Komm schon
damit niemand seine Worte hören konnte. »Du hast dich nicht zu mir bekannt, als ich es gebraucht hätte. Tu mir einen Gefallen und halte es weiterhin so. Meine Mutter, mein Vater und seine Wahlkampagne werden es dir danken.«
Spencer wurde blass. Riley unterdrückte seine aufkeimenden Schuldgefühle - schließlich war nicht er es gewesen, der jahrelang abgeblockt hatte.
»Ich verstehe. Ein schwuler Vater würde Schande über dich und deine Familie bringen.«
Riley schüttelte den Kopf. »Du irrst dich. Mir persönlich ist es schnurzpiepegal, aber Harlan ist mein Vater und er hat sich sein Leben lang auf den Siegeszug nach Washington vorbereitet. Und seine Wählerschaft ist nun einmal erzkonservativ, das ist eine Tatsache. Es geht mir nur um ihn.«
In Spencers Augen leuchtete etwas auf, das verdächtig nach Vaterstolz aussah. »Er hat bei deiner Erziehung offenbar ganze Arbeit geleistet.«
Riley senkte den Kopf.
»Dafür bin ich ihm dankbar, und ich gelobe hoch und heilig, dass ich ihm und seinem Wahlkampf nicht im Weg stehen werde.«
Mit anderen Worten: Er würde nicht hinausposaunen, dass Riley Nash sein Sohn war. Damit war Rileys Mission erfüllt.
»Sophie, ich warte draußen auf dich.«
Sie nickte mit feuchten Augen.
Riley ging zur Tür. Er hatte sein Ziel erreicht. Sowohl sein eigenes Leben als auch das seines Stiefvaters würde seinen gewohnten Gang gehen. Doch anstelle von Erleichterung und Genugtuung empfand er in seinem Inneren nur eine gähnende Leere.
7
Sophie musterte Spencer eingehend. Kannte sie diesen Mann wirklich schon ihr ganzes Leben? Seine Haare wirkten grauer, seine Falten tiefer als sonst.
»Ich kenne dich überhaupt nicht«, sagte sie enttäuscht.
Sie war sein erklärter Liebling gewesen, hatte von ihm stets eine Extraportion Zuneigung und Respekt erfahren, als hätte er gespürt, wie sehr sie seine Aufmerksamkeit brauchte. Doch im Lichte all dessen, was sie in den vergangenen Tagen erfahren hatte, war sie auf diese Sonderbehandlung nicht mehr stolz. Nicht, nachdem sie den Schmerz in Rileys Augen gesehen hatte.
»Du kennst mich immer noch besser als die meisten«, brummte Spencer verdrossen.
»Was aber nicht viel zu bedeuten hat, oder?« Weder im Kreise ihrer Familie noch bei Athlethes Only war es üblich, ein Blatt vor den Mund zu nehmen, und sie hatte nicht vor, ausgerechnet jetzt damit anzufangen. »Also, was unsere Firma angeht: Du solltest dringend nach New York fliegen, wenn du auch in Zukunft eine haben willst.« Sie erläuterte kurz die Details und die diversen Schwierigkeiten, vor denen er davongelaufen war. »Und was dein Privatleben betrifft: Ich verstehe ja, dass du dich jahrelang über deine sexuellen Präferenzen ausgeschwiegen hast. Aber deinen einzigen Sohn zu verleugnen? Wie konntest du nur?«
Er schien nach Worten zu ringen. »Das eine bedingte das andere. Hätte ich ihm wirklich meine Last auferlegen sollen? Ich wusste, früher oder später würde herauskommen, dass ich vom anderen Ufer bin. Findest du nicht, er hat ein Recht darauf, aufgrund seiner Erfolge bekannt zu sein und nicht wegen seines homosexuellen Vaters?«
»Du behauptest also, du hättest ihn verleugnet, um ihm die Peinlichkeit zu ersparen?« Sophie schüttelte ungläubig den Kopf.
»Du hast gehört, was er eben von mir verlangt hat. Das ist doch der beste Beweis!«
»Ist es nicht!« Sophie ließ frustriert die Faust auf den Tresen donnern. »Wenn du dich ihm gegenüber von Anfang an anders verhalten hättest, dann wäre das alles jetzt überhaupt kein Thema. Sein Stiefvater hätte Mittel und Wege finden können, um etwaige Probleme zu vermeiden. Stattdessen saßen sie beide jahrelang auf einer Bombe, die jederzeit explodieren konnte, und Riley ist zu einem Mann herangewachsen, der sein Leben lang das Gefühl haben wird, der Liebe seines Vaters nicht würdig zu sein. Wie er jetzt zu seinem Stiefvater hält, ist durchaus bewundernswert, aber um welchen Preis?« Sie schnaubte, wohl wissend, dass all ihre Worte an der Vergangenheit nichts ändern konnten.
»Glaub mir, Sophie, ich habe getan, was ich für das Beste hielt, wie alle Eltern das für ihre Kinder tun. Das wirst du selbst auch noch irgendwann erleben.«
Sie bezweifelte, dass sie jemals die Chance dazu bekommen würde, aber darum ging es jetzt nicht. Trotzdem stimmte sie dieses Argument milde. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schwer es dir gefallen sein muss, dieses Geheimnis zu bewahren«, räumte sie ein. »Ich hoffe nur,
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