Komm schon
hatte gehofft, ich könnte dich zum Lunch entführen.«
Sie hätte gerne zugesagt, doch sie würde einen Großteil des Nachmittags darauf verwenden müssen, Sophie auf den neuesten Stand zu bringen. »Heute geht es leider nicht. Wie wäre es morgen?«
»Du verhandelst beinhart, Cyntia.«
Sie liebte es, wenn er sie bei ihrem richtigen Namen nannte. »Du wirst sehen, das Warten lohnt sich«, entgegnete sie lachend.
»Das bezweifle ich nicht. Dann also bis morgen Mittag. Ich melde mich.« Er legte auf, und Cindy hätte vor Freude am liebsten einen Luftsprung gemacht.
Sie genoss Miguels Gesellschaft sehr - und nicht nur wegen seines Aussehens und seiner vollendeten Manieren. Er holte sie von der Arbeit ab, hielt ihr die Tür auf und rückte ihr den Stuhl zurecht. Er lauschte aufmerksam, wenn sie von sich erzählte und schien aufrichtig an ihrem Privat- und Berufsleben interessiert, womit er sich wohltuend von so vielen anderen Männern abhob, die sich am liebsten selbst reden hörten. Und als er sie neulich Abend nach Hause gebracht hatte und sie vor ihrer Tür gestanden waren, hatte er ihr lediglich einen keuschen Kuss auf die Wange gedrückt. Der Duft seines Rasierwassers war ihr noch lange in der Nase hängen geblieben.
Und er schickte E-Mails, einfach so, und Blumen obendrein! Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt derart romantisch umworben und verwöhnt worden war.
Welche Frau würde da nicht schwach werden? Dennoch fühlte sich Cindy schuldig. Er war und blieb ein Konkurrent, und sie hatte Sophie noch nicht über den neuesten Stand der Dinge zwischen ihr und Miguel informieren können. Aber das würde sie heute Nachmittag nachholen. Und in der Zwischenzeit würde sie sich noch ein wenig still an der Tatsache erfreuen, dass sie endlich im Begriff war, sich einen festen Freund zu angeln.
Trotz des üblichen Trubels am Kennedy Airport hörte Sophie ihr Handy klingeln. Es gab schon wieder schlechte Neuigkeiten aus dem Büro, aber wenigstens lenkte sie der Anruf von der eisigen Stimmung ab, die zwischen ihr und ihrem Reisebegleiter herrschte.
Riley war den gesamten Flug über genauso schweigsam gewesen wie sie selbst. Er hatte keine einzige Stewardess angemacht, so beschäftigt war er mit seinen Gedanken gewesen. Immerhin ein kleiner Trost, dachte Sophie.
Sie klappte das Handy zusammen und steckte es in die Tasche. Dann gönnte sie sich bewusst einen letzten langen Blick auf Riley; sie würde ihn wohl nicht allzu bald wieder zu Gesicht bekommen. Er hatte den Kragen seiner Jeansjacke hochgeschlagen und versteckte sich hinter seiner Sonnenbrille, wieder einmal ganz der unnahbare Rebell. Sophie kam es so vor, als wären sie einander noch nie derart fern, derart fremd gewesen. Raum zu glauben, dass sie erst gestern miteinander geschlafen hatten - sich geliebt hatten. Dass sie ihm einen Platz in ihrem Herzen eingeräumt hatte.
Auf dem Förderband glitten die ersten Gepäckstücke vorüber. Sophie reckte den Hals. »Ich muss los, sobald ich meinen Koffer habe.«
»Die Arbeit ruft, wie?«
Lag da ein Anflug von Sarkasmus in seiner Stimme? »Unser Server ist zusammengebrochen. Ein Albtraum.
Die Techniker versuchen gerade, den ganzen Schlamassel wieder in Ordnung zu bringen.« Eine Art Virus hatte offenbar das gesamte Netzwerk außer Gefecht gesetzt - es konnten weder Schecks ausgestellt noch Verträge gedruckt werden, und es gab keine Verbindung ins Internet.
Riley erspähte ihren Koffer und hievte ihn vom Förderband. »Danke.«
»Kein Problem.«
Sie schwiegen verlegen. Sophie, die die Prozedur nicht unnötig in die Länge ziehen wollte, klappte den Griff an ihrem Rollkoffer heraus. »Viel Glück im Büro«, sagte er. Sie schluckte. »Viel Glück mit deiner Tochter.«
»Brauche ich nicht«, entgegnete er leichtfertig. Eine Spur zu leichtfertig für ihren Geschmack. Fand er den Abschied womöglich genauso unangenehm wie sie?
Auf dem Weg zum Taxistand fragte sie sich unwillkürlich, ob sie ihm auch nur das Geringste bedeutet hatte oder ob sie nur eine seiner zahlreichen Affären gewesen war. Ich werde es wohl nie herausfinden, dachte sie traurig. Insgeheim kannte sie die Antwort ohnehin, und sie schmerzte beinahe genauso heftig wie der Kloß, der ihr in der Kehle saß.
»Riley Nash, du bist wirklich ein selten dämlicher Blödmann.«
Genau dasselbe hatte sich Riley auf dem Weg nach New York auch einige Male gesagt, allerdings wie er annahm aus anderen Gründen als seine Exfrau Lisa.
»Hey,
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