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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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diesmal größeren Schluck Wodka. Wenn sie es tatsächlich schaffte, mit dem Rauchen aufzuhören, wäre das für den Skeptiker Tartaglia ein Schlag ins Gesicht. »Erzähl mir von dem Club«, sagte sie nach einer Weile. »Gibt es den schon lange?«
    »Schon ewig. Mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg, damals hat die polnische Exilregierung im ersten Stock getagt. Aber danach war hier nicht mehr viel los, bis Polen dann in die EU kam. Der Club schwebt immer noch in einer Art Zeitblase, aber wenigstens ist das Durchschnittsalter der Mitglieder um mindestens vierzig Jahre gesunken. Heute leben mehr Polen in Großbritannien als in Warschau.«
    Es war faszinierend, wie sehr die EU mit den Migrationsströmen aus Osteuropa und anderen Ländern London verändert hatte. Großbritannien war nicht mehr ganz so britisch, was in ihren Augen ein großer Gewinn war. Der Mix der Kulturen war einer der vielen Gründe, warum sie so gern in London lebte und arbeitete.
    Sie leerte ihr Glas. »Bist du oft hier?«
    Er nickte. »Es ist irgendwie bizarr hier, aber ich mag es sehr. Hinten gibt es eine Terrasse, im Sommer ist das herrlich, und nach einem harten Arbeitstag gönne ich mir gern ein, zwei Wodka. Apropos, möchtest du noch einen?«, fragte er mit Blick auf ihr leeres Glas. »Sind ja nur klein, und auf einem Bein kann man nicht stehen.«
    »Gern.« Das erste Glas hatte ihr bereits eine wunderbar wohlige Wärme beschert, dennoch war sie überzeugt, dass sie noch einen zweiten vertragen konnte. »Und schleudern wir die leeren Gläser in den Kamin?«
    Er lachte. »Das gibt es nur in alten Filmen und in Russland. Wenn du das hier versuchen würdest, würden die älteren Mitglieder wahrscheinlich einen Herzinfarkt kriegen. Lassen wir sie einfach abräumen.« Er winkte dem Kellner, der sofort kam.
    »Wer sind diese Leute?«, fragte sie und schaute zu den vielen Porträts an den Wänden hoch, nachdem der Kellner die Gläser abgeräumt und die Bestellung entgegengenommen hatte.
    »Gruselig, oder? Wahrscheinlich alles Polen. Ich kenne nur Rula Lenska, bei den anderen bin ich überfragt, aber die Jungs da drüben mit den Mützen sind vermutlich Kriegshelden. Viel Logik steckt da wahrscheinlich nicht dahinter, im Speisesaal hängt nämlich ein großes Bild vom Herzog von Kent über dem Kamin, und ich glaube nicht, dass der überhaupt ein polnisches Dienstmädchen hat.«
    Sie lachte und sagte: »Beeindruckende Sammlung. Aber ich glaube auch nicht, dass ich die bei mir zu Hause an die Wand hängen würde.«
    »Ich wette, die sind dem Club vermacht worden – wahrscheinlich vom Künstler höchstpersönlich -, und die alten Omis im Komitee waren wohl zu höflich, sie abzulehnen.«
    »Und was ist das für ein goldener Adler da drüben, der mit der Krone?«
    »Das ist das Staatswappen, und genau genommen ist es ein weißer Adler. Als die Kommunisten an die Macht kamen, haben sie ihm die Krone abgenommen, aber der hier hat seine natürlich noch.«
    Die Getränke wurden gebracht. »Wie sagt man noch mal Prost auf Polnisch?«, fragte sie und hob das Glas.
    »Na zdrowie.«
    Es klang so nett, wenn er es sagte, und sie versuchte, ihn zu imitieren. In der Schule hatte sie kein besonderes Ohr für Sprachen gehabt, doch jetzt ging es ihr ganz leicht von der Zunge. »Klingt viel schöner als Prost.«
    »Ganz zu schweigen von ›Hoch die Tassen‹ oder ›Hau weg den Scheiß‹«, sagte er lächelnd. »Sprache kann so funktional und unpoetisch sein, besonders wenn es ums Trinken und um die Liebe geht.«
    Sie spürte, wie sie rot anlief, und wusste nicht genau, ob das am Wodka lag oder an der Art, wie er sie ansah.
    »Sprichst du fließend Polnisch?«, fragte sie.
    »Ich bin hier geboren und aufgewachsen, aber zu Hause haben wir immer Polnisch gesprochen.« Er leerte sein Glas und lächelte sie an. »Jetzt du.«
    »Auf ex? Okay. Dann los.«
    Er sah zu, wie sie den Wodka kippte. Er war eiskalt und brannte ihr in der Kehle, aber er schmeckte noch besser als der erste.
    »Das war ein Jebrowska«, sagte er. »Das heißt Büffelgras. Meinst du, du kannst noch einen probieren? Die haben hier einen ganz vorzüglichen Zitronenwodka. Aber vielleicht reicht das auch erstmal. Das Zeug kann ziemlich stark sein, wenn man nicht daran gewöhnt ist.«
    Sie zögerte. Eigentlich sollte sie heute Abend für Claire kochen, und sie hatte noch nicht mal eingekauft. Zum Glück gab es bei ihnen um die Ecke einen Tesco, der lange geöffnet hatte. Dennoch war es keine gute Idee,

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