Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
was Wightman und er vor Steeles Wohnung beobachtet hatten. Noch während er sprach, sah er, wie sich Steeles Züge verhärteten. Die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück, auf ihren Wangen brannten zwei zornige rote Flecke, als wäre sie geschlagen worden.
»Sie haben mir nachspioniert«, sagte sie mit heiserer Stimme, als hätte sie einen Kloß im Hals. Ihr Blick schoss zu Cornish. »Wussten Sie Bescheid?«
»Er wusste nichts davon«, sagte Tartaglia, bevor Cornish antworten konnte. »Ich wollte es ihm erst erzählen, wenn es noch einmal vorgekommen wäre.«
»Noch einmal?«
»Letzte Nacht ist Dr. Kennedy nicht da gewesen. Dave und Nick haben ein paar Stunden vor Ihrem Haus gewartet …«
Sie sah ihn entsetzt an. »Sie haben Dave und Nick da mit reingezogen?«
»Die beiden wollten nur dafür sorgen, dass Ihnen nichts passiert, genau wie ich.«
»Dann waren die das letzte Nacht vor meinem Fenster, hinten im Garten.«
»Da war jemand hinten im Garten letzte Nacht? Das haben Sie mir gar nicht erzählt, Carolyn«, sagte Cornish in leicht vorwurfsvollem Ton.
Steele presste die Lippen zusammen und schwieg.
»Die beiden sind nicht nach hinten gegangen«, sagte Tartaglia. »Sie haben das Haus nur von der Straße aus im Auge behalten. Sie können sie fragen, wenn Sie wollen.«
»Aber irgendjemand war da«, sagte sie. »Das weiß ich genau. Die beiden haben niemanden gesehen?«
Tartaglia schüttelte den Kopf. »Das muss Dr. Kennedy gewesen sein. Die beiden haben ihn wohl verpasst.«
Sie war sichtlich schockiert, unternahm aber interessanterweise keinen Versuch, Kennedy zu verteidigen oder zu bestreiten, dass er so etwas tun würde.
»Wann hat das angefangen?«, fragte sie, und ihre Stimme verriet ihre Anspannung.
»Nach den ersten beiden E-Mails. Ich war um Ihre Sicherheit besorgt.«
»Nein, das waren Sie verdammt noch mal nicht.«
»Carolyn, bitte«, sagte Cornish mit einem leicht befremdeten Hüsteln. »Wir stehen alle unter Druck im Moment. Ich stimme Ihnen zu, dass das nicht gerade die übliche Vorgehensweise ist, Mark hätte das mit mir absprechen müssen, aber …«
Steele ignorierte ihn und starrte Tartaglia an. »Sie wollten Patrick … Dr. Kennedy und mir hinterherspionieren. Stimmt’s? Mit den verdammten E-Mails hat das nichts zu tun.«
Tartaglia schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, ich habe mir Sorgen um Sie gemacht, und das war gut so. Hätte ich das nicht getan, wüssten wir jetzt nicht, was Dr. Kennedy des Nachts so treibt. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass er die E-Mails geschrieben haben könnte?«
»Patrick?« Sie sah ihn verdattert an, dann gab sie ein gequältes Lachen von sich. »Ja genau, er ist Tom, richtig. Glauben Sie das allen Ernstes? Dr. Patrick Kennedy, ein anerkannter Kriminalpsychologe, mutiert in seiner Freizeit zum Psychopathen. Das ist doch lachhaft.«
»Er muss ja nicht Tom sein, aber trotzdem kann er die E-Mails geschrieben haben. Fragen Sie sich doch mal, warum Sie ins Visier genommen werden. Was will der Verfasser mit den E-Mails erreichen? Er will Sie verunsichern, Sie sollen sich verwundbar fühlen. Kann sein, dass sie von Tom stammen. Aber es kann auch sein, dass jemand anders sie geschrieben hat, um sich die Situation zunutze zu machen und Ihnen näherzukommen. Und genau das will Kennedy doch, oder nicht?«
»Stimmt das, Carolyn?«, fragte Cornish.
Fassungslos schüttelte sie den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zu einer solchen Scheußlichkeit fähig wäre.«
»Die E-Mails wurden von jemandem geschrieben, der viele Details des Falles kennt«, fügte Tartaglia hinzu und sah ihr in die Augen. »Und der glaubt, Sie zu kennen und zu wissen, wie er an Sie herankommt. Wer sollte das besser können als Dr. Kennedy mit seinem psychologischen Wissen?«
»Ich kann es immer noch nicht glauben«, sagte sie fast atemlos.
Cornish rieb sich nachdenklich das Kinn. »Es klingt natürlich ein wenig weit hergeholt. Aber in der Tat ist Dr. Kennedy mit allen E-Mails von Tom an die Mädchen vertraut.«
»Richtig«, sagte Tartaglia. »Und er ist ohne Zweifel intelligent genug, Toms Stil zu imitieren.«
Cornish nickte. »Und Trittbrettfahrer hat es ja schon öfter gegeben. Denken Sie nur an den Yorkshire-Ripper.«
Steele schwieg, als traute sie ihrer Stimme nicht.
»Und zur E-Mail von heute Morgen«, sagte Tartaglia. »Der Verfasser beschreibt, wie er Ihnen beim Schlafen zugesehen hat. Vorletzte Nacht hat Dave Dr. Kennedy dabei beobachtet, wie er durch einen
Weitere Kostenlose Bücher