Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
Ehrlich, ich glaube nicht, dass ein Tag vergeht, an dem Dave nicht an sie denkt.«
»Sie sollte hier bei uns sein.«
»Ja, natürlich.«
Sie muss damit aufhören. Sie sollte das Thema wechseln. Verdammt, jetzt tut sie genau das, was sie vermeiden wollte. Aber es ist schon zu spät.
»Redet er je über die Vergangenheit? Na ja, Minna und Dave haben uns immer erzählt, Gemma sei ins Wasser gefallen und ertrunken. Meinst du … weißt du, ob er das tatsächlich glaubt?«
»Ich meine, dass er am liebsten nicht darüber nachdenkt.«
»Aber was wäre, wenn? Was, wenn jemand rausfindet, dass alles ganz anders war? Wenn ihr Leichnam gefunden wird? Falls sie zum Beispiel verschleppt wurde, gibt es heutzutage Möglichkeiten, den Täter zu ermitteln, anhand von DNS-Tests und so weiter.«
»Ich glaube, der Gedanke, dass irgendjemand Gemma was angetan haben könnte, wäre für deinen Vater nicht zu ertragen.«
»Will denn niemand die Wahrheit wissen?«
»Manchmal ist die Wahrheit zu schmerzlich, Stephanie. Es ist das Beste für alle, Gemma in Frieden ruhen zu lassen.«
Es platzt aus ihr heraus. »Genau das ist mein Problem. Ich kann keine Ruhe finden. Nicht, solange ich nicht weiß, was mit ihr passiert ist. Manchmal habe ich das Gefühl, sie ist irgendwo da draußen und noch am Leben. Dann frage ich mich, ob sie sich an uns erinnert, ob sie in der Lage wäre, uns ausfindig zu machen, oder ob sie uns komplett vergessen hat. Ich weiß, wie unwahrscheinlich das ist. Ich weiß, dass sie ziemlich sicher tot ist. Aber tief in meinem Herzen wünsche ich mir, dass sie irgendwo ein glückliches Leben führt.«
Esther weicht einen Schritt zurück.
»Du glaubst, ich spinne, oder? Du glaubst, es ist verrückt von mir, so was zu denken.«
»Du hast deine Schwester verloren. Ich kann mir kein Urteil über deine Gedanken oder Gefühle erlauben.«
»Ich wollte gar nicht damit anfangen. Es war nur … als ich das Bild gesehen habe.«
»Es tut mir leid, dass es dich so aufgewühlt hat. Ich habe gründlich nachgedacht, bevor ich es anfertigen ließ. Aber wir hatten überall Fotos von meinen Kindern und von euch aufgehängt, und da fand ich, dass Gemma nicht fehlen durfte. Ich war sehr nervös, als ich es Dave gezeigt habe.«
»Wie hat er reagiert?«
»Er hat es sich lange angesehen, dann hat er sich bei mir bedankt und es für eine Weile weggeräumt, bevor er es schließlich aufgehängt hat. Wie ich schon sagte, er spricht nur selten von Gemma.«
»Er hat dir nie von damals erzählt?«
»Nur ein Mal. Ich habe ihn bedrängt. Ich dachte, es würde ihm guttun. Dabei hat es das Gegenteil bewirkt. Er macht sich immer noch Vorwürfe deswegen, und das Thema anzusprechen hat ihn völlig fertiggemacht.«
»Er macht sich Vorwürfe?«
»Weil er nicht da war, um sein Kind zu beschützen. Er hat mir erzählt, dass er eines Nachts dermaßen überzeugt davon war, dass die Kings damit zu tun hatten, dass er zu ihnen rüberfuhr, ein Fenster einschlug und ins Haus einstieg. Zum Glück waren sie längst verschwunden. Er sagte, er konnte an nichts anderes mehr denken, als das Schwein umzubringen, das Gemma auf dem Gewissen hatte.«
»Er wollte … Dann hat er nicht geglaubt, dass sie ertrunken ist? Er glaubt, dass irgendjemand ihr etwas angetan hat?«
Esther spricht mir fester Stimme. »Ich glaube, er möchte sie als das fröhliche, hübsche Mädchen in Erinnerung behalten, das sie war.«
Stephanie zu Ehren werden Ausflüge geplant. Sie besucht Weingüter und Cafés, nach dem Frühstück geht sie mit Greg im Pool schwimmen, am Samstag gibt es eine Grillparty mit alten Bekannten Stephanie, ich habe allen erzählt, wie gut es dir geht, sie würden dich gern wiedersehen. Die Muldrews, die Pattersons, die Morrisons und die Peters.
Neben Ann Peters hat Stephanie das Gefühl, in einer Zeitmaschine zu sitzen. Sie nickt, während ein Redeschwall auf sie niedergeht, sie beobachtet Dave, der am Grill steht und vorsichtig mit einer langen, glänzenden Metallzange Würstchen, Koteletts und Steaks wendet. Sie ist in der Zeit zurückgereist, nur sind alle gealtert. Ann Peters Haar ist spröde und ergraut, und Brian Morrison hat sich seins quer über die Glatze gekämmt.
Ein anderes Haus, ein moderner, schimmernder Grill, der auf der gekachelten Terrasse steht wie ein futuristisches Robotermonster in dieses Modell passt ein ganzer Braten rein, Weihnachten haben wir den Truthahn darin gegart, dazu das Gemüse, den Plumpudding, einfach alles. Alles ist
Weitere Kostenlose Bücher