brauchte. Weil er es nicht ertragen konnte, sie gehen zu lassen. Dann hatte er Eleni erwähnt. Maßlos enttäuscht, wollte Sophie sich zuerst weigern. Aber wie könnte sie Eleni im Stich lassen? Sie liebte das kleine Mädchen, fast ebenso innig, wie sie seinen Vater liebte.
    Ein Notfall, ernst genug, um sie vom Flughafen zurückzuholen. Bei dem Gedanken verlor Sophie völlig den Mut. Sie drehte den Kopf zum Fenster und blickte hinaus, ohne viel von der Gegend wahrzunehmen.
    Auf der anderen Seite des Rücksitzes lehnte sich Costas zurück und betrachtete Sophie. Sein Herz hämmerte noch immer vor Aufregung. Er hatte ihre Abreise gerade noch rechtzeitig verhindert. Jetzt war Sophie hier, in seinem Auto. Eigentlich sollte er Befriedigung empfinden. Schließlich hatte er erreicht, was er wollte. Fast. Auch wenn er Eleni nur vorgeschoben hatte, immerhin war Sophie ihm gefolgt. Seine Anspannung ließ jedoch nicht nach.
    Sophie wirkte tiefunglücklich. Zusammengesunken saß sie da, das Gesicht von Erschöpfung gezeichnet. Costas’ Blick fiel auf ihre gefalteten Hände, und ihm schauderte. An einem Handgelenk trug sie ein breites, mit Perlen ver ziertes Armband, aber am anderen waren deutlich die Druckstellen zu sehen. Ihm wurde übel. Er hatte ihr wehgetan. Er hatte seine körperliche Überlegenheit eingesetzt, um Sophie zu beherrschen.
    Mühsam holte Costas Luft. Nie zuvor hatte er bei einer Frau Gewalt angewandt. Allein der Gedanke daran war ihm ein Gräuel. Selbst in jenen schlimmen Zeiten, als Fotini ihn bis zur Weißglut getrieben hatte, war er ihr gegenüber niemals grob geworden.
    Wie könnte Sophie ihm jemals wieder vertrauen, nachdem er sich so schändlich benommen hatte? Ein Ehrenmann tat so etwas nicht. Andererseits war es mit seiner Ehre sowieso nicht weit her, oder? Er hatte Sophie ausgenutzt. Sie war so verletzlich gewesen und hatte Anspruch auf seinen Schutz gehabt. Ein Gast in seinem Haus. Sie hatte das Leben seiner Tochter gerettet. Eine Verwandte Elenis. Eine junge Frau, die um ihre Mutter trauerte. Jeder dieser Gründe für sich genommen hätte ausgereicht, dass er höflich und behutsam mit Sophie umging. Aber nichts davon hatte ihn abgehalten.
    Costas fühlte sich schuldig. Er war kein Beschützer gewesen. Verzehrt von seinem Verlangen nach ihr und wild entschlossen, sie zu seinen Bedingungen zu bekommen, hatte er alle Skrupel beiseitegeschoben, hatte seine Ehre über Bord geworfen, um Sophie zu besitzen.
    Kein Wunder, dass sich Sophie davongeschlichen hatte, während er nicht da war. Er hätte niemals …
    „Was geht hier vor?“ Sie wandte sich ihm zu und sah ihn anklagend an. „Das ist nicht der Weg zum Krankenhaus.“
    „Nein, ist es nicht“, sagte Costas, erleichtert, dass es an der Zeit war, die Sache ein für alle Mal zu klären. „Ich bringe dich nach Hause.“

17. KAPITEL
    Nach Hause?, dachte Sophie verwirrt. Zu Hause war ein leerer Bungalow auf der anderen Seite der Welt. Und dies war die Küstenstraße zur Palamidis-Villa, dem Ort ihrer größten Hoffnungen und bittersten Enttäuschungen.
    Sie sah Costas in die Augen, und es raubte ihr den Atem. Genauso hatte er sie vorgestern Nacht angeblickt, als sie sich so wunderbar geliebt hatten. Sehnsüchtig. Aufmerksam.
    „Was ist los?“, fragte Sophie. „Warum fahren wir nicht zum Krankenhaus? Wie geht es Eleni?“
    Einen Moment lang zögerte er. „Körperlich geht es ihr außerordentlich gut. Sie wird bald zu uns nach Hause kommen. Aber sie war wegen deiner Abreise völlig verstört.“
    „Du hast mich angelogen“, flüsterte Sophie. „Du hast mir weisgemacht, Elenis Zustand habe sich verschlechtert.“
    „Ich habe nur gesagt …“
    „Ich weiß, was du gesagt hast!“, unterbrach ihn Sophie. „Wie kannst du nur so grausam sein? Du hast mich denken lassen …“ Plötzlich schien er viel näher zu sein, seine breiten Schultern und sein unwiderstehliches Gesicht füllten ihr Blickfeld aus. Er nahm ihre Hand, aber Sophie entzog sich seinem Griff.
    „Wir brauchen dich. Wir beide. Das war die Wahrheit.“
    Sophie schüttelte abwehrend den Kopf, versuchte, den Hoffnungsschimmer in ihrem Herzen zu ignorieren. Sie war so furchtbar müde. Wann hatte diese Sache endlich ein Ende? Costas Palamidis brauchte sie nicht, er hatte es doch oft genug betont. „Ich werde nicht mehr mitspielen.“
    „Das ist kein Spiel, Sophie. Nur ein einziges Mal habe ich dich angelogen.

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