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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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können. Ein Vermögen war es nicht, aber ein schöner Batzen und viel mehr, als der alte Jaycee Beaudine in Houston von der Werft am Buffalo-Bayou nach Hause geschleppt hatte.
    Jaycee war seit einem Jahr tot. Der Alkohol und sein mieser Charakter hatten ihm den Rest gegeben. Dallie hatte erst ein
paar Monate später vom Tod seines Vaters erfahren. Er hatte zufällig einen von Jaycees alten Saufkumpanen in einer Kneipe getroffen. Schade, daß er nichts davon gesagt hatte! Wie gern hätte er neben dem Sarg gestanden, auf die Leiche seines Vaters herabgesehen und zwischen die geschlossenen Augen gespuckt. Nur einmal ausspucken für alle Striemen, die Jaycees Fäuste ihm verpaßt hatten, für alle Demütigungen, die er als Kind erleiden mußte, für die Beleidigungen, die er sich ständig anhören mußte … ein hübscher Junge … ein Nichtsnutz … bis er es nicht mehr ausgehalten hatte und mit fünfzehn ausgerissen war.
    Nach alten Fotos zu urteilen, mußte Dallie sein gutes Aussehen von der Mutter geerbt haben. Sie war auch durchgebrannt. Sie war Jaycee kurz nach Dallies Geburt davongelaufen, eine Adresse hatte sie nicht hinterlassen. Jaycee meinte einmal, sie wäre nach Alaska gegangen, aber er versuchte nie, sie zu finden. »Das geht zu weit«, hatte er zu Dallie gesagt. »Keine Frau ist es wert, daß man ihr hinterherrennt. Frauen gibt’s an jeder Ecke.«
    Und Jaycee mit seinem dichten braunen Haar und schweren Augenlidern hatte mehr Frauen in seinen Bann geschlagen, als er brauchen konnte. Im Lauf der Jahre hatten mindestens ein Dutzend Frauen mehr oder weniger lange mit seinem Vater zusammengelebt, manche brachten sogar ihre Kinder mit. Manche hatten sich in rührender Weise um Dallie gekümmert, andere hatten ihm das Leben schwergemacht. Als er älter wurde, fiel ihm auf, daß die, die ihn schlecht behandelten, es länger mit Jaycee aushielten. Offenbar erforderte es ein gewisses Maß an Gemeinheit, um mehr als ein paar Monate bei ihm zu überstehen.
    »Der ist schon gemein zur Welt gekommen«, hatte eine von den netteren Frauen gesagt, als sie ihre Sachen packte.
    »Manche Menschen sind eben so. Man merkt’s nicht sofort bei Jaycee, weil er schlau ist und so schön Süßholz raspeln
kann, daß jede sich für die schönste Frau der Welt hält. Aber irgendwie ist er völlig kaputt, ein durch und durch gemeiner Kerl. Hör nicht hin, wenn er solche Sachen über dich sagt! Du bist ein guter Junge, Dallie. Der hat bloß Angst, daß du’s im Leben zu was bringst. Er hat’s ja nie geschafft.«
    Soweit es Dallie möglich war, mied er die Nähe von Jaycees Fäusten. Das Klassenzimmer wurde sein sicherer Hafen, und im Gegensatz zu seinen Freunden schwänzte er nie die Schule, außer wenn er besonders viele blaue Flecken im Gesicht hatte. Dann trieb er sich bei den Caddys herum, die im Golfclub am Ende der Straße arbeiteten. Sie brachten ihm das Golfspielen bei, und als er zwölf war, hatte er einen Hafen gefunden, der noch sicherer war als die Schule.
    Dallie schüttelte die alten Erinnerungen ab und sagte zu Skeet, es sei Zeit, schlafen zu gehen. Sie fuhren ins Motel zurück, Dallie konnte aber trotz seiner Müdigkeit keinen Schlaf finden. Die aufsteigenden Erinnerungen ließen ihn nicht mehr los.
    Das Pro-Am war vorüber, die Qualifizierungsrunde konnte beginnen und damit das eigentliche Turnier am kommenden Tag. Wie bei allen professionellen Golfturnieren fanden beim Orange Blossom Open die ersten beiden Runden donnerstags und freitags statt. Die Spieler, die sich bis zum Freitag erfolgreich behaupten konnten, gelangten in die beiden Endrunden. Und Dallie hatte sich bis Freitag nicht nur behaupten können, er lag sogar mit vier Schlägen in Führung, als er am Sonntagmorgen auf dem Weg zur ersten Abschlagstelle am Fernsehsender vorbeikam.
    »Also, Dallie, schön ruhig bleiben!« ermunterte ihn Skeet und klopfte dabei auf Dallies Golftasche. Nervös sah er sich nach der Anzeigentafel um, auf der an oberster Stelle Dallies Name prangte. »Denk immer daran, daß du für dich spielst und nicht für andere Leute. Vergiß die Fernsehkameras, und konzentrier dich auf jeden einzelnen Schlag.«
    Dallie nickte nicht einmal Zustimmung. Statt dessen grinste er einer auffallend hübschen Brünetten zu, die an der Absperrung für die Zuschauer stand. Sie lächelte ihm ebenfalls zu, also schlenderte er zu ihr hin und alberte mit ihr herum, als ob ihn die ganze Sache gar nichts anginge und ein Turniersieg in seinem Leben

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