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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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nachdenken.
    Das Fieber war vorüber, und er war wieder ruhig und fürs Erste befriedigt. Das mit Yolanda war dumm gewesen, aber er tröstete sich mit dem Gedanken, wie viel schlimmer es hätte werden können, wäre die kleine Schlampe lebend davongekommen. Keine durfte ihm jemals entwischen. Es hatte keinen Sinn, sich jetzt Vorwürfe zu machen, aber er durfte nie wieder ein so großes, so schlecht kalkuliertes Risiko eingehen. Er war die halbe Nacht wach gewesen, hatte nicht einschlafen können. Hatte im Fernsehen die letzte halbe Stunde eines Kriegsfilm gesehen, und als der vorbei war, Musik gehört, bis dieser Arsch von einem Immobilienmakler nebenan gegen die Wand gehämmert und so laut gebrüllt hatte, dass er die Musik zu guter Letzt hatte abstellen müssen.
    Heute war er müde, aber wenigstens war er zu einer Entscheidung gelangt. Es war an der Zeit, für eine Weile abzutauchen, einen längeren Urlaub einzulegen, bis die Lage sich beruhigt hatte. Es gab Orte auf der Welt, wo es sich billig leben ließ und wo es niemandem auffiel, ob man heute da und morgen wieder weg war. Ein völlig anderes Spiel, aber bestimmt ganz unterhaltsam für eine Weile. Auf jeden Fall anders. Abwechslung war die Würze des Lebens, so hieß es doch, und es war Zeit für etwas Neues. Heutzutage gönnten sich viele Leute eine Auszeit, warum nicht er? Er hatte einiges Geld auf der Bank und konnte es sich leisten. Für seine kleinen Schätze würde er sich einen sicheren Aufbewahrungsort suchen und irgendwo hinfahren, wo es exotisch und heiß war. Keine schlechte Vorstellung, am Strand zu liegen, Margaritas zu trinken und braun zu werden, irgendwo, wo es viele Rucksackreisende und Touristen gab, und viele Schlampen auf der Suche nach einer kitschigen Romanze oder einer schnellen Nummer, und wo die Polizei nur krasse Amateure aufzubieten hatte.
    Schon beim Gedanken daran kehrte die alte Erregung zurück. Ein Neuanfang, er würde sich selbst ganz neu erfinden. Wie ein Zauberer würde er sich in einer Rauchwolke auflösen, und die Londoner Bullen konnten sich dumm und dämlich suchen, weil es nämlich nichts mehr zu finden gab. Der Gedanke vermittelte ihm ein warmes Gefühl in der Magengegend, und nun, wo die Entscheidung getroffen war, gab es keinen Grund, länger hier herumzuhängen. Sollte seine Großmutter doch allein in dem alten Haus herumspuken, solange sie lustig war. Es war ihm völlig egal, was sie dachte, und außerdem hatte sie es nicht anders verdient.
    Aus irgendwelchen Gründen zeigte sie sich jetzt immer öfter. Als er letzte Nacht dort gewesen war, um Yolandas Haarlocke in einer ihrer kleinen Teedosen zu verstauen, war sie auf dem Treppenabsatz im ersten Stock erschienen und hatte zornig zu ihm heruntergeschaut, als hätte er nicht das Recht, da zu sein. Dabei hatte er alles Recht der Welt. Es war sein Haus, nicht mehr ihres, hatte er geschrien. Aber sie hatte ihn ignoriert, wie üblich. Sie hatte ihr liebstes Seidenkleid getragen, das marineblaue mit den cremeweißen Tupfern, das sie immer angezogen hatte, wenn ihre Freundinnen zum Bridge gekommen waren, und er hatte die grellen Rougeflecke auf ihren Wangen und den harten, knallroten Lippenstift auf ihren schlaffen Lippen gesehen. Selbst unten im Flur war ihr süßlicher Gestank zu riechen gewesen, und sie hatte ausnahmsweise so körperlich gewirkt, dass er versucht gewesen war, die Treppe hochzustürmen und sie anzufassen. Das hätte der alten Schachtel einen gehörigen Schrecken eingejagt, sie hätte sich in die Hose gemacht vor Angst. Aber bevor er so weit war, hatte sie sich schon wieder aufgelöst wie Rauch im Wind, als wäre sie nie da gewesen.
    Der alte Drachen würde einen ordentlichen Schock kriegen, wenn sie begriff, dass er weg war, und er beschloss, noch heute Nachmittag im Internet nach Flügen zu suchen. Seine Siebensachen hatte er schnell gepackt. Aber vorher gab es noch eine Menge anderer, praktischer Angelegenheiten zu erledigen. Er zog einen Stift aus der Tasche und machte sich auf der Rückseite eines Briefumschlags eine Liste. Neben all den öden, banalen Dingen war da noch diese eine letzte Sache, derer er sich annehmen musste. Unter normalen Umständen würde er sich nicht die Mühe machen. Zumal es ziemlich riskant war, aber darum scherte er sich einen Teufel. Er schrieb es auf die Liste, unterstrich die Zeile und malte ein großes Fragezeichen dahinter. Dabei wusste er, dass er es tun musste. In den letzten Tagen hatte der Plan in seinem Kopf Form

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