Komm schon
Cambias«, rief Sophie ihr nach.
»Warum nicht? Damit die Polizei ihn sich besser vorknöpfen kann? Auf keinen Fall.«
Sophie wollte ihr hinterhereilen, doch Riley hielt sie zurück. »Würdest du an ihrer Stelle nicht genau dasselbe tun? Wenn jemand einen Freund von dir verdächtigen würde, dann würdest du ihn doch auch warnen, nicht?« Sein Blick ließ keinen Zweifel daran, was er wirklich damit meinte: Würdest du mich nicht warnen? Bedeute ich dir denn so wenig?
Sie schauderte unwillkürlich, unfähig, zu entscheiden, was sie davon halten sollte. Ihre Welt war dabei, endgültig aus den Fugen zu geraten.
»Hör zu. Ich weiß, du musst heute Nachmittag aufs Polizeirevier, aber wenn das erledigt ist, solltest du dir dringend eine Auszeit gönnen. Ich fliege mit Lizzie zu ihren Großeltern, und ich würde dich gerne entführen.«
Das waren also seine Pläne? Ein Wochenende mit seiner Tochter bei seinen Eltern? So hatte sie sich das nicht vorgestellt.
»Ich halte das für keine besonders gute Idee.«
»Du ziehst es also vor, allein in New York zu bleiben und dich davor zu fürchten, dass dir hartnäckige Verehrer vor Bars auflauern oder in deine Firma eindringen und Kameras in deiner Toilette montieren?«
»Ich bin nicht allein«, entgegnete sie zitternd.
»Ich weiß zufällig, dass dein Onkel das ganze Wochenende mit Cashman beschäftigt sein wird. Es würde ihn nur ablenken, wenn er sich Sorgen um dich machen muss.«
»Das ist unfair von dir.«
»Von dir aber auch. Warum willst du nicht mitkommen? Wo ist die mutige Sophie, die bereit war, mit mir zum Parasailing zu gehen? Die sich ohne den geringsten Anhaltspunkt allein auf die Suche nach Spencer gemacht hat?« Er lehnte sich an die Schreibtischkante, die Arme vor der Brust verschränkt, und bedachte sie mit einem forschenden Blick.
Sie wusste genau, worauf er es angelegt hatte: Er forderte sie heraus, sich ihren Ängsten zu stellen. Sie kannte diese Spielchen von ihren Schwestern, und sie konnte nicht widerstehen - weder der Herausforderung noch Riley, wie es schien.
Sie legte es nicht unbedingt darauf an, für ihren Mut in die Geschichte einzugehen, aber als Feigling wollte sie auch nicht dastehen. »Mississippi, hm?«, fragte sie.
»Brandon, Mississippi.«
Sie schluckte. »Soll ganz nett sein dort um diese Jahreszeit.«
Er grinste anzüglich. »Ist es auch.«
»Und wie ist die Laune bei dreizehnjährigen Schülerinnen um diese Jahreszeit?«
»Wechselhaft«, räumte er lachend ein.
Er nahm sie mit zu seinen Eltern. Im Grunde fand Sophie das weit beängstigender als eine Kamera in ihrem stillen Örtchen.
Yank hätte einen Luftsprung gemacht, wenn seine lädierte Hüfte es erlaubt hätte. Er verdrückte sich in seinem Büro, ehe er womöglich noch beim Lauschen erwischt wurde. Zu dumm, dass er Spencer die frohe Botschaft nicht gleich mitteilen konnte, denn der hatte beschlossen, den Rest des Tages »von zu Hause aus zu arbeiten«.
»Von wegen«, murmelte Yank. Spencer graute doch bloß vor einem neuerlichen Zusammentreffen mit seinem Sohn.
Jahrelang hatte er hartnäckig seine Ziele verfolgt, überall seinen Kopf durchgesetzt, die Dinge stets auf seine Art und Weise angepackt, und nun machte er sich plötzlich in die Hose, weil irgendein Senator in Mississippi keinen Schwulen in der engeren Familie haben wollte!
Das kann sich dieser dahergelaufene Politiker aber an den Hut stecken , dachte Yank. Spencer hat es verdient, genauso glücklich zu sein wie ich, und ich werde alles daransetzen, ihm dabei zu helfen.
Er zweifelte nicht daran, dass es ihm auch gelingen würde. In letzter Zeit schien alles nach seinen Vorstellungen zu laufen. Dass Riley ganz von allein auf die Idee gekommen war, sich um Sophie zu kümmern, war erst der Anfang.
Lola würde ihm vermutlich den Kopf abreißen, aber das konnte ihn nicht abhalten. Inzwischen wusste er ja, wie er sie im Handumdrehen wieder milde stimmen konnte. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Oh, ja, er würde Vater und Sohn vereinen. Aber erst musste er sich einen Plan zurechtlegen, um sicherzustellen, dass Riley seinem richtigen Vater nicht noch einmal die kalte Schulter zeigte.
13
Cindy war nach dem Wortgefecht mit Sophie blindlings aus dem Büro gehastet und auf direktem Weg in die Bronx gefahren - sie hatte sich ausnahmsweise sogar ein Taxi geleistet, anstatt wie sonst die U-Bahn zu nehmen.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Bitte, bitte, lass nicht zu, dass Sophie recht hat. Dass er
Weitere Kostenlose Bücher