Komm schon
schritten sie durch den Saal. Riley konnte weder die Ehrengäste noch die Jordan- Schwestern oder seinen leiblichen Vater ausmachen und führte Lizzie erleichtert an die Bar.
»Wie wär‘s mit einem Shirley Temple, Schatz?«
Seine Tochter war entrüstet. »Dad! Ich bin kein Baby mehr!«
Er zwinkerte ihr zu und konnte es sich nur mit Mühe verkneifen, ihr das professionell geföhnte Haar zu verstrubbeln. »Du wirst immer meine Kleine sein.«
Riley lehnte sich an die Bar. »Zwei Cola, bitte«, sagte er, als der Barkeeper in seine Richtung blickte. Er hatte vor, nüchtern zu bleiben, nicht nur wegen Lizzie.
Hinter ihm ertönte eine vage vertraute Stimme.
»Ich war nicht sicher, ob du heute Abend hier auftauchen würdest.«
Riley nahm die Drinks entgegen, reichte einen an Lizzie weiter und wandte sich dann zu Spencer Atkins um. »Ich auch nicht«, gestand er und versuchte, unter dem prüfenden Blick seines Vaters cool zu bleiben.
Gar nicht so einfach, wenn man bedachte, dass sie sich das erste Mal gegenüberstanden, seit ihre Blutsverwandtschaft öffentlich bekannt geworden war.
»Ich darf dir doch sagen, wie sehr ich mich über dein Kommen freue?«
»Du darfst sagen, was immer du willst.« Wir leben in einem freien Land, hätte Riley beinahe hinzugefügt, doch dann sah er Lizzies weit aufgerissene Augen.
Sie schien die Spannung, die plötzlich in der Luft lag, deutlich zu spüren - und natürlich hatte sie die Bilder in den Zeitungen gesehen und wusste, wen sie vor sich hatte.
Jetzt hatte er die Wahl: Er konnte seinem Instinkt folgen und davonlaufen oder seinem Herzen gehorchen und mit Spencer Atkins sprechen; er konnte seiner Tochter zeigen, dass man in schwierigen Situationen entweder die Beine in die Hand nehmen oder sich seinen Ängsten stellen konnte.
»Möchtest du etwas zu trinken?«, fragte er seinen Vater. Kein sonderlich glorreiches Friedensangebot, aber unter diesen Umständen besser als gar nichts.
»Nein danke.« Spencer schüttelte den Kopf. In seinen Augen spiegelte sich Erleichterung. Höchstwahrscheinlich hatte er eine eiskalte Abfuhr erwartet.
Doch Riley wollte diese Gelegenheit, seinen richtigen Vater kennenzulernen, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Selbst, wenn es nur ein paar Minuten waren. Nun, da alle Welt Bescheid wusste, musste er sich wenigstens wegen der Karriere seines Stiefvaters keine Gedanken mehr machen.
Er hatte so viele Fragen und so wenig Zeit - es sei denn, er tat den ersten Schritt und öffnete sich seinem Vater. Wer weiß, vielleicht kam ihm Atkins dann auf halbem Weg entgegen? Würde mich nicht wundern, nach all den seltsamen Wendungen, die mein Leben in letzter Zeit genommen hat, dachte er. Er wusste auch schon, wie er das Eis am besten brechen konnte.
Riley räusperte sich. »Schätzchen, ich möchte dir jemanden vorstellen.« Er legte seiner Tochter den Arm um die Taille und zog sie näher. »Spencer, diese junge Dame ist deine Enkelin Elizabeth. Wir nennen sie Lizzie.« Er lächelte stolz. »Lizzie, das ist...« Er verstummte.
»Ich bin Spencer Atkins«, kam ihm sein Gegenüber zu Hilfe. »Ich bin ...«
»Du bist mein Großvater«, sagte Lizzie. »Ich meine, einer meiner Großväter. Ich habe ja schon Poppy und Grandpa Harlan.«
»Ich hoffe, du hast Verwendung für einen dritten.«
»Klar.« Lizzie zuckte die Achseln, als wäre das alles keine große Sache. Vermutlich war es das für sie wirklich nicht - das Konzept der Patchworkfamilie war ihr ja bereits mehr als vertraut.
»Bestens. Eine so hübsche junge Lady wie du darf mich natürlich nennen, wie sie will.« Spencer grinste.
Riley musste lachen. »Pass bloß auf«, warnte er Spencer. »Wenn du ihr so kommst, hat sie dich im Nu um den Finger gewickelt.«
»Was redest du denn da? So schlimm bin ich nun auch wieder nicht«, protestierte Lizzie. Sie war feuerrot angelaufen.
»Ach ja? Du hast wohl schon völlig vergessen, dass du kürzlich in Ungnade gefallen bist, wie? Mir fällt da übrigens gerade noch jemand ein, den du dringend um Verzeihung bitten solltest.« Riley war der Durst mit einem Mal vergangen. Er stellte seine unberührte Cola auf dem Tresen ab und wartete darauf, dass seine Tochter explodierte.
Doch zu seiner grenzenlosen Verblüffung nickte Lizzie bloß, anstatt zu widersprechen, und murmelte kleinlaut: »Es tut mir leid. Ich hätte es niemandem erzählen dürfen.« Sie starrte verlegen auf ihre Schuhspitzen.
Auch Spencer riss erstaunt die Augen auf. »Es ist eine reife
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