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Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paddy Richardson
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Sie hört, wie er durch den Flur geht, sie hört das Kinderbett quietschen, als er Rosie vorsichtig ablegt und sich zu ihr setzt.
    Ist schon gut, alles ist gut, Rosie, es war nur ein Traum. Morgen kommt die Oma, Schätzchen. Schon gut ist schon gut ist schon gut.
    Sie läuft ins Badezimmer und dreht das Wasser auf, wäscht sich eilig das Gesicht und spült sich den Mund aus. Sie feuchtet ein Handtuch an, rubbelt sich ab, auch zwischen den Beinen. Sie zieht einen Pyjama an und darüber einen Bademantel, den sie eng verschnürt, dann kämmt sie sich die Haare.
    Er sitzt am Küchentisch, einen Drink in der Hand. Er sieht sie nicht an. »Morgen hole ich meine Mutter. Ich will, dass du verschwunden bist, wenn wir zurückkommen.«
    »Ich habe geschlafen. Ich weiß nicht einmal, was los war. Du kannst doch nicht einfach …«
    »Morgen früh.«
    »Aber … wo war Rosie? Was ist passiert?«
    »Rosie war allein da draußen.«
    »Sie hatte wohl einen Alptraum. Bestimmt war es so. Es war nicht meine Schuld.«
    »Ich habe gesagt, du sollst verschwinden.«
    »Du kannst mich nicht einfach rauswerfen. Ich habe sonst niemanden, und …«
    »Morgen früh. Ich fahre mit Rosie in die Stadt, und du machst, dass du wegkommst.«
    »Aber wir … Es lief doch gut. Das hast du selbst gesagt. Ich habe was getrunken, okay. Nur ein Glas. Ich habe geschlafen. Ich habe sie nicht gehört, Dan.«
    Er steht auf, geht auf sie zu. Er ist ein großer Mann, und er baut sich vor ihr auf. »Ich habe dich gesehen«, sagt er leise. »Ich habe dich gesehen und gerochen. Morgen früh um zehn hast du deine Sachen gepackt und bist verschwunden. Ich will dich nie wieder sehen oder sprechen, vergiss das nicht, Patsy. Und noch etwas solltest du nicht vergessen. Wenn Rosie irgendetwas zugestoßen wäre, hätte ich dich umgebracht.«

29.
    Kaikoura, 2005
    D er Tag ist klar, alles strahlt in Tiefblau und Zitronengelb, und die Zikaden haben schon mit ihrem Gesang begonnen. Sie hört das Dach knacken, weil das Holz sich in der Wärme ausdehnt. Sie macht sich auf den Weg zum Haupthaus, um zu frühstücken.
    Aline begrüßt sie mit einem Lächeln. »Gut geschlafen?«
    »Ja, sehr.«
    Sie hat seit dem Mittagessen am Vortag nichts mehr gegessen und ist am Verhungern. Sie bestellt Eier, Saft, Toast, Aprikosenmarmelade und Kaffee.
    »Haben Sie Pläne für heute?«
    »Ich glaube, ich werde mich einfach mal umsehen.«

    Ein Maschendrahtzaun umgibt das weitläufige begrünte Areal mit einzelnen Unterrichtsgebäuden, einem Verwaltungstrakt und einer Turnhalle. Sie kann weder Menschen noch Autos entdecken, was sie verwundert. Vielleicht sind gerade Ferien? Oder der Unterricht beginnt erst später?
    Sie geht auf die Tür mit dem Empfangsschild zu, aber die ist verschlossen. Sie presst die Nase an die Glasscheibe. Drinnen ist niemand zu sehen, obwohl sie Bücherstapel und Ausrüstungsgegenstände auf dem langgezogenen Tresen erkennen kann. Ihr Handy klingelt.
    Minna. Stephanie zögert, nimmt den Anruf schließlich an. »Ja?«
    »Was ist los?«
    »Nichts ist los.«
    »Ich habe versucht, dich zu Hause anzurufen, aber die Nummer ist stillgelegt. Ich habe es in der Klinik probiert, wo man mir sagte, du seist beurlaubt. Was soll das heißen?«
    »Dass ich im Urlaub bin.«
    »Hör auf damit, Steph. Ich kenne dich. Du nimmst dir nicht einfach so frei und kündigst grundlos deine Wohnung.«
    »Ich habe Urlaub gebraucht. Ich wollte umziehen. Was ist daran nicht in Ordnung?«
    »Du hättest mir Bescheid sagen können.«
    »Wozu?«
    »Ich bin deine Mutter!«
    »Jaja. Hör mal, ich bin gerade sehr beschäftigt und …«
    »Sag mir, wo du bist.«
    »Ich sagte es dir bereits. Im Urlaub.«
    »Es geht nicht etwa um Ed Black, oder?«
    »Sei nicht albern.«
    »Es hat mit ihm zu tun, nicht wahr? Steph, wo zum Teufel steckst du? Was hast du vor?«
    Stephanie beendet das Gespräch und schaltet das Handy aus. Nie ruft Minna an, nie kommt sie zu Besuch, und nun ist sie plötzlich hinter ihr her wie ein Rottweiler. Ich bin deine Mutter. Es ist geradezu lächerlich.
    Sie geht langsam um das Gebäude herum. In einem Fenster neben dem Hintereingang hängt ein Schild: Zu vermieten. Stephanie sieht sich nach einem Hinweis um; möglicherweise ist das College umgezogen? Da entdeckt sie eine Leiter, die an einem der Fertighäuschen lehnt; auf dem Dach steht ein Mann.
    »Hallo!«, ruft sie.
    Der Mann kommt an die Dachkante.
    »Ich suche das College. Ist es umgezogen?«
    »Hat letzten Monat dichtgemacht. Ist

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