Komm schon
beruhige dich. Diesmal habe ich ihr wirklich bloß ein Plüschtier vom Flughafen mitgebracht«, sagte er, wohl wissend, dass selbiges nicht der Auslöser für Lisas Ärger war.
Sie hatte ein Treffen »auf neutralem Boden« verlangt und dafür das kleine Restaurant vorgeschlagen, in dem sie nun saßen. Riley lehnte sich zurück und bereitete sich innerlich auf eine Auseinandersetzung vor. Äußerlich blieb er cool und entspannt. Hysterie war mehr Lisas Metier.
»Stell dich nicht dümmer als du bist«, knurrte sie. »Du weißt genau, dass ich mich nicht deswegen aufrege.«
»Ich glaube, wir schaffen das auch ohne einander zu beleidigen«, meldete sich Ted zu Wort und tätschelte ihr beruhigend die Hand. Ted war die Vernunft in Reinkultur.
Riley hielt sich zurück, obwohl ihm Teds herablassende, allzu väterliche Art Brechreiz verursachte. »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Ich habe lediglich meiner Tochter erlaubt, bei mir zu übernachten«, sagte er, wie schon etwa ein Dutzend Mal zuvor.
»Und du hast ihr erlaubt, ins Seaport zu gehen, nachdem ich es ihr verboten hatte!«
Das konnte er schlecht leugnen - aber auch nur, weil er seit seiner Rückkehr nach New York vor ein paar Tagen zu dem Schluss gekommen war, dass Sophie recht hatte - auch wenn ihm diese Einsicht sehr gegen den Strich ging: Lizzie brauchte keinen Kumpel, sondern einen Vater. Trotzdem wollte er nicht, dass sie auf irgendetwas verzichten musste; und vor allem wollte er nicht, dass sie ihn hasste, wie er Spencer hasste.
Er musste aus mehreren Gründen immer wieder an Sophie denken, nicht zuletzt wegen der Art und Weise, wie er sie am letzten Tag in Florida abgekanzelt hatte. Das hatte sie wirklich nicht verdient. Aber er war einfach in Panik geraten, als ihm bewusst geworden war, dass er Wert auf ihr Verständnis legte, was seinen Umgang mit Lizzie betraf. Der Gedanke, er könnte mehr für Sophie Jordan empfinden, als ihm lieb war, jagte ihm eine Heidenangst ein. Doch genau das tat er, und deshalb war sofort sein Schutzmechanismus angesprungen, kaum, dass sie seinen Schwachpunkt - seine Beziehung zu seiner Tochter identifiziert hatte. In diesem Moment war ihm jede Ausrede recht gewesen, um sie von sich zu stoßen.
Dass er seine heftige Reaktion bereute, war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.
»Riley«, sagte Lisa gepresst. »Sag Bescheid, wenn wir dich langweilen.«
Das holte ihn augenblicklich in die Gegenwart zurück. »Okay, ich habe Lizzie erlaubt, ins Seaport zu gehen, aber ich war die ganze Zeit selbst dort. Das versuche ich dir schon seit geraumer Zeit klarzumachen, aber du hast ja lieber aufgelegt oder herumgebrüllt, anstatt mich einmal zu Wort kommen zu lassen.«
Das war ein weiterer Grund für das Scheitern ihrer Ehe gewesen: zu viel Gezeter, zu wenig echte Kommunikation. Riley ertappte sich dabei, dass er schon wieder an Sophie dachte, die seiner Exfrau in puncto Kommunikationsfähigkeit einiges voraushatte.
»Tja, das ändert natürlich alles«, sagte Ted.
Lisa bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick. »Tut es nicht.« Sie beugte sich vor. »Wusste Lizzie, dass du sie beobachtest, Riley?«
Dieser schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, sonst hätte sie sich doch fürchterlich aufgeregt und ...«
»Und du wärst der Bösewicht gewesen. Stattdessen hast du sie in dem Glauben gelassen, dass sie sich über mein Verbot hinwegsetzen kann. Damit stehst du wieder einmal als ihr großer Held da und ich als die böse Hexe.«
Riley krümmte sich innerlich. »Aber doch nicht mit Absicht! Ich dachte nicht...«
»Genau da liegt das Problem, dass du eben nicht denkst!« Lisa ließ die Faust auf den Tisch donnern. »Solange du deinen Willen durchsetzt und vor Lizzie oder der Presse gut dastehst, ist in deiner Welt alles in bester Ordnung. Die anderen kümmern dich herzlich wenig.« Tränen der Wut schimmerten in ihren Augen.
Riley hatte diese Tränen schon unzählige Male gesehen. Sie hatten sich im Laufe ihrer kurzen Ehe sehr häufig gestritten. Nach der Scheidung mussten sie sich wenigstens nur noch in einer Angelegenheit einigen: Lizzie. Und bis vor Kurzem hatten ihre unterschiedlichen Erziehungsmethoden kaum je für ernsthafte Konflikte gesorgt. Das war einmal, dachte Riley wehmütig.
»So kann es nicht weitergehen«, stellte Lisa fest und straffte kämpferisch die Schultern. »Es ist weder mir noch Lizzie gegenüber fair, wenn du ihr den Eindruck vermittelst, dass sie vor jeglicher Autorität davonlaufen kann,
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