Komm schon
Palette reichte von winzigen Muffins bis hin zu wahren Meisterwerken in Form von Designerhandtaschen.
»Ich habe einen Termin mit Genevieve vereinbart«, sagte sie zu der Verkäuferin hinter der Glasvitrine.
Eine weiß beschürzte junge Frau meldete sich zu Wort. »Das bin ich.« Sie streckte Sophie die Hand hin. »Ich bin die Eigentümerin dieser Konditorei.«
Sophie schüttelte ihr die Hand. »Ich bin Sophie, und das ist meine Freundin und Arbeitskollegin Cindy James. Wir sind auf der Suche nach einer ganz besonderen Hochzeitstorte für ein ganz besonderes Paar.«
»Verstehe.« Genevieve blinzelte verschwörerisch.
Sophie hob eine Augenbraue. »Mein Onkel hat vor einer Weile in aller Stille geheiratet und will nun die Feierlichkeiten nachholen. Deshalb soll es eine Party der Superlative werden.«
Die Besitzerin beugte sich auf den Ellbogen nach vorn. »Schon gut, ich habe das Interview mit Ihrem Onkel gesehen. Sie heiraten Riley Nash, stimmt‘s? Sie können es mir ruhig sagen; bei mir ist Ihr Geheimnis gut aufgehoben.«
Cindy kicherte.
Sophie verdrehte genervt die Augen. Es wurmte sie, dass ihr Onkel sie ausgerechnet jetzt, wo sie dringend Abstand brauchte, öffentlich mit Riley in Verbindung gebracht hatte. Sophie hatte Riley bereits eine Nachricht auf die Mailbox gesprochen, um ihrem Bedauern über diesen unseligen Zwischenfall Ausdruck zu verleihen. Sie war die verrückten Einfälle ihres Onkels gewöhnt, doch er hatte diese unerwünschte Publicity - samt ihren negativen Auswirkungen auf sein gesellschaftliches Leben - nicht verdient. Der Gedanke, dass er womöglich eine andere hatte, schnitt Sophie ins Herz, aber sie ignorierte den Schmerz. Ganz gleich, welche Beweggründe ihr Onkel diesmal geltend machen wollte und wie hochherzig seine Motive auch sein mochten, er hatte wieder einmal für Wirbel gesorgt, und wie üblich musste es ein anderer ausbaden.
»Ich hätte gern einen Kuchen in Form von zwei Herzen«, sagte sie mit einem grimmigen Lächeln. Nicht umsonst hieß es: »Rache ist süß«.
Genevieve nahm die Bestellung auf. »Rosa Zuckerguss?«, schlug sie dienstbeflissen vor.
Sophie nickte. »Quietschrosa.« Sie stellte sich die Miene vor, die ihr Onkel in Anbetracht eines derart kitschigen Ungetüms machen würde.
»Und was soll draufstehen?«, wollte Genevieve nun von Cindy wissen - offenbar fand sie es unschicklich, die Braut den Glückwunsch auf der eigenen Hochzeitstorte aussuchen zu lassen.
Sophie kochte innerlich.
»Wie wär‘s denn mit ›gut Ding braucht Weile‹?«, schlug Cindy achselzuckend vor.
Sophie grinste. »Ein Herz und eine Seele«, sagte sie, einer plötzlichen Eingebung folgend.
Denn ganz gleich, wie oft sich Onkel Yank und Lola zankten, sie kannte keine zwei Menschen, die einander mehr liebten - und verdienten - als sie. Die beiden hatten ja auch lange genug auf ihr Glück warten müssen, wie Cindy eben ganz richtig bemerkt hatte.
Genevieve notierte die Bestellung, Sophie zückte ihre Kreditkarte und bedankte sich.
»Ist mir ein Vergnügen.« Die Besitzerin lächelte. »Wir liefern Ihnen die Torte wie vereinbart am Samstagabend ... Alles Gute noch für Ihren großen Tag!«
Sophie widersprach nicht mehr. Sie war es leid, ständig Gerüchte über ihre bevorstehende Eheschließung mit Riley Nash dementieren zu müssen. Seit dem zweiten Interview ihres Onkels wurde sie allenthalben beglückwünscht und um den begehrten Junggesellen beneidet, den sie sich angeblich geangelt hatte. Ihr Protest verhallte ungehört - niemand wollte ihr glauben, dass sie und Riley kein Paar waren.
Nun, mit der Zeit würden es schon noch alle einsehen.
Offiziell ging Riley Gewichte stemmen, um auch in der Nebensaison fit zu bleiben. Inoffiziell war es die ideale Art und Weise, Dampf abzulassen - wofür es im Augenblick reichlich Gründe gab. Er musste schleunigst seinen Frust abbauen, sonst explodierte er demnächst.
»Sophie hat dich also angerufen, um sich bei dir zu entschuldigen?«, fragte Mike, während Riley in der Garderobe des Fitnessstudios in seine Turnschuhe schlüpfte.
Riley nickte. »Weil ihr Onkel offiziell erklärt hat, wir seien ein Liebespaar. Sie meinte, dass das wohl nicht gerade zuträglich für mein gottverdammtes Privatleben sei.« Er trat nach seiner Spindtür.
»Das ›gottverdammt‹ stammt garantiert nicht von ihr.«
Riley nickte. »Sophie Jordan würde sich eher die Zunge abbeißen, als ein solches Wort in den Mund zu nehmen, vor allem, wenn sie eine
Weitere Kostenlose Bücher