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Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paddy Richardson
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so wie früher, nur dass sie alle gealtert sind und in der Küche Esther statt Minna steht.
    Stephanie entschuldigt sich und geht hinein, um zu helfen. Sie trägt Salatschüsseln, Teller, Pellkartoffeln nach draußen und stellt sie auf den Tisch, sie plaudert mit den Frauen ja, ich habe mich beurlauben lassen, ich mache mal Pause, ja, es gefällt mir sehr gut, ja, es ist schön, wieder hier zu sein, wunderschönes Haus. Sie hört Eve Patterson zu Sophie ist als Englischlehrerin in Chile, wir wollten nicht, dass sie dorthin geht, nicht nach Südamerika, wir haben gehört, wie gefährlich es da ist, aber sie hat es sich nicht ausreden lassen, sie ist begeistert, die jungen Leute kommen heutzutage viel herum, nicht wahr?
    Sophie. Sophie-und-Gemma. Beste Freundinnnen.
    Ann Peters weicht ihr nicht mehr von der Seite oh, es ist so schön, dich zu sehen, Stephanie, es ist ja so lange her, seit du das letzte Mal zu Hause warst. Die Stadt hat sich verändert, nicht wahr, manchen Leuten gefällt das gar nicht, aber Bob sagt immer, der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Dave redet ständig von dir, eine sehr interessante Arbeit machst du da, Stephanie, gibt es einen Mann in deinem Leben, aber natürlich, wie sollte es anders sein, bei so einem hübschen Mädchen, du kannst es mir ruhig sagen, Stephanie, wunderschönes Haus, nicht wahr, es ist gut für deinen Dad, ein schönes Zuhause zu haben, und zum Glück hat er Esther, eine angenehme, unkomplizierte Frau. Wie geht es Minna, wohnt sie immer noch in Wellington? Hast du Kontakt zu ihr?
    Und zu ihrer größten Überraschung vermisst Stephanie ihre Mutter plötzlich. Sie vermisst Minnas vielsagende, verschlagene Blicke in Anns Richtung, die verraten, dass sie mit einem Lachanfall kämpft und größte Mühe hat, sich einen spitzen Kommentar zu verkneifen.
    Eine angenehme, unkomplizierte Frau, von Minna konnte man das nicht sagen. Sie war nicht unkompliziert, nein. Niemals. Stephanie beobachtet, wie Dave sich beim Reden zu Esther hinüberbeugt und ihr eine Hand auf den Rücken legt, während sie ihm zuhört.
    Lass sie ihn Ruhe, lass sie ihr Glück genießen.
    Am Montag geht sie mit Esther shoppen. Am Dienstag fahren sie nach Queenstown. Den Mittwoch verbringt sie lesend am Pool. Am Donnerstag geht sie zum See hinunter und läuft über den Anleger.
    Am Ufer liegen Kajaks, und etwa fünfzehn kleine Kinder, nach Stephanies Einschätzung zwischen fünf und sieben Jahre alt, wuseln herum, laufen am Ufer entlang und auf dem Anleger hin und her. Ein paar Eltern stehen in der Nähe und schauen zu, während drei junge Frauen den Kindern beim Einsteigen helfen und ihnen die Paddel reichen.
    Er ist da.

36.
    S ie versteckt sich hinter einem Baumstamm. Es ist die alte Weide, die immer schon hier stand, in der sie als Kind herumgeklettert ist, bis in die höchsten Äste hinauf.
    Um Jonny und Liam etwas zuzurufen. Und Gemma.
    Vom See bläst ein rauher Wind, und die Sonne ist hinter Wolken verschwunden. Der stahlgraue Himmel ist düster. Stephanie läuft ein Schauder über den Rücken, und sie fängt zu zittern an. Er ist schlank, immer noch kringeln sich die Locken an seinem Hinterkopf. Die Sonne kommt heraus, und an seinem Hals blinkt eine goldene Kette samt Medaillon.
    Minna blickt zu ihm auf, mit diesem kecken Blick, der so typisch für sie war. Ihr Gesicht ist leicht gerötet, sie lächelt trägst du einen Heiligen um den Hals, Ed, hast du es nötig, dich von einem Heiligen beschützen zu lassen?
    Er erwiderte ihren Blick, ohne zu lächeln wer weiß, vielleicht.
    Warum hatte sie es nicht gleich bemerkt?
    Weil sie fast noch ein Kind war. Weil sie sich unmöglich etwas Derartiges hätte vorstellen können. So etwas passiert nur jungen Blondinen in irgendwelchen amerikanischen Fernsehserien. Nicht in Wanaka. Schon gar nicht der eigenen Mutter. Ihre Mutter war alt und vernünftig. Sie war zweiunddreißig.
    Er ist schlank, Gesicht und Arme haben den von der Sonne gebräunten Goldton, an den sie sich noch erinnern kann, sein Haar ist von der Sonne gebleicht. Er trägt einen Neoprenanzug und steht bis zu den Knien im See, zieht eins der Kajaks ins Wasser und schaut plötzlich in ihre Richtung. Schnell zieht Stephanie den Kopf ein. Sein Gesicht sieht schmaler aus, faltiger, beinahe ausgemergelt.
    Er fasst das Kind bei den Händen und hält es fest, während er die Paddeltechnik demonstriert. Er tritt zurück, beobachtet mit zusammengekniffenen Augen. Er nickt, reckt beide Daumen in die Höhe.

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