Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
mir das öfter leisten.«
Jones ging die restlichen CDs durch und untersuchte jede einzelne wie ein fremdartiges, seltenes Exemplar. »Wer ist Ornella Vanoni im richtigen Leben?«
»Eine italienische Sängerin aus den Sechzigern.«
»Und Matchbox Twenty? Und The Editors? Hab ich was verpasst?«
»Bleib du ruhig bei deinen Eagles-Coverversionen und zerbrich dir nicht den hübschen Kopf über so etwas«, sagte Tartaglia, der sich von Jones’ körperlicher Präsenz zunehmend eingeengt und genervt fühlte. Er nahm ihm die CDs aus der Hand und platzierte sie ans andere Ende des Schreibtischs. »Jetzt verpiss dich, Jonesey, und lass mich in Ruhe. Ich hab zu tun.«
Jones zuckte mit den Schultern, stand auf und zog eine Thermoskanne und ein Paket mit dick belegten, selbstgemachten Sandwiches aus dem Rucksack. »Heute wieder päpstlicher als der Papst, wie?«, sagte er, während er sich auf seinen Stuhl fallen ließ und die Brote auspackte. Wenige Sekunden später erfüllte der wohl vertraute Geruch nach Thunfisch und Zwiebeln den Raum.
»Ich bin halt katholisch.« Tartaglia rollte mit dem Stuhl nach hinten, um dem Zwiebelgeruch auszuweichen.
Jones schüttelte wissend den Kopf. »Ich vergaß. Katholischer Name, katholisches Temperament. Erstreckt sich das zufällig auch auf Frauen?« Er biss von seinem Brot ab, wieder diesen schelmischen Blick in den kleinen braunen Augen.
»Wieso Frauen?«, fragte Tartaglia und ahnte auf einmal, worauf Jones hinauswollte. Erstaunlich, dass selbst die privatesten Dinge nicht lange privat blieben. Wenn Donovan geplaudert hatte, würde er sie umbringen. Er wollte noch etwas sagen, als ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss. Katholisch. Ein Lichtstrahl in der Dunkelheit. Genau das hatte Sean Asher über Kelly Goodhart gesagt. Sie war katholisch.
»Wie steht’s mit Rechtsmedizinerinnen?«, fragte Jones zwischen zwei Bissen. »Vielleicht solche mit roten Haaren und …«
»Halt mal für eine Minute den Mund, Gary.« Tartaglia winkte mit der Hand ab, er hatte ihm kaum zugehört, seine Gedanken rasten, auf einmal fügten sich die Puzzleteile zu einem Bild. »Ich hab da was. Katholisch. Du sagtest katholisch.«
»Und?«, fragte Jones mit vollem Mund.
Tartaglia kniff die Augen zusammen, um Jones auszublenden. »Mir ist grad was aufgefallen. Kelly Goodhart war katholisch. Genau wie Marion Spear. Und ich wette, Yolanda Garcia und Laura Benedetti auch. Vielleicht auch Gemma und Ellie. Wir müssen das überprüfen. Ich glaube, das ist die Verbindung, dir wir übersehen haben, verdammt. Wie kann man so blöd sein?«
Bevor Jones antworten konnte, war Tartaglia aufgesprungen und aus dem Büro gestürmt, er rannte durch den Korridor zum Großraumbüro, wo Yvette Dickenson an ihrem Schreibtisch saß und gerade ihr Mittagessen beendete.
»Wo sind die alle?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Die meisten sind noch unten am Kanal bei den Haustürbefragungen. Warum?«
»Rufen Sie alle her, die Sie erreichen können. Sofort. Warten Sie«, sagte er, als sie zum Telefon griff. »Wissen wir, ob Gemma Kramer und Ellie Best katholisch waren?«
Dickenson sah ihn verständnislos an. Wahrscheinlich hielt sie ihn für verrückt. »Bei Gemma weiß ich es nicht, aber Ellie war katholisch, glaube ich. Ich erinnere mich dunkel, dass ihre Mutter so etwas gesagt hat. Warum, ist das wichtig?«
»Ich würde Geld darauf verwetten, dass Gemma auch katholisch war. Ich glaube, ich habe die Verbindung gefunden. Toms Opfer sind alle katholisch. Rufen Sie die Eltern der Mädchen an. Fragen Sie sie, ob sie in irgendwelchen katholischen Vereinen oder Chören waren.«
Sie blickte zweifelnd drein. »Aber wir haben schon alle Vereine und dergleichen überprüft, Sir. Da war keine Verbindung.«
Er seufzte. Ganz so einfach war es wohl nicht. Trotzdem war er sich sicher, auf der richtigen Spur zu sein. »Wenn das einzige, was die Mädchen gemeinsam hatten, die Religion ist, dann muss es etwas damit zu tun haben.«
»Könnte Tom Priester sein, Sir?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie lebten in ganz verschiedenen Stadtteilen. Die hatten nicht den gleichen Priester.« Er stopfte die Hände in die Hosentaschen, starrte in eine vage Ferne und dachte nach. Dann drehte er sich zu Dickenson und sagte: »Wenn Sie jung und einsam und unglücklich wären, was würden Sie tun?«
»Man braucht jemanden, mit dem man reden kann, zumindest ich.«
»Genau. Und wenn Sie nicht mit Ihren Eltern reden können und mit dem Priester
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