betrunken nach Hause zu kommen. Aber egal. Sie fühlte sich so wohl hier mit ihm, dass sie den unausweichlichen Moment des Abschieds noch hinauszögern wollte. »Okay. Einen noch, aber dann muss ich wirklich los.«
Der Kellner war nirgends zu sehen, und so ging Zaleski zur Bar, um die letzte Runde zu ordern.
»Du bist übrigens ganz anders, als ich mir eine Polizistin vorgestellt habe«, sagte er, als er sich wenige Minuten später mit den Drinks wieder zu ihr setzte.
Sie lachte. »Wirklich?«
»Wobei ich hinzufügen muss, dass ich noch nie mit der Polizei zu tun hatte. Nicht so richtig, meine ich, abgesehen von dem einen Kerl, der mich mal wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten hat.«
»Mordkommission ist ein bisschen was anderes als die Verkehrspolizei«, sagte sie und hoffte, er würde sie nicht nach dem Fall fragen.
»Kann ich mir vorstellen. Wie bist du dazu gekommen? Ich meine, warum bist du überhaupt zur Polizei gegangen? Du bist gar nicht der Typ.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Es gibt da keinen speziellen Typ, schon gar nicht heutzutage. Ich habe Englisch studiert, aber damit lässt sich nicht viel anfangen, außer man will Lehrer werden, wie meine Eltern. Mein Vater ist ein treuer New Statesman-Leser, und Polizistin zu werden war wahrscheinlich der einzige Weg, ihn zu schockieren, ansonsten hätte ich schon den Jungen Konservativen beitreten müssen.«
Er lächelte. »Was ich eigentlich meinte, als ich sagte, du seist nicht ganz der Typ, war, dass du sehr weiblich und zierlich bist.«
»Du meinst klein.«
»Nein, zierlich. Ich habe das Wort bewusst gewählt.«
»Keine Sorge, mir macht das nichts. Ich bin ganz zufrieden mit mir, und zum Glück gibt es heute keine Mindestanforderungen mehr an die Körpergröße. Und für das, was ich mache, braucht man keine Muskelkraft.«
»Wohl nicht. Fälle lösen ist wohl eher Kopfarbeit.« Sie stießen an. »Auf dich, Sam, und auf erfolgreiche Detektivarbeit.« Er lächelte und leerte sein Glas auf ex. Dann sagte er etwas auf Polnisch.
»Was heißt das?«
Er grinste. »Ich sagte, du hast sehr schöne Augen.«
Sie spürte, wie ihr wieder die Röte ins Gesicht stieg. Warum klangen solche Dinge in einer fremden Sprache immer schöner? Sie musste an Jamie Lee Curtis in Ein Fisch namens Wanda denken, die sich von Russisch anturnen ließ. Polnisch war genauso sexy, vor allem, wenn es von Adam kam. Er gehörte zu den Typen, die einem erst auf den zweiten Blick auffielen. Wenn er die Langweilerbrille abnehmen und das Haar etwas länger tragen würde, könnte er locker mit Tartaglia mithalten. Etwas coolere Klamotten könnten auch nicht schaden. Andererseits gefiel es ihr, dass er sich nicht darum scherte und dass er womöglich gar nicht wusste, wie attraktiv er war.
»Entschuldigung, ich bin etwas aus der Rolle gefallen«, sagte er, noch immer lächelnd. »Schließlich bist du meine Klientin, aber du hast ja nur noch eine Sitzung vor dir.«
»Glaubst du wirklich, ich werde nie wieder rauchen wollen?«
»Das wird sich zeigen, aber meistens funktioniert es. Deine letzte Sitzung ist am Freitag, richtig?«
Sie nickte.
»Ich bin ziemlich sicher, dass ich nach dir keine Termine mehr habe, genau wie heute. Was hältst du davon, wenn ich dich danach zur Feier des Tages zum Essen einlade?«
Sie wollte ihre Freude nicht allzu deutlich zeigen, aber es gab nichts, was sie lieber tun würde. »Sehr gern. Gehen wir wieder hierher?«
Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Der Pole ernährt sich hauptsächlich von Schweinefleisch, Kohl und Kartoffeln. Wir finden bestimmt etwas Besseres. Überlass das ruhig mir.«
Sechsundzwanzig
An:
[email protected] Von:
[email protected] Meine liebe Carolyn,
hast Du mich vermisst? Ich weiß, dass Du an mich gedacht hast, so wie ich an Dich gedacht habe. Oft sogar, und Du kannst Dir nicht vorstellen, wie. Was ist es bloß, das mich zu Dir hinzieht? Dein schönes, seidiges Haar und Deine weiße, weiße Haut? Ich mag Deine Augen, sie sind wie die Augen einer Katze, und Katzen sind so sinnlich und verspielt. Aber es ist sehr viel mehr als das. Ich bin nicht oberflächlich, wirklich nicht. Es geht mir nicht um Dein Äußeres. Du hast etwas ganz Besonderes an Dir. Hat Dir das jemals jemand gesagt? Natürlich hast Du das schon oft gehört, ich bin nicht so naiv zu glauben, ich könnte der Erste sein. Aber niemand verehrt Dich so wie ich. Das weißt Du doch, oder? Erregt es Dich, an mich zu denken?