Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
Dienstreise.«
Okay, damit war die einzige Frage, die er ihr hatte stellen wollen, beantwortet. Sie war noch mit Murray zusammen. »Nächste Woche klappt es bei mir nicht«, sagte er und dachte, dass er sich jetzt wirklich entschuldigen und gehen sollte. »Wir arbeiten im Moment rund um die Uhr. Im Grunde dürfte ich jetzt gar nicht hier sein.«
Sie lächelte. »Dann freue ich mich umso mehr, dass du gekommen bist.« Ohne Vorwarnung lehnte sie sich über den Tisch, strich ihm über die Wange und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. »Ich hab dich vermisst, weißt du. Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken.«
Fassungslos zog er den Kopf zurück. Sie hatte ihn kalt erwischt. »Was machst du da?«
Sie sah überrascht aus. »Was ist los? Ich wollte dich küssen.«
»Hör auf, Fiona. Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
Sie lächelte noch immer. »Machst du dir Sorgen, weil wir hier in der Öffentlichkeit sind? Das hat dich doch früher nicht gestört.«
»Vor einer Minute haben wir noch über Freundschaft geredet.«
»Freundschaft, natürlich. Aber ich bin verrückt nach dir. So ist es nun mal. Ich habe von dir geträumt neulich, du …«
»Ich glaube mich erinnern zu können, dass du mit einem anderen Mann verlobt bist«, sagte er und unterdrückte das dringende Verlangen, sie an sich zu reißen.
Sie nahm einen Schluck Wein, schaute weg und presste die Lippen zusammen, als hätte sie etwas Saures getrunken. Er zündete sich eine Zigarette an und hoffte, dass sie ihm vielleicht widersprechen würde. Aber sie wich seinem Blick aus.
»Du bist doch noch verlobt, oder nicht?«, fragte er, als sie nicht antwortete. Immer noch keine Reaktion. »Ich nehme das als ja. Womit wir wieder da stehen, wo wir schon einmal waren, und daran bin ich nicht interessiert. Warum kannst du nicht einfach ehrlich sein?«
Sie knallte ihr Glas auf den Tisch und sah ihn wütend an. »Du bist so verdammt moralisch. Das Leben ist nicht Schwarz und Weiß, meins zumindest nicht. Warum können wir uns nicht wiedersehen? Was ist so falsch daran, wenn wir es beide wollen? Und ich weiß, dass du es willst.«
»So wie vorher?«
Sie runzelte die Stirn. »Vielleicht nicht ganz so wie vorher.«
»Aber fast, ja? Das läuft nicht mit mir, das weißt du genau. Und was ist mit Murray? Du willst den Kerl heiraten, Herrgott.«
Sie gab einen tiefen Seufzer von sich und betrachtete ihre Hände. »Wenn du es unbedingt wissen willst, es läuft nicht so gut zwischen uns.«
»Ach, was für eine Überraschung.« Er streckte die Hand aus und berührte sie leicht unterm Kinn, sodass sie zu ihm aufschaute. »Aber ihr seid immer noch verlobt. Oder? Warum sagst du es nicht einfach?«
Sie starrte ihn zornig an. »Okay, meinetwegen. Was auch immer das bedeutet, und ich persönlich geb einen feuchten Kehricht drauf. Ja, offiziell bin ich immer noch mit Murray verlobt.«
Er sah, dass sie den Tränen nahe war, drückte die Zigarette aus und nahm ihre Hand. »Es tut mir leid, wenn du nicht glücklich bist, wirklich. Aber ich habe dir meine Haltung unmissverständlich klargemacht.« Er küsste sie sanft auf die Finger und stand auf. »Du musst dein Leben in Ordnung bringen, Fiona, und du musst dich entscheiden, was du willst. Wie heißt es doch so schön: Man kann nicht alles haben.«
Zweiundzwanzig
Tom war spät dran. Mit Absicht. Der erste Auftritt war von entscheidender Bedeutung, und er wollte Yolanda warten lassen, wollte, dass sie unsicher wurde. Er drückte die Tür des Dog and Bone auf und ging hinein. Vor vielen Jahren, als der Schuppen noch anders hieß, war er zum ersten Mal hier gewesen. Damals war es noch eine schäbige Kneipe, deren Kundschaft hauptsächlich aus übel riechenden alten Männern bestand, die sich den halben Abend an einem Bier festhielten. Jetzt war es eine moderne Bar, Teil der neuen Welle, die gerade über London hinwegschwappte: nirgendwo mehr Messing oder Buntglas zu sehen, an den dunkelroten Wänden grauenhafte moderne Ölgemälde, die allesamt zum Verkauf standen, überall Sofas und Sessel statt der altmodischen Sitzbänke, und dicke hohe Kerzen auf jeder verfügbaren Oberfläche. Es sah aus wie ein Puff. Der Laden war schon voll, der Lärm ohrenbetäubend, die Musik hämmerte aus den Deckenlautsprechern, die Luft war verräuchert. Er hatte den Treffpunkt mit Sorgfalt gewählt. Die Bar lag in einem schäbigen Viertel am Regent’s Canal und hatte keine Stammgäste, die meisten Kunden waren Touristen aus den
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