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Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paddy Richardson
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möglich, wo sie uns doch verletzt und verlassen hat und nun auch noch meint, alle fünf oder sechs Jahre hier auftauchen und so tun zu können, als sei alles in Ordnung? Wie ist das nur möglich?
    Und warum hat sie selbst sich die Mühe gemacht, das Treffen zu arrangieren, warum hat sie herumtelefoniert und verhandelt? Sie ist kein Stück besser als ihre Brüder. Warum hat sie mitgemacht, was hat sie sich davon erhofft? Wollte sie sehen, wie die Jungs Minna auflaufen lassen und zurückweisen? Wollte sie hören, dass Minna sie liebt? Verdammt, was hat sie sich erhofft? Niemand hat sie gezwungen, hier an diesem Tisch zu sitzen. Sie weiß, wie verschlossen und angespannt sie auf die anderen wirken muss. Wie läuft es in der Klinik, Steph? Ganz gut, danke. Wie ist dein Essen, Steph? Sehr gut, danke. Was will sie von Minna? Was hat sie sich bloß erhofft? Wie konnte sie jemals denken, es gäbe einen Grund zur Hoffnung? Minna hat sie nur enttäuscht, wieder und wieder und wieder.
    Stephanie ist knapp über dreißig und hat ein abgeschlossenes Medizinstudium, ihre Facharztausbildung zur Psychiaterin geht dem Ende zu. Alle halten sie für eine Überfliegerin. Und doch kann sie die Sehnsucht in Liams Augen verstehen; denn wenn sie ganz ehrlich ist, hungert sie genauso nach Minnas Anerkennung, sehnt sich nach einem toll siehst du aus, Steph, und in alles mischt sich die Wut, diese unbändige Wut wo warst du an Gregs Geburtstagen, wo warst du, als Liam sich jeden Abend in den Schlaf geweint hat, wo warst du, als Jonny sich den Fuß brach, wo warst du während meiner Abschlussfeier, wo wo wo?
    Wut darüber, wie nachlässig Minna war, sträflich sorglos Steph, pass bitte auf Gemma auf, okay? Ich muss mal kurz weg.
    Vergiss es. Es ist vorbei. Aus und vorbei.
    Minna wickelt Brokkoliröschen und Spaghetti mit Gorgonzolasauce auf ihre Gabel und isst, sie lächelt und redet und beobachtet ihre Kinder es war ganz okay, Liam ist ein bisschen auf Abstand gegangen, aber er war schon immer so, entweder hing er mir am Rockzipfel, oder er schmollte wegen diesem oder jenem, er wird’s überleben, er kommt zurecht. Jonny macht sich prima, und Ana ist ganz nett, ein bisschen schüchtern vielleicht, zu still, aber sie ist ein hübsches Mädchen und ganz offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen, sie arbeitet als Lehrerin an einer Highschool, ich glaube, demnächst machen sie Ernst, was soll’s, sie passen ganz gut zusammen.
    Aber Stephanie … du liebe Güte! Zum einen sieht sie furchtbar aus, eigentlich ist sie ja nicht hässlich, aber mein Gott, sie müsste dringend mal zum Friseur gehen, und dann diese Klamotten, der Rock und die Jacke sitzen nicht richtig, und dann auch noch diese unmögliche Farbe, beige wie kalter Haferbrei, und dazu diese biederen Treter. Meine Güte, will sie aussehen wie eine alte Jungfer? Muss sie sich kleiden wie eine Nonne in zivil?
    Und sie selbst? Nun ja, sie ist weggezogen und hat alles zurückgelassen, aber das war nichts als Selbsterhaltung, was hätte sie in dem Kaff auch anfangen sollen, da wäre sie verrückt geworden, sie war mit Dave nie glücklich, nicht einmal ganz früher, als sie frisch verheiratet waren. Damals konnte man nicht einfach so zusammenziehen, das wäre undenkbar gewesen in Wanaka, man zog sich hübsch an und ging am Samstagabend aus und präsentierte sich von seiner Schokoladenseite, und danach war man mit dem Ring und dem Kleid beschäftigt und was die Brautjungfern tragen sollten, und dann war man plötzlich verheiratet, angeblich für immer, dabei kannte man den Mann kaum. Man sollte für einen Fremden kochen und putzen, mit dem Ausgehen war es auch vorbei, und die Schokoladenseite bekam man erst recht nicht mehr zu sehen. Sie war erst neunzehn und schon schwanger, das Kleid musste im letzten Moment noch geändert werden. Neunzehn, du liebe Güte. Zwölf Jahre jünger, als Stephanie heute ist. Warum bringt sie kein Verständnis auf? Kann sie das nicht nachvollziehen? Schließlich ist sie hier die Seelenklempnerin.
    Stephie. Oh, sie wünscht sich, sie und Steph würden sich besser verstehen, wirklich, sie wünscht sich, sie könnten ausgehen wie Freundinnen, Kaffee trinken, sich zum Mittagessen treffen und zum Shoppen, am liebsten würde sie Stephanie auf der Stelle ein paar hübsche Sachen schenken und ihr Frisiertipps geben, immerhin haben sie das gleiche Haar, dick und glatt, da braucht man einen guten Friseur, man sollte denken, Stephanie hätte das inzwischen begriffen.
    Auch

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