Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen.«
»Also?«
»Meine Empfehlung wäre, ihr eine Frist zu geben. Lässt sich innerhalb dieser festgelegten Zeit keine Verbesserung erkennen, bereiten wir die Verlegung vor.«
»Also gut, damit bin ich einverstanden. Wir geben ihr noch zwei Wochen und setzen uns danach wieder zusammen. Sollte es aber zu einem weiteren Zwischenfall kommen, habe ich keine Wahl.«
Zwei Wochen. Stephanie geht zu Elisabeths Zimmer. Elisabeth sitzt auf Kissen gestützt im Bett. Marie Tyler sitzt am Fenster. Stephanie nickt ihr kurz zu, woraufhin sie den Raum verlässt.
»Elisabeth? Wie geht es Ihnen?«
Ruhiges Gesicht. Sanfte Stimme. Stephanie zieht sich einen Stuhl ans Bett.
Elisabeth zupft an dem Verband, der ihr Handgelenk bedeckt.
»Tut die Hand weh?«, fragt Stephanie leise. »Ich kann Ihnen gern ein Schmerzmittel geben.«
»Ein Schmerzmittel?«
Sie klingt schroff und ungläubig, verzerrt das Gesicht. Sie rutscht im Bett abwärts, wendet sich ab.
Gemma wäre jetzt in deinem Alter, jung und hübsch, sie hätte alles noch vor sich. Wäre ihre Stimme immer noch so weich und heiser, würde sie mich anstrahlen, wann immer ich hereinkomme?
Wie lieb hast du mich, Gemmy? Bis zum Himmel.
Verdammt, du bist am Leben, warum machst du nichts draus?
Stephanie sitzt neben dem Bett, schließt die Augen, döst beinahe ein. Im Gemeinschaftsraum läuft der Fernseher, jemand lacht.
Vielleicht sollte sie Liam und Jonny anrufen, sie zu einer Pizza einladen, ein paar Biere besorgen. Sie sollte Dave anrufen. Ein bisschen mit ihm plaudern. Vielleicht kommt er sie besuchen? Vielleicht bringt er Esther und Greg mit, übers Wochenende.
Sie fühlt sich so schrecklich allein.
14.
S ie überfliegt das Stationsprotokoll. Keine Zwischenfälle. Immerhin.
Sie liest die Aufzeichnungen zu Elisabeth. Patientin ist sehr still. Reagiert nicht auf Ansprache. Sie ruft den Pfleger an.
»Will? Hier spricht Stephanie. Hat Amy heute Dienst?«
»Sie will gerade gehen.«
»Könnten Sie sie bitten, kurz bei mir vorbeizukommen?«
»Klar.«
Amy klopft an. Stephanie öffnet die Tür, bittet sie herein.
»Kaffee?«
»Nein, danke. Wenn ich Nachtdienst habe, muss ich tagsüber schlafen. Der Kaffee hält mich wach.«
»Amy, ich wollte noch einmal mit Ihnen über den Vorfall mit Elisabeth reden. Ich habe gelesen, dass Elisabeth noch ziemlich lange geschrien hat, nachdem Sie sie fanden. Hat sie einfach nur geschrien, oder hat sie etwas gesagt?«
»Sie war verwirrt, aber sie hat auch gesprochen.«
»Konnten Sie etwas verstehen?«
»Ich habe nicht genau zugehört. Ich war damit beschäftigt, ihr das Messer aus der Hand zu nehmen, ohne sie oder mich dabei zu verletzen, und danach habe ich ihre Arme gesäubert und sie beruhigt. Ich musste schnell Hilfe holen, außerdem hatte ich mich ja auch noch um die anderen Patientinnen zu kümmern.«
»Ja, ich verstehe. Sie können sich also nicht erinnern, was sie gesagt hat? Überhaupt nicht?«
»Eigentlich nicht.«
»Sie hat nicht so etwas gesagt wie … Tracy?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht.«
»Sie wissen es nicht mehr?«
»Na ja, es könnte schon sein. Es klang irgendwie so ähnlich, aber wissen Sie, in dem Augenblick hatte ich anderes im Kopf.«
»Danke, Amy. Sie haben das sehr gut gemacht. Das muss ganz schön hart gewesen sein.«
Stationskonferenz. Heute geht es mir super. Ich bin echt sauer. Ich bin traurig.
Nachdem die Patienten gegangen sind, spricht sie Elsie an. »Wie geht es Elisabeth heute?«
»So wie immer.«
»Wer war bei ihr?«
»Tagsüber hauptsächlich Marie. Die Nachtschicht übernimmt Helen Scott. Ich weiß ja, es geht mich nichts an, aber diese Nachtschichten gehen ganz schön ins Geld.«
»Wir haben das mit ihrer Familie geklärt.«
»Ja, aber wenn das noch lange so weitergeht …«
»Wir müssen dafür sorgen, dass sie sich nichts antun kann.«
»Ja, ich weiß. Aber …«
»Aber Sie finden, sie sollte zurück ins Städtische?«
»Ja. Zumindest vorläufig. Sie ist jetzt seit vier Wochen bei uns, aber ich habe das Gefühl, es geht ihr genauso schlecht wie am Anfang. In meinem Monatsbericht an Stewart werde ich die Rückverlegung empfehlen.«
»Ich glaube, hier stehen ihre Chancen besser.«
»Wir sind keine Einrichtung für Patienten mit akuten Erkrankungen. Wir müssen das Wohl der anderen im Auge behalten, und ganz ehrlich halte ich das im Moment für vorrangig. Einige von ihnen leiden immer noch unter dem Vorfall von neulich.«
»Meiner
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