Komm schon
nur weil Spencer vom anderen Ufer ist.«
»Ah, ja. Und du wirst dich nun wieder in die Arbeit stürzen?«
»Und ob. Höchste Zeit.« Er klopfte Tom auf den Rücken. »Ich habe vor dem Draft noch eine ganze Menge zu tun. Nicht zu vergessen meine private Mission.«
»Die hat nicht zufällig was mit einer deiner zauberhaften Nichten zu tun?«, erkundigte sich Tom unschuldig, dabei hatte er diese geschickte Überleitung bestimmt geplant.
Sophie bekam eine Gänsehaut. Ihr schwante nichts Gutes.
»Allerdings. Wie du weißt, komme ich gerade von der Hochzeitsreise zurück. Ich habe mich viel zu lange dagegen gewehrt, unter die Haube zu kommen, doch mittlerweile bin ich ein großer Verfechter der Ehe.«
»Du lieber Himmel.« Annabelle, die neben ihrer Schwester Platz genommen hatte, ergriff Sophies Hand.
»Zwei meiner Nichten, Annabelle und Micki, sind bereits in guten Händen.«
»Bleibt noch Sophie«, sagte Tom und nickte bedächtig, als ahnte er erst jetzt, worauf Yank hinauswollte.
Sophies Magen krampfte sich zusammen. Sie schloss kurz die Augen. Von allen unüberlegten, dämlichen Aktionen, die ihr Onkel je geliefert hatte, war das bestimmt...
Yank wandte sich abrupt um und wedelte mit den Armen. »Hey, Schätzchen, reich mir doch bitte mal meine Tasche.«
Die Kamera schwenkte zu Lola, die eben die Arme vor der Brust verschränkte und vor Wut sichtlich kochte. »Ich lasse mich nicht in dieses Spektakel verwickeln, Yank Morgan! Und du solltest am besten ab sofort den Mund halten, um nicht noch mehr Schaden anzurichten.«
»Arme Lola«, sagte Sophie.
Annabelle musterte ihre Schwester ungläubig. »Du solltest lieber dich selbst bemitleiden anstatt Lola!«
Sophie verdrehte die Augen. »Ich werde es überleben. Jetzt ist es ohnehin schon zu spät. Außerdem hat er uns großgezogen. Wir sind seine peinlichen Aktionen gewohnt.«
Immerhin musste zu seiner Verteidigung gesagt werden, dass Onkel Yank sie nie absichtlich demütigte. Was immer er tat, geschah aus Liebe zu seinen Nichten. Leider handelte er allzu oft unüberlegt, weshalb er bei den Menschen, die ihm am meisten bedeuteten, nicht selten in Ungnade fiel.
Sie wandten sich wieder dem Fernseher zu. Inzwischen war wieder Yank im Bild, der eine Weile in seiner Reisetasche kramte und schließlich zu Sophies grenzenlosem Entsetzen ein Foto von ihr hervorkramte.
»Sie ist sexy, smart und Single«, verkündete er.
»Ah! Warum sagt er nicht gleich, dass ich einsam und verzweifelt bin?« Sophie war vor Scham feuerrot angelaufen. »Den bringe ich um.«
Annabelle unterdrückte mit Mühe ein Lachen. »Hast du nicht gerade gesagt, du wirst es überleben?«
»Ich schon, aber er nicht. Wenn er auch nur einen Funken Grips hat, macht er in nächster Zeit einen großen Bogen um mich. Entschuldigt mich, ich muss mir dringend eine große Papiertüte suchen, die ich mir für den Rest meines Lebens über den Kopf stülpen kann.« Sophie sprang auf und stürmte hinaus, an Frannie vorbei, die ihr einen mitfühlenden Blick zuwarf.
Nach der öffentlichen Demütigung im Fernsehen hatte sich Sophie gezwungen, erst ein wenig Abstand zu gewinnen, ehe sie ihren Onkel deswegen zur Rede stellte. Es war schwierig, im ernsthaft böse zu sein, weil trotz seiner fragwürdigen Methoden hinter allem, was er tat, nur die besten Absichten steckten.
Sie war daher am späten Nachmittag ins Fitnessstudio gegangen, um in der Yoga-Stunde Dampf abzulassen, ehe sie sich zu ihm aufmachte. Als sie sich seiner Wohnungstür näherte, hörte sie Noodle bereits von Weitem hysterisch bellen. Yank und Lola hatten das Vieh also bereits bei Cindy abgeholt, die netterweise als Hundesitterin eingesprungen war.
Sophie drückte auf den Klingelknopf und hielt sich ganz automatisch die Ohren zu - ein wichtiger Reflex, um ihr Gehör zu schonen, denn Onkel Yank hatte vor der Hochzeit absichtlich eine ohrenbetäubend laute Glocke installieren lassen, damit er nur ja keine Besuche verpasste.
Sie wandte sich unauffällig zur gegenüberliegenden Tür um und wartete darauf, dass Yanks Nachbarin auf der Bildfläche erschien, um sich wie üblich über den Krach zu beschweren.
Da tippte ihr Yank von hinten auf die Schulter. »Keine Sorge, sie ist nicht da. Besucht ihre Tochter.«
Sophie wirbelte herum. »Die hast du wohl auch in die Flucht geschlagen, wie?«
Er schüttelte den Kopf. »Schließ deinen alten Onkel in die Arme, anstatt ihm Vorwürfe zu machen.«
Sie drückte ihn an sich, all ihrer Wut und Frustration
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