Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
für dein Mitgefühl. Aber du weißt ja, ich mag es, wenn’s kompliziert wird.«
Clarke gab einen tiefen Seufzer von sich. »Ja, du bist ein anspruchsvoller Idiot... freundlich ausgedrückt.«
Tartaglia hockte neben Clarke auf einem niedrigen, harten Stuhl, den er aus dem Wartebereich hatte holen müssen, da es im Zimmer keine Sitzgelegenheiten für Besucher gab. Clarke lag flach auf dem Rücken an einem Tropf, der wohl Schmerzmittel enthielt, die untere Körperhälfte noch immer unter dem schützenden Metallkäfig verborgen. Um ihn herum ein Meer von Blumen, Grußkarten und Geschenkkörben mit Obst, die Cellophanverpackungen noch unberührt, und ungeachtet seiner Lage schien er bester Laune zu sein. Aber seine Augen waren blutunterlaufen, und sein langes, markantes Gesicht war grau. Er war ein großer, kräftiger Mann gewesen, aber er hatte erheblich an Gewicht verloren, als wäre er über Nacht geschrumpft, und er war um mindestens zehn Jahre gealtert. Tartaglia konnte nur hoffen, dass das Entsetzen, das er bei Clarkes Anblick empfunden hatte, nicht auf seinem Gesicht zu sehen gewesen war.
Ein großer, flauschiger rosa Teddybär lag neben Clarke unter der Bettdecke, um den Hals ein Seidenband mit einem kleinen Schild: »Mein Trevor, ich liebe Dich.« Ein witziger, schräger Anblick, und wäre es nicht zugleich so unglaublich traurig, wäre Tartaglia versucht gewesen, mit dem Handy ein Foto zu schießen, um es den Kollegen zu zeigen.
Clarke hatte kein Einzelzimmer mehr, aber wenigstens hatte man ihn in ein kleines Zimmer mit nur vier Betten verlegt, von denen eines leer war, und ihm das Bett am Fenster gegeben. Tartaglia hatte kurz daran gedacht, den Vorhang zuzuziehen, um mit Clarke allein zu sein, aber da der Mann nebenan tief und fest schlief und dabei laut schnarchte und der andere Kopfhörer trug und ganz vertieft schien in das, was er da hörte, hielt er das für überflüssig.
»Also, Trevor, was hältst du von dem Ganzen?«, fragte Tartaglia nach einer Weile.
Schweigend starrte Clarke an die Decke und tat, als müsste er nachdenken. Aber er konnte Tartaglia nichts vormachen. Er hatte das Leuchten in Clarkes Augen gesehen, als er ihm die Ereignisse Punkt für Punkt geschildert hatte. Clarke brauchte selten lange, sich eine Meinung zu bilden, meistens hatte er eine blitzschnelle Eingebung oder Inspiration, die für gewöhnlich alle anderen überraschte und genau ins Schwarze traf. Aber jetzt lag er da, fast bewegungsunfähig, und kostete die Gelegenheit aus, Tartaglia auf die Folter spannen zu können. Manche Dinge änderten sich eben nie.
»Weißt du, ich wünschte, die würden mir da oben einen Flachbildschirm hinhängen«, sagte Clarke. »Die Aussicht wird langsam langweilig.« Seine Stimme klang angestrengt und leicht nuschelig, und er sprach sehr viel langsamer als sonst mit seinem üblichen Maschinengewehrgeratter. Tartaglia fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, herzukommen und ihn mit seinen Problemen zu belasten.
»Komisch, dass Sally-Anne noch keinen aufgehängt hat. Sie würde alles für dich tun, oder?«
Clarke grinste schief. »Ja, ich bin ein echter Glückspilz. Hab’ ich gar nicht verdient. Du solltest dich endlich mal zusammenreißen und dir eine vernünftige Frau wie sie suchen.«
»Hör auf abzulenken, Trevor, und sag mir, was du denkst.«
Langsam drehte Clarke den Kopf und sah ihn an. »Über Carolyn Steele?«
»Schluss jetzt mit dem Gefrotzel, Trevor, raus mit der Sprache. Ich durchschaue dich doch sowieso.«
»Okay, okay. Zu Carolyn kommen wir später. Ja, was denke ich? Nun … abgesehen davon, dass ich morden würde für eine Kippe und dass ich den ganzen Spaß vermisse wie sonst was … abgesehen davon denke ich … du guckst an der falschen Stelle.«
»Bist du sicher, dass das nicht zu viel ist für dich, Trevor? Ich kann auch ein andermal wiederkommen.«
»Wag es nicht«, grummelte Clarke. »Das und Sally-Anne ist das Einzige, was mich am Leben hält.« Er legte eine Pause ein und schnalzte mit der Zunge. »Wie gesagt, irgendwo liegst du falsch.«
»Erzähl mir was Neues.«
»Verdammtes Pech, dass ich mich ausgerechnet jetzt zerlegen muss, wo so ein spannender Fall hereinkommt.« Seufzend streckte er den Arm aus und tätschelte mit seiner riesigen Hand Tartaglias Knie. »Aber nett von dir, dass du mich besuchst. Hatte mich schon gefragt, wie ihr ohne mich zurechtkommt.« Wie zur Einleitung rückte er mit steifen Bewegungen die Schultern zurecht und schob die
Weitere Kostenlose Bücher