Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
kleine Büro geschneit kam, das er sich mit Tartaglia teilte. Er war den ganzen Vormittag am Old Bailey gewesen, wo er in einem älteren Fall als Zeuge hatte aussagen müssen. Er knallte einen Packen Papier vor seinen Computer, kam zu Tartaglia herüber, schob ein paar Akten und einen Stapel CDs von Amazon beiseite, die mit der Morgenpost eingetroffen waren, und ließ sich mit seinem breiten Hinterteil auf einer Ecke des Schreibtischs nieder.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Tartaglia, steckte sich den letzten Bissen Avocado-und-Schinken-Ciabatta, das er im Deli ein paar Häuser weiter gekauft hatte, in den Mund und rieb sich die Hände mit der Serviette sauber.
Jones streckte die kurzen Arme in die Luft und gähnte. »Ich wurde gar nicht gebraucht. Das Arschloch hat sich plötzlich für schuldig erklärt.«
»Wenn es doch immer so einfach wäre.«
»Wie ich hörte, hast du Cornish gegen Dr. Kennedy auf den Kriegspfad geschickt. Meinst du, Steele wird Anzeige erstatten?«
»Das hängt wohl davon ab, was die Spurensicherung und die Überwachung zutage fördern. Im Moment steht nur unser Wort gegen seines. Es wäre toll, alles auf Kamera zu haben.«
»Klar, aber stell dir vor, was das für ein Festessen für die Presse wäre, wenn die Sache vor Gericht kommt. Ich würde Geld drauf verwetten, dass sie die Sache fallen lässt.«
Tartaglia nickte. Er hätte vollstes Verständnis dafür. Er hatte gesehen, wie zerbrechlich sie unter ihrer harten Schale war. Ihr Privatleben an die Öffentlichkeit zu zerren ging wahrscheinlich einen Schritt zu weit, auch wenn Kennedy es verdient hätte. »Steele war stinksauer, als sie hörte, dass wir Kennedy beim Spannen erwischt haben. Ist doch unfassbar. Man möchte meinen, sie wäre froh drüber.«
Jones schüttelte den Kopf. »Sie ist eine Frau. Logik ist nicht ihre Stärke.«
»Ich würde auch nicht mehr klar denken können, wenn ich in ihrer Lage wäre.«
Jones zuckte mit den Schultern, offensichtlich hatte er keine Lust, sich länger mit dem Thema zu befassen. Stattdessen studierte er die Zutatenliste auf der Verpackung von Tartaglias Ciabatta. »Du solltest die selber machen«, sagte er. »Man weiß nie, was für einen Dreck die da reintun.«
»Toller Tipp. Ich werd’ dran denken, wenn ich mal fünf Minuten Zeit habe zum Broteschmieren.«
»Such dir eine Frau«, sagte Jones, zerknüllte die Verpackung und warf sie in den Papierkorb. »Die machen so was.«
»Viel Ärger, wenig Nutzen«, sagte Tartaglia und musste an Jones’ Frau denken, die hochgradig anstrengend war und ihren Mann andauernd am Telefon vollquatschte, egal, wie viel der gerade zu tun hatte. Ohnehin hatten die Frauen, für die Tartaglia sich interessierte, auch niemals Zeit für Hausarbeit, was ihm egal war. Lieber einen unabhängigen Geist und Sinn für Humor als eine Hausfrau, die bügeln und kochen konnte. Das konnte er selbst.
Jones’ Blick fiel auf die CDs neben ihm auf dem Schreibtisch. »Neue Musik gekauft? Hast du vor, dir mal einen ruhigen Abend zu machen?«
»Was dagegen?«
»Du kaufst ständig neue CDs. Du hast bestimmt schon eine riesige Sammlung.«
Jones nahm die beiden obersten vom Stapel und betrachtete die Cover. »Charlie Parker und Humphrey Lyttleton? Fängst du jetzt allen Ernstes mit Jazz an?«
»Ich werde in ein paar Jahren vierzig. Da dachte ich, ich hör mir das mal an. Ich bin offen für alles.«
»Offen für alles? Das kann man wohl sagen, nach allem, was ich so höre.« Jones zog die hellen Augenbrauen in die Höhe und sah Tartaglia mit bedeutungsvollem Blick an, auch wenn der keine Ahnung hatte, was er ihm damit sagen wollte. »Mit einem ›Best of‹ macht man nie was verkehrt«, fuhr Jones fort.
»Das passt zu dir. Ich bereue schon fast, dass ich sie gekauft habe.«
»Und hier, das Requiem von Verdi. Das ist schön.« Jones betrachtete das Cover und zeigte mit seinem kurzen Finger auf eines der Fotos. »Guck mal, der Kerl hier sieht aus wie du.«
Tartaglia warf einen Blick. »Ildebrando D’Arcangelo. Ein Bariton aus Pescara.«
»Der ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten. Unglaublich. Bist du sicher, dass du keinen Zwilling hast?«
»Sehr schmeichelhaft. Leider habe ich nicht seine Stimme.«
Jones nickte mitfühlend. »Ich hab ja auch eine kleine Schwäche für die Oper. Ich war schon als kleiner Junge im Chor. Was hältst du von unserem Bryn? Der ist doch der Beste, oder?«
»Ich habe ihn nur einmal gesehen, da war er großartig. Ich wünschte, ich könnte
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