Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
seines Besuches darlegte und dabei Laura Benedettis Namen nannte, zog Pater Ignazio die Stirn in Falten, seufzte schwer und bekreuzigte sich.
»Ich habe in der Zeitung davon gelesen. Sie glauben wirklich, dass es da eine Verbindung zu unserer Kirche gibt?«
»Vielleicht indirekt. Zumindest ist das, soweit wir bisher wissen, das einzige, was die Opfer gemeinsam hatten.« Er erzählte kurz von den drei jungen Mädchen, ohne Marion Spear und Kelly Goodhart zu erwähnen. Es hatte keinen Sinn, die Angelegenheit unnötig kompliziert zu machen.
»Sie meinen, der Mörder ist Katholik?«, fragte Pater Ignazio, nachdem Tartaglia die Lage geschildert hatte.
»Wahrscheinlich, oder er arbeitet für eine katholische Organisation. Da die Mädchen in verschiedenen Vierteln gelebt haben, gehe ich davon aus, dass die Organisation in der ganzen Stadt aktiv ist.«
Pater Ignazio nickte, sichtlich beruhigt.
»Alle Mädchen waren unglücklich und vermutlich selbstmordgefährdet, auch wenn sie letztendlich in diese Richtung gedrängt wurden«, fuhr Tartaglia fort. »Möglicherweise haben sie zu irgendeinem Zeitpunkt Hilfe gesucht. Da sie, aus welchen Gründen auch immer, anscheinend nicht mit ihrem Priester sprechen wollten, habe ich mich gefragt …«
Pater Ignazio nickte erneut. »Ja, ich verstehe. Sie waren sehr jung. Das ist ganz normal. Sie fragen sich, ob es eine andere Stelle gibt, an die sie sich wenden konnten.«
»Genau, entweder per Telefon oder persönlich, am besten anonym, damit sie sicher sein konnten, dass ihre Eltern nichts davon erfahren.«
»Die Samariter vielleicht?«
»Das haben wir schon überprüft. Ich dachte an etwas speziell Katholisches, von dem die Mädchen möglicherweise in ihrer Kirche oder in der Gemeinde erfahren haben.«
Pater Ignazio strich sich nachdenklich übers Kinn. »Nun, soweit ich weiß, gibt es mehrere kleine Organisationen, die natürlich alle ehrenamtlich arbeiten. Kommen Sie mit. Wir haben da ein paar Broschüren, die Sie interessieren könnten, vorn in der Kirche.«
Er stand auf, und Tartaglia folgte ihm in den Flur und von dort durch eine kleine Tür in die Kirche. Sie gingen durch den Mittelgang in den Eingangsbereich, wo Pater Ignazio vor einem Holzregal mit mehreren Broschüren stehenblieb.
»Wir haben hier eine ganze Reihe«, sagte er und suchte eine Handvoll Broschüren aus dem Regal. Er las sie sorgfältig durch und stellte fast alle zurück, bevor er Tartaglia eine überreichte. »Vielleicht ist es das, was Sie suchen. Das ist die einzige Organisation, die zu dem passt, was Sie mir erzählt haben. Sie sind so etwas Ähnliches wie die Samariter, nur katholisch.«
Tartaglia betrachtete die Broschüre. Die Organisation nannte sich CHA: Catholic Help Association . »Dein Anruf wird streng vertraulich behandelt«, hieß es. Eine offizielle Adresse war nicht angegeben, nur eine Telefonnummer. Er hatte den Namen noch nie gehört, aber die Broschüre vermittelte einen seriösen Eindruck, und wie Vater Ignazio gesagt hatte, war das Angebot dem der Samariter ganz ähnlich. Er malte sich aus, wie die Mädchen dort anriefen, weil sie verzweifelt waren, und wie Tom ans Telefon gegangen war. Alles passte ins Bild. Sie hatten die Verbindungsdaten der Festnetztelefone bei den Mädchen zu Hause sorgfältig nach Anrufen bei bekannten Hilfsorganisationen wie den Samaritern durchkämmt. Aber aus Unwissenheit oder menschlichem Versagen hatten sie übersehen, was ein Anruf bei der »CHA« bedeutete. Andererseits konnten die Mädchen auch ein anderes Telefon benutzt haben, bei einer Freundin zum Beispiel, oder eine öffentliche Telefonzelle.
»Das könnte es sein«, sagte er zu Pater Ignazio. »Vielen Dank. Haben Sie eine Ahnung, wo ihr Geschäftssitz ist?«
Vater Ignazio schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass sie in London sind. Ich habe die Broschüren auch schon in anderen Kirchen gesehen. Ob sie auch noch andernorts Niederlassungen haben, weiß ich nicht.« Er begleitete Tartaglia aus der Kirche und die Treppe hinunter zur Straße. »Eine schreckliche, schreckliche Vorstellung, dass jemand eine solche Vertrauensposition missbrauchen könnte, eine solche …« Ihm versagte die Stimme. Einen Moment lang schaute er auf den Fußboden und schüttelte langsam den Kopf, dann sah er mit einem schweren Seufzer zu Tartaglia auf. »Schlechte Menschen gibt es wohl überall. Ihnen begegnen sicherlich mehr davon als mir.«
Tartaglia nickte. »Das glaube ich auch. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich
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