Komm schon
an dir ausgelassen.«
Sophie war verblüfft. »Du hast Miguel für den Übeltäter gehalten?«
Cindy schluckte. »Mir ist durchaus der Gedanke gekommen. Seine plötzlichen Aufmerksamkeiten, seine vielen E-Mails... Aber als ich ihn darauf angesprochen habe...«
»Was hat er gesagt?«
»Er hat gesagt: Entweder vertraust du mir, oder du tust es nicht.« Cindy biss sich auf die zitternde Unterlippe.
Sophie trat einen Schritt näher. »Und dann?«
»Dann bin ich gegangen. Ich bin in den Lift gestiegen, hinunter ins Erdgeschoss gefahren und eine Weile durch die Straßen von Harlem gelaufen. Und dann kam ich zu dem Schluss, dass ich die Wahl habe: Entweder vertraue ich dem Mann, mit dem ich schlafe, oder ich lasse es bleiben.«
Sophie hatte einen Kloß im Hals. »Und, wie hast du dich entschieden?«, fragte sie atemlos. Sie hoffte inständig auf ein Happy End.
»Ich habe auf dem Absatz kehrtgemacht und bin zurück zu ihm gelaufen.« Cindys gerötete Wangen ließen keinen Zweifel daran aufkommen, wie tief ihre Gefühle für Miguel waren. »Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm glaube.« Sie zuckte die Achseln. »Schließlich haben die Techniker nie etwas gefunden, das auf ihn als Täter hingewiesen hätte.«
»Stimmt.«
»Und seither haben wir jede freie Minute - und jede Nacht - miteinander verbracht.« Cindy lächelte.
Sophie drückte ihre Freundin fest an sich, unendlich erleichtert darüber, dass sowohl sie beide als auch Cindy und Miguel sich versöhnt hatten. »Ich freue mich unheimlich für dich«, sagte sie lächelnd, ehe sie einen Schritt zurücktrat.
Cindy hat es also geschafft, dem Menschen, den sie liebt, blindlings zu vertrauen, allen Bedenken zum Trotz, dachte sie wehmütig. Miguel musste noch lange nicht unschuldig sein, nur weil es keine Beweise dafür gab, dass er irgendwelche virusverseuchten E-Mails verschickt hatte; doch Cindy war gewillt, nach dem Grundsatz »im Zweifelsfalle für den Angeklagten« zu handeln.
Und Sophie? Sie war meilenweit davon entfernt, Riley zu vertrauen. Allerdings kam bei ihnen noch erschwerend hinzu, dass sie viel zu große Verlustängste hatte und er sich bereits einmal von ihr abgewandt hatte, weil sie sich in seine Beziehung zu Lizzie eingemischt hatte. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass er ein Mann war, der viel zu gerne flirtete und sich garantiert irgendwann endgültig aus dem Staub machen würde.
Gleich drei schlagkräftige Argumente; drei gute Gründe, die Finger von ihm zu lassen. Ende der Diskussion.
»Sophie? Alles klar?«
Sophie nickte. »Alles bestens. Los, gehen wir rein.«
Cindy hielt sie zurück. »Gleich. Ich habe nur noch eine Frage.« Sie trat näher. »Habe ich dir je erzählt, dass mein Vater gestorben ist, ehe ich nach New York gezogen bin?«
»Nein, ich hatte keine Ahnung. Was ist passiert?«, fragte sie voller Mitgefühl.
Cindy holte tief Luft. »Einer seiner Angestellten hat eines Nachts Geld aus der Kasse gestohlen und ein Feuer gelegt, um seine Spuren zu verwischen. Mein Vater wollte nicht tatenlos mit ansehen, wie sein Restaurant in Rauch aufgeht und...« Sie brach mit einer hilflosen Handbewegung ab.
Sophie ergriff ihre Hand und drückte sie. »Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt? Dazu sind Freunde doch da.«
Cindy nickte. »Es fällt mir schwer, darüber zu reden, aber jetzt weißt du Bescheid, genau wie ich über deine Eltern. Ich weiß, dieser Verlust ist der Grund dafür, dass du Riley nicht vertrauen kannst. Du lässt ihn lieber gar nicht erst an dich heran, damit er dich nicht eines Tages verlässt, genau wie deine Eltern.«
Sophie zuckte zusammen. »Das ist doch lächerlich«, widersprach sie, obwohl Cindys Worte ins Schwarze trafen. »Als ob Riley einfach so sterben würde. Ich meine... Gott bewahre«, fühlte sie sich gezwungen, hinzuzufügen.
»Aber du befürchtest, dass er sich womöglich mit dir langweilen könnte oder dich aus sonst irgendeinem Grund plötzlich nicht mehr lieben und verlassen könnte.«
Sophie hatte einige Einwände vorzubringen, beschränkte sich aber auf den offensichtlichsten - auf den, der ihr die größte Angst einjagte: »Von Liebe war nie die Rede.«
Cindy hakte sich seufzend bei Sophie ein. »Damit hast du vorerst ausreichend Stoff zum Nachdenken. Komm, jetzt stürzen wir uns ins Vergnügen.«
Sophie ließ sich nur zu gern in die Konditorei führen und wusste erst gar nicht recht, wohin sie blicken sollte, so viele ausgefallene Kreationen zogen ihren Blick auf sich. Die
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