Komm schon
indem sie einfach zu ihrem Daddy geht.«
»Wir haben das heutige Treffen anberaumt, um uns mit dir auf einige Grundregeln zu einigen.« Ted sah sich offenbar gezwungen, den Vermittler zu spielen.
Riley schluckte die bissige Bemerkung hinunter, die ihm auf der Zunge lag. Seine allergische Reaktion auf das Wort »Regeln« hatte ihm schon bei Sophie kein Glück gebracht, also nickte er zähneknirschend und schwieg. Schließlich ging es hier um das Wohl seiner Tochter. Wenn sie sich weiterhin das Sorgerecht teilen wollten, mussten sie wohl oder übel miteinander auskommen.
»Die da wären?«, fragte er, misstrauisch, aber bereit zuzuhören.
»Ganz einfach: Du fällst mir nicht in den Rücken, wenn ich Lizzie etwas verbiete.« Sie hob die Hand, ehe er Einspruch erheben konnte. »Und ich dir genauso wenig. Hinter den Kulissen können wir gern verschiedener Meinung sein, aber nach außen hin müssen wir eine gemeinsame Linie vertreten. Eine geschlossene Front präsentieren, wie man so schön sagt. Und wenn wir unsere Strategie ändern, dann tun wir das gemeinsam. Ab jetzt kocht niemand mehr sein eigenes Süppchen...«
»Höre ich da zwischen den Zeilen eine Warnung?«
Lisa seufzte. »Sonst sehe ich mich gezwungen, das alleinige Sorgerecht für Lizzie zu beantragen.«
Riley sprang so rasch auf, dass sein Stuhl umkippte. »Den Teufel wirst du tun!«
Es war ihm egal, dass ihn die anderen Gäste mit offenem Mund anglotzten. »Du wirst mir meine Tochter nicht wegnehmen!«
Ted warf seine Serviette auf den Tisch und erhob sich ebenfalls. »Natürlich nicht. Lisa steht zurzeit bloß etwas unter Stress. Niemand wird irgendwelche überstürzten Maßnahmen ergreifen. Wir drei ...«Er machte eine Handbewegung, die sie alle mit einschloss. »Wir werden eine Möglichkeit finden, um Elizabeth gemeinsam durch die schwierige Phase der Pubertät zu geleiten. Wir werden eine Familie sein. Lizzies Familie.«
Riley sah Lisa in die Augen und nickte zustimmend. Zum ersten Mal teilte er die Meinung dieses Wichtigtuers. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, wenn er nicht vor Gericht um das Sorgerecht für den Menschen, den er am meisten liebte, kämpfen wollte.
9
Sophie rieb sich erschöpft die Augen. Die Techniker hatten die Computer zwar binnen vierundzwanzig Stunden wieder zum Laufen gebracht, doch der angerichtete Schaden war enorm. Wie es schien, hatte sich trotz der Firewall via E-Mail ein aggressiver Virus eingeschlichen, der dafür gesorgt hatte, dass der Standardvertrag von Athletes Only, ein sorgfältig ausgehandeltes und streng vertrauliches Dokument, an sämtliche Adressen in der Datenbank des Hauptservers verschickt worden war. Von vertraulich konnte somit keine Rede mehr sein. Der nächste Skandal, nur eine Woche nach Spencers ungeplantem Coming-out.
Es klopfte, und sie hob den Kopf. »Herein.«
Ihre Schwester Annabelle trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Wie lange wolltest du hier eigentlich noch allein vor dich hinwerkeln, bis du Verstärkung rufst?«
»Wo ist meine Nichte?« Das Wohl der Familie ging für Sophie immer noch vor allem anderen.
»Bei ihren Großeltern. Es ist ohnehin höchste Zeit, dass ich wieder anfange zu arbeiten. Ich liebe sie abgöttisch, aber ich drehe zu Hause allmählich durch.«
Sophie erhob sich, ging um den Schreibtisch herum und schloss ihre Schwester fest in die Arme. Dann trat sie einen Schritt zurück und musterte Annabelle prüfend. Annabelle war seit jeher mit weiblichen Kurven ausgestattet gewesen, und seit der Schwangerschaft sah sie noch femininer aus. »Die Mutterschaft tut dir gut. Du strahlst ja richtiggehend. Und ich bin heilfroh, dass du hier bist.«
»Ich auch, glaub mir. Und jetzt erzähl mir von unserem Computerproblem.« Annabelle zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Ich dachte immer, unser System sei absolut unverwüstlich.«
Sophie lehnte sich an ihren Schreibtisch. »Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es wohl doch nicht. Wie es scheint, hat sich über einen E-Mail-Anhang eine Modifikation des Klez-Virus in unser Netzwerk eingeschlichen und unbemerkt Kopien seiner selbst weiterverschickt, wann immer eine Verbindung zum Internet bestand.«
»Da hat sich wohl jemand gründlich eingelesen«, flachste Annabelle.
Sophie zuckte die Schultern. »Na, ich muss doch wissen, was hier vor sich geht.«
»Damit du die Situation schleunigst wieder in den Griff kriegst.« Annabelle drückte ihrer Schwester sanft die Schulter.
»Ist ja nicht so, als wäre
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