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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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letzter Zeit der Anti-Atom-Bewegung verschrieben. Damit ist er ein Fossil aus der rapide dahinschwindenden Gruppe von Radikalen, die immer noch aktiv sind …«
    Alte Hippies interessierten Dallie nicht die Bohne. Entnervt stellte er das Radio ab. Wieder mußte er gähnen. »Würdest du dir wohl die Mühe machen und mir aus dem Buch vorlesen, das ich unter dem Sitz liegen habe?«
    Skeet langte nach der Taschenbuchausgabe von Joseph Hellers »Catch 22«, dann legte er das Buch wieder beiseite. »Als du neulich mit der kleinen Brünetten aus warst, die immer ›Mr. Beaudine‹ zu dir gesagt hat, hab’ ich’s mir ein bißchen angesehen.
Macht überhaupt keinen Sinn, das blöde Buch.« Skeet schlug den Enquirer zu. »Nur so aus Interesse: Hat sie immer noch ›Mr. Beaudine‹ gesagt, als ihr zusammen im Motel wart?«
    Dallie schob sich einen Kaugummi in den Mund. »Als sie ihr Kleid aushatte, hat sie kaum noch ein Wort gesagt.«
    Skeet prustete los, aber netter sah er dadurch auch nicht aus. Clarence »Skeet« Cooper war mit einem Gesicht geschlagen oder gesegnet, je nachdem, wie man’s nimmt, das Jack Palance ernsthaft Konkurrenz machte. Er hatte die gleichen schaurig-schönen, bedrohlich wirkenden Gesichtszüge, die gleiche plattgedrückte Nase und kleine Schlitzäuglein. Das dunkle Haar war vorzeitig grau meliert. Er trug es so lang, daß er immer einen Pferdeschwanz daraus binden mußte, wenn er für Dallie den Caddy spielte. Sonst hing es offen bis auf die Schultern, und er trug ein rotes Tuch als Stirnband wie sein Idol – nicht etwa Palance, sondern Willie Nelson, der berühmteste Bandit aus Austin, Texas.
    Skeet war fünfunddreißig, zehn Jahre älter als Dallie. Er hatte wegen schweren Raubes im Knast gesessen. Es genügte ihm, diese Erfahrung einmal gemacht zu haben. Bei Leuten, die er nicht kannte, blieb er schweigsam, Leuten mit Anzug ging er aus dem Weg, loyal war er allen gegenüber, die er liebte, und Dallie liebte er über alles.
    Dallie hatte Skeet ohnmächtig auf dem Fußboden einer Autobahntoilette gefunden. Damals war Dallie fünfzehn gewesen, ein baumlanger Junge mit zerrissenem T-Shirt und dreckigen Jeans, die ihm viel zu kurz geworden waren. Außerdem hatte er ein blaues Auge, Schrammen auf den Handknöcheln und eine dick angeschwollene Kinnlade vorzuweisen, Souvenirs an eine Auseinandersetzung mit seinem Vater, Jaycee Beaudine, welche die letzte bleiben sollte.
    Skeet konnte sich noch erinnern, wie er Dallie vom harten Fußboden aus angelinst hatte. Trotz des verbeulten Gesichts
stand da der bestaussehende Junge aller Zeiten in der Tür. Er hatte dichtes, straßenköterblondes Haar, strahlendblaue Augen und dicke, dichte, lange Wimpern. Der Mund hätte einer Zweihundert-Dollar-Hure zur Ehre gereicht. Als Skeets Brummschädel klarer wurde, sah er die Tränenspuren auf den schmutzverkrusteten Wangen des Jungen und einen trotzigen, kämpferischen Gesichtsausdruck, der zu denken gab.
    Skeet zappelte sich hoch und besprenkelte sich das Gesicht mit Wasser. »Hier ist besetzt, mein Junge.«
    Der Junge steckte einen Daumen in die zerrissene Hosentasche und warf seine geschwollene Kinnlade in die Luft. »Ja, das kann man wohl sagen, besetzt von einem stinkenden, dämlichen Stück Scheiße!«
    So wie Skeet aussah, versuchte kein Erwachsener, ihn herauszufordern. So ein Milchbart wie dieser schon gar nicht. »Du suchst wohl Streit, Junge?«
    »Den hab’ ich schon gefunden. Ein bißchen mehr oder weniger dürfte kaum schaden.«
    Skeet spülte sich den Mund und spuckte ins Waschbecken. »So ein dämliches Kind wie du ist mir noch nicht über den Weg gelaufen.«
    »Danke, gleichfalls! Du bist wie ein Haufen Hundescheiße!«
    Normalerweise ließ Skeet sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Da er aber gerade eine vierzehntägige Sauftour hinter sich hatte, stand es mit seiner Laune nicht zum besten. Er richtete sich auf, holte zum Schlag aus und torkelte auf Dallie los, wild entschlossen, das Werk von Jaycee Beaudine zu vollenden. Der Junge stellte sich in Positur, doch Skeet kam nicht mehr dazu, ihn zu schlagen. Der billige Fusel forderte seinen Tribut, die wackeligen Beine fanden keinen Halt mehr, und so machte Skeet erneut Bekanntschaft mit dem harten Betonboden.
    Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Rücksitz eines 56er Studebaker mit knatterndem Auspuff. Der Junge saß am
Steuer und fuhr auf der US 180 in Richtung Westen. Mit einer Hand hielt er das Steuerrad, die andere ließ er zum Fenster

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