Komm schon
führst doch etwas im Schilde, Yank Morgan. Ich kenne dich schon viel zu lange und viel zu gut.« Sie klang jetzt ruhiger, wenn auch etwas resigniert.
Aber genau deshalb wusste sie Yank ja auch so gut zu nehmen. Spencer beneidete die beiden ein wenig um ihren unverkrampften Umgang, um das ständige Geben und Nehmen. Er fragte sich, ob ihm wohl je eine ähnliche- Partnerschaft vergönnt sein würde, nun, da er sich offen zu seiner Homosexualität bekennen konnte.
»Ich möchte, dass du mit der Planung der Feier beginnst, sobald die Sache mit deiner Tante geregelt ist. Wir werden keine Rosten und Mühen scheuen. Wir könnten doch sogar unser Gelübde vor unseren Freunden und Verwandten wiederholen, wie wir es auf der Kreuzfahrt besprochen haben.« Er wedelte begeistert mit den Armen.
»Und? Worauf willst du hinaus?«, bohrte Lola nach.
»Ist das nicht offensichtlich? Du spannst Sophie in die Organisation mit ein, damit sie auf andere Gedanken kommt und nicht ständig über die Vorfälle der vergangenen Tage nachgrübelt. Weck in ihr einfach die Sehnsucht nach Romantik, nach ›und sie lebten glücklich bis an ihr Ende‹. Das ist doch nicht so schwierig, oder?«
»Nein, Yank, ist es nicht. Aber ich fürchte, Sophie wird es ganz und gar nicht gefallen, wenn wir versuchen, sie derart zu manipulieren.«
»Sie hat recht«, räumte Spencer ein, der bislang schweigend zugehört hatte. »Sophie ist ein kluges Mädchen, Yank. Sie wird den Braten riechen.«
»Nur, wenn uns Lola verpetzt, und das wird sie nicht tun, denn sie möchte genauso wenig wie wir, dass sich Sophie noch mehr aufregt. Also, meine Liebe, du weißt, was du zu tun hast. Spencer und ich kümmern uns um alles andere.«
»Na, toll. Die zwei genialsten Köpfe der westlichen Hemisphäre tun sich zusammen, um Amor Nachhilfestunden zu erteilen. Wir hatten hier bereits ein Blumenmeer und einen Einbruch; was kommt als Nächstes?«
Spencer kniff die Augen zusammen. »He, wirf mich bitte nicht in einen Topf mit den Typen, die dafür verantwortlich waren!«
Yank wedelte abschätzig mit der Hand. »Also gut, ich kümmere mich um alles andere.« Er griff zum Telefon. »Riley? Hier ist dein Agent. Ich muss dich dringend sprechen. Schwing deinen lahmen Hintern umgehend in ein Taxi, und mach dich auf den Weg zu mir.« Er legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
Spencer erhob sich steifbeinig, das Herz plötzlich zentnerschwer. »Tja, dann mache ich mich mal auf die Socken«, sagte er lässig, obwohl ihm eigentlich nicht nach lockeren Sprüchen war.
»Spencer, warte.« Lola legte ihm die Hand auf die Schulter. »Warum kannst du dich nicht mit Riley versöhnen? Noch einmal von vorn anfangen?«
Er seufzte tief. »Weil er mich unmissverständlich darum gebeten hat, ihn in Ruhe zu lassen und ich gedenke, mich daran zu halten. Das ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann, nachdem ich seine ganze Kindheit lang nie das gemacht habe, was er sich gewünscht hat.«
Auch, wenn es ihm längst nicht so leichtfiel, wie sein Sohn offensichtlich annahm. Es war ihm nie leichtgefallen, und seit sie sich von Mann zu Mann gegenübergestanden waren und Spencer erkannt hatte, was für ein Prachtkerl sein Sohn geworden war, schien es ihm geradezu unerträglich.
Er wusste, er würde seine Entscheidung bis ans Ende seiner Tage bitter bereuen.
Sophie sah zu, dass sie den ganzen Tag beschäftigt war: Erst sagte sie ein Fotoshooting für einen erkrankten Klienten ab, dann erledigte sie einige Anrufe und organisierte außerdem ein Interview mit Sports Illustrated für John Roper, der ein wenig positive PR ganz gut gebrauchen konnte. Es sollte ein Artikel über Sportler werden, die »ihre feminine Seite nicht unterdrückten«, wie es hieß. Die zuständige Redakteurin hatte Sophie allerdings versprechen müssen, dass sie sich um einen möglichst »maskulinen« Titel und Zugang zum Thema bemühen würde. Kurz, sie tat alles Mögliche, um nur ja nicht über den Einbruch nachdenken zu müssen - oder über die Tatsache, dass es die Schuldigen womöglich auf sie abgesehen hatten.
Es nützte alles nichts. Die Ereignisse der letzten Tage führten ihr nur erneut vor Augen, dass ihr die Kontrolle über ihr Leben allmählich völlig zu entgleiten drohte. Sie erhob sich, um sich in ihrer Toilette ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen.
Sie drehte den Hahn auf, hielt die Handgelenke unter den Strahl und spürte förmlich, wie ihre Körpertemperatur sank. Dann tupfte sie sich mit einem
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