Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paddy Richardson
Vom Netzwerk:
reden. Mich würde interessieren, wie Sie jetzt darüber denken.«
    »In meiner Familie wurde nicht viel geredet. Ich habe mich nicht getraut, den Mund aufzumachen, vor lauter Angst, Mum könnte sich aufregen. Und Dad hat nie über seine Gefühle gesprochen. Ein Mann wie er, der sein ganzes Leben in Westport verbracht hat … tja, der redet über so was nicht. Das wäre zu persönlich. Man redet übers Angeln und über Rugby und über die Regierung, die wie immer zu wenig für die Küstenregion tut. Aber nicht nur meine Familie war so, es betraf alle. Jeder in der Stadt wusste über Gracie Bescheid und dass meine Mum wegmusste, weil sie krank war. Niemand hat es angesprochen, und von mir aus konnte ich das nicht. Es war, als hätte ich eine riesige, hässliche Narbe im Gesicht. Alle können sie sehen, und trotzdem tun sie so, als sei da nichts. Sie tun so, als fiele ihnen nichts auf, aber wenn man aufpasst, merkt man, wie sie immer wieder rüberschielen.«
    »Diese Beschreibung finde ich sehr treffend, Beth.«
    »Ja, und wissen Sie, das Seltsame ist, dass sich ja eigentlich nichts verändert hat. Gracie ist immer noch verschwunden, alles ist gleich, und dennoch habe ich das Gefühl, eine zweite Chance zu bekommen.«
    »Sie haben das heute ganz toll gemacht.«
    Sie erschaudert, holt zittrig Luft. »Ja, aber es war nicht einfach.«
    Bald ist sie so weit. Eine Woche noch, vielleicht zwei, dann ist sie weg.

19.
    S ie sitzen zusammen am Tisch. Stephanie, Liam, Jonny, dazu Jonnys Freundin Ana. Sie kennt Minna noch nicht und ist nervös, wirft immer wieder Blicke zur Tür, spielt an ihrem Haar.
    Es ist typisch für Minna, sie eine halbe Stunde warten zu lassen. Dabei war es gar nicht so einfach, alle an einem Ort zu versammeln. Liam hatte sich zunächst geweigert zu erscheinen; seit Jahren hat er zu Minna praktisch keinen Kontakt mehr, wieso soll er jetzt seinen Terminplan danach richten, dass sie mit ihm essen gehen will? Und wenn auch noch dieser Typ dabei ist, den sie sich geangelt hat – nein danke, dann kommt er erst recht nicht. Jonny hatte eigentlich nichts gegen ein Treffen – er fand, Ana sollte endlich seine Mutter kennenlernen –, wäre aber nicht gekommen, wenn Liam es abgelehnt hätte. Jonny kann mit der Situation besser umgehen. Er war ein Papakind und hat unter der Trennung von Minna viel weniger gelitten als sein Bruder. Jonny und Liam haben immer noch engen Kontakt; ihre Loyalität zueinander ist ungebrochen. Nach vielen Telefonaten, Verhandlungen, Terminschiebereien hatten sich schließlich beide zu einem Treffen bereit erklärt. Stephanie wählte einen Abend, der allen passte, und informierte Minna darüber, dass Liam, falls sie Steve mitbrächte, nicht erscheinen würde.
    Minna kommt ins Restaurant gerauscht, sie trägt ein schmales Samtjackett, einen langen, schmalen Rock, elegante schwarze Stiefel und jede Menge schimmernden Silberschmuck. Man kann nicht anders, als hinzusehen. Niemand würde jemals über Minna sagen, sie habe sich gut gehalten, denn das würde die Wehmut nach der verlorenen Jugend implizieren. Nein, ihre Haut schimmert seidig, ihr Körper ist schlank, ihr dunkles, glänzendes Haar ist von mahagonifarbenen Strähnen durchzogen. Sie ist Anfang fünfzig und wunderschön.
    Du liebe Güte, sie kommen zu zweit. Steve betritt das Restaurant gleich nach ihr, beide nähern sich strahlend dem Tisch. Stephanie wirft eilig einen Blick zu Liam hinüber und zischt: »Ich hatte sie gewarnt!« Liam kocht vor Wut, er murmelt, er werde jetzt gehen.
    Aber Minna strotzt vor Freude und Mutterglück, sie weiß genau, was sie tut. Sie geht direkt auf Liam zu, drückt ihm einen Kuss auf die Wange und umarmt ihn herzlich mein Liebling, du siehst toll aus. Sie stellt ihm unverzüglich Steve vor, so dass Liam nichts übrigbleibt, als dessen Hand zu schütteln. Stephanie beobachtet Liam, sie sieht, wie sein eben noch unbarmherziger Blick weich wird, wie sein Körper sich unter Minnas Berührung entspannt. Was hat Opa immer gesagt? Mamis Liebling, das bist du, nicht wahr, Liam? Minna wendet sich den anderen zu, umarmt Jonny, sagt, wie schön es sei, endlich Ana kennenzulernen. Und dann ist Stephanie an der Reihe. Steph. Oh, Steph.
    Sie macht ihre Sache gut. Sie wirkt ein bisschen härter und berechnender als früher, aber sie hat nichts von ihrer Fähigkeit verloren, Leute zu entwaffnen und zu faszinieren. Sie ist nach Wellington gezogen und hat einen Weiterbildungskurs besucht, inzwischen hat sie

Weitere Kostenlose Bücher