Komm schon
ist immer einfacher, anderer Leute Probleme zu ergründen als die eigenen.« Sie starrte in ihre Tasse. Der Kaffee war wieder zu stark. Irgendjemand musste Nicki dringend beibringen, wie man ihn richtig dosierte, sonst bekamen sie bald alle massives Herzflattern. »Spencer?«
»Ja?« Er musterte sie mit seinen haselnussbraunen Augen, die so sehr an Rileys erinnerten.
»Ich muss mich bei dir entschuldigen.« Das lag ihr schon im Magen, seit sie einander in Florida auf dem Polizeirevier gegenübergestanden waren. »Ich hatte kein Recht, dich oder deine Entscheidungen zu verurteilen, ohne deine Motive zu kennen.«
Er drückte ihre Hand. »Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest - ich war schon immer ein Esel und das bin ich noch heute, um es mit dem Lieblingsspruch deines Onkels auszudrücken.«
»Es tut mir trotzdem leid.« Als Spencer vorhin die Verantwortung für den Einbruch hatte auf sich nehmen wollen, war Sophie klar geworden, dass er durchaus auf das Wohl der Leute achtete, die ihm etwas bedeuteten.
Auch beruflich handelte er stets im Interesse seiner Klienten und stellte sein eigenes hintan. Sie hätte ihm vertrauen sollen, was die Gründe für sein Verhalten seinem Sohn gegenüber betraf. Ihre Kritik war fehl am Platz gewesen. Blieb zu hoffen, dass auch Riley eines Tages zu dieser Einsicht kommen würde.
»Hier versteckt ihr euch also.« Yank stand in der Tür. »Sophie, du wirst in deinem Büro gebraucht.«
Sie erhob sich und umarmte Spencer, ehe sie sich dem draußen herrschenden Durcheinander stellte.
Spencer sah ihr nach, während sein bester Freund den Platz seiner Nichte einnahm. Er war unendlich dankbar für diese Menschen, die ihn bedingungslos liebten und ihn ohne Vorbehalt akzeptierten - und das, obwohl er ihnen jahrelang ein Geheimnis verschwiegen hatte, das einen nachhaltigen Einfluss auf ihre Firma, ihren Lebensunterhalt, ja, ihre Existenz haben konnte.
Okay, das war vielleicht ein wenig übertrieben, aber in letzter Zeit hatte er des Öfteren den Eindruck gehabt, von den Ereignissen überrollt zu werden. Es hatte einige katastrophale Momente gegeben, in denen ihn alles zu erdrücken drohte; andere wiederum waren ihm zu schön um wahr zu sein erschienen. Die Tatsache etwa, dass ihm sein bester Freund und Geschäftspartner den Mangel an Vertrauen nicht nachtrug. Yank hatte ihm nicht ein einziges Mal vorgeworfen, dass er nicht eingeweiht worden war. Stattdessen hatte er ihm ermunternd auf die Schulter geklopft und ihm seine volle Unterstützung zugesagt. Bemerkenswert, dachte Spencer.
Yank machte in letzter Zeit einen äußerst agilen Eindruck. Seine gebrochene Hüfte schien ihm kaum mehr zu schaffen zu machen. Trotzdem wirkte er zerbrechlicher als vor seinem Unfall. Nicht, dass der alte Sturschädel es zugegeben hätte, dafür war er viel zu stolz. Und Spencer würde sich hüten, ihn direkt darauf anzusprechen.
Dennoch fragte er: »Wie fühlst du dich, Yank?«
»Bestens.«
»Gut. Wir sind also gerüstet für das Wochenende?« Die beiden hatten sich vorgenommen, ihren potenziellen neuen Klienten an den letzten Tagen vor dem Draft derart in Beschlag zu nehmen, dass dieser keinen Gedanken an Miguel Cambias verschwenden, geschweige denn auf dessen Gesülze hereinfallen konnte. Sie würden John Cashman nach allen Regeln der Kunst umwerben, Interviews für ihn arrangieren und keine Sekunde von seiner Seite weichen.
»Sind wir. Allerdings möchte ich Sophie nach all der Aufregung lieber nicht unbeaufsichtigt lassen.«
Spencer nickte verständnisvoll. Ihm war bereits dasselbe durch den Kopf gegangen. »Schick sie doch übers Wochenende zu Annabelle.«
»Annie hat mit Vaughn einen Auftritt an einem College in Massachusetts.«
»Kann Lola nicht auf sie aufpassen?«
Yank grunzte. »Denkst du wirklich, Sophie lässt es sich gefallen, dass wir einen Babysitter für sie organisieren? Außerdem ist Lola leider ebenfalls verhindert.
Sie muss sich um ihre Tante kümmern, die im Krankenhaus liegt und auf einen Platz in einem Rehabilitationszentrum wartet.«
Spencer rieb sich mit den Handballen die Augen. »Wann ist es eigentlich so schwierig geworden, an neue Klienten zu kommen?«
»Seit Mistkerle wie dieser Cambias sie uns vor der Nase wegschnappen.«
»Nun, dieses Wochenende präsentieren wir Cashman unseren Vorschlag. Ich habe einen Fünfjahresplan für ihn ausgearbeitet, mit Einkünften, Sparplänen und allem drum und dran. Der Junge braucht allerdings dringend einen
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