Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
pleitegegangen.«
»Waren Sie hier angestellt?«
»Ja, ich bin der Hausmeister. Ich war der Hausmeister. Ab Ende der Woche bin ich arbeitslos.«
»Wissen Sie, wie ich den Direktor erreichen kann?«
»Sind Sie von der Zeitung?«
»Nein. Ich habe einen Freund, der hier gearbeitet hat. Ich bin auf der Durchreise und wollte ihm einen Besuch abstatten. Ed, Edward Black. Kennen Sie ihn?«
Der Mann schüttelt den Kopf.
»Wen könnte ich fragen?«
»Keine Ahnung.«
Bald ist später Nachmittag, aber sie ist kein Stück weitergekommen. Sie war in der Highschool, hat die Schulsekretärin angesprochen ich bin auf der Suche nach einem Lehrer, der drüben am College unterrichtet hat, könnten Sie mir weiterhelfen? Die Sekretärin hat ihr ein paar Namen und Telefonnummern gegeben. Stephanie setzt sich auf die Treppe des Schulgebäudes und macht sich daran, die Liste abzutelefonieren, erreicht aber bestenfalls einen Anrufbeantworter. Schließlich erwischt sie eine Lehrerin, Jenny Hargreaves, die aber erst im letzten Jahr eingestellt wurde. Nein, sie kenne keinen Edward Black, nicht einmal den Namen habe sie gehört. Nein, sie wisse auch nicht, an wen Stephanie sich noch wenden könne. So eine blöde Scheiße, ich habe meinen Job gekündigt, bin extra hierher gezogen, und dann macht der Laden dicht! So ein Mist. Ich wünschte, ich hätte mich nie drauf eingelassen, ich hätte von Anfang an sehen müssen, dass das Ding den Bach runtergeht.
Stephanie geht zur Stadtbücherei und lässt sich alte Ausgaben der Kaikoura Press geben. Sie liest die Einzelheiten nach örtliche Bildungseinrichtung, finanzielle Schieflage, ein Verlust für den Landkreis. Sie betrachtet die Bilder aufmerksam. Einen Ed Black kann sie nirgends entdecken.
Sie fährt zurück zur Pension. Wahrscheinlich hat er die Stadt verlassen, vor langer Zeit schon, und ist längst über alle Berge. Denk nach. Denk nach. Was nun? Wo soll sie es als Nächstes versuchen?
Was weiß sie über Pädophile? Manche von ihnen sind beruflich erfolgreich, gebildet, gehören der Mittelschicht an. Sie werden oft nicht erkannt, weil sie so wie alle leben und beliebt sind. Keine schmierig aussehenden Typen in zerfledderten Regenmänteln, die im Gebüsch lauern.
Leider. Es wäre besser, man könnte sie gleich erkennen. Sie sind gut im Manipulieren, geschickte Lügner, oft handelt es sich um Pädagogen, Sozialarbeiter, um Menschen, die sich mit Kindern abgeben und dafür Bewunderung ernten. Sie trainieren Sportmannschaften, geben Tanz- oder Musikunterricht, begleiten Kinder ins Zeltlager. Die meisten Sextäter werden von den Familien nach Hause eingeladen, und wenn ihre Tarnung auffliegt, kann keiner es glauben. Mein Gott, das kann nicht wahr sein, ich kenne ihn, wir sind befreundet, er ist ein netter Kerl.
So wie Ed Black geben sie sich lustig und charmant, wenn sie zu Besuch kommen. Die Kinder mögen sie. Meistens jedenfalls. Bei Beth war es anders, bei Stephanie auch. Was genau hatte damals ihr Misstrauen erregt? War es, weil sie spürte, dass zwischen ihm und Minna etwas lief? Oder ahnte sie die dunkle Bedrohung, spürte sie sie instinktiv? Lag es an seiner Art, die kleinen Mädchen in der Schule zu beobachten? Manchmal war es ein bisschen eigenartig mit ihm. Sie wissen schon, im Bett. Wenn sie sich nicht in ihm täuscht, arbeitet er weiterhin irgendwo mit Kindern. Sie ist überzeugt davon. Nach dem, was die Frau im Bildungsministerium hat durchscheinen lassen, ist er inzwischen an einer Privatschule eingestellt.
Aber wo soll sie suchen? Ihr fällt nichts Besseres ein, als herumzutelefonieren. Sie geht in ihren Schuppen und fährt den Laptop hoch. Sie versucht, online zu gehen, hat aber kein WLAN. Verdammt. Was sie auch tut, was immer sie versucht, es klappt nicht.
Sie geht zum Haus hinüber und klopft an die Glastür. Aline lächelt sie an, bittet sie herein. Sie hat das Bügelbrett aufgeklappt und einen vollen Wäschekorb danebengestellt. In der Küche duftet es nach dem Apfelmus, das auf dem Herd vor sich hin köchelt, nach Zimt und frischer, getrockneter Wäsche. Das Radio läuft. Ein altes Lied von den Beatles: Penny Lane. Die Sonne scheint herein.
Warum gibst du nicht auf? Fahr nach Hause. Bau dir ein eigenes Leben auf. Mit einer sonnigen Küche, einem netten Job, vielleicht sogar einem netten Mann. Lass es sein und fahr nach Hause.
»Ein schöner Tag heute, nicht wahr?«
»Perfekt. Aline, darf ich mal Ihr Telefonbuch benutzen?«
»Selbstverständlich. Möchten Sie
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