Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
stört.«
Francesca ging nicht darauf ein. Es war wohl zwecklos, sich mit Untergebenen einzulassen. »Ich will auf der Stelle mit Mr. Byron sprechen!« erklärte sie.
»Der ist gerade beim Filmen. Dabei läßt er sich ungern stören.« Sally taxierte sie ungeniert. Francesca spürte, wie sie nach ihrer verschwitzten Kleidung, der unpassenden Wintergarderobe beurteilt wurde.
»Ich will trotzdem mein Glück versuchen«, kam Francescas sarkastische Replik. Sie starrte die Kostümbildnerin kurz, aber eindringlich an, dann warf sie ihr Haar zurück und wandte sich zum Gehen.
Sally Calaverro sah hinter ihr her. Dieser zierliche, schlanke Körper! Perfektes Make-up und eine wunderbare Mähne! Wie brachte die es bloß fertig, ihr Haar so zurückzuwerfen? Nahmen diese Superfrauen etwa Unterricht im Haare-Zurückwerfen? Sally zupfte an ihrem eigenen Haar. Es war trocken und gespalten von einer schlechten Dauerwelle.
Alles, was nicht schwul war, würde sich beim Anblick dieser Frau wie ein zwölfjähriger Schuljunge aufführen, dachte Sally. An hübsche kleine Starlets waren sie gewöhnt, aber diese hier war anders. Mit diesem affektierten Akzent und diesem herablassenden Blick, der einen daran erinnerte, daß die eigenen Eltern mit dem Schiff über den großen Teich gekommen waren.
»Scheiße!« murmelte sie. Sie fühlte sich wie ein dicker, riesenhafter Trampel, auf der falschen Seite von fünfundzwanzig … Auch wenn diese Prinzessin auf der Erbse sich unter ihrem Zweihundert-Dollar-Kaschmirpullover kaputtschwitzte, sie wirkte kühl und knackig wie in der Reklame. Manche Frauen waren nur auf der Welt, um von anderen Frauen gehaßt zu werden. Francesca Day war eine davon.
Dallie spürte, wie sich der blaue Montag auf ihn herabsenkte, obwohl Samstag war und er am Vortag ganz hervorragend gespielt hatte. Blauer Montag – so nannte er die depressiven Stimmungen, die ihn mit großer Heftigkeit und leider nur allzuoft heimsuchten. Dann fühlte er sich immer völlig saft- und kraftlos. Der blaue Montag vermasselte ihm viel mehr als seine Golftour …
Er hockte über seinem Kaffee und starrte durch das Fenster des Restaurants auf den Parkplatz hinaus. Die Sonne war noch nicht richtig rausgekommen, bis auf ein paar schlaftrunkene Trucker war niemand im Restaurant. Er versuchte, die lausige Stimmung zu verscheuchen. Die Saison war gar nicht mal so schlecht, dachte er. Ein paar Turniere hatte er gewonnen, und
nur zwei- oder dreimal hatte er sich mit Deane Beman, dem Beauftragten des Golfverbands, über dessen Lieblingsthema unterhalten müssen – wie sich ein Golf-Pro nicht benehmen darf.
»Was darf’s denn sein?« fragte die Serviererin. Sie gehörte zu der Kategorie blitzsauberer dicker Frauen mit gepflegtem Haar und gutem Make-up, die Wert auf ihr Äußeres legen. Bei denen konnte man sagen, sie hätten ein hübsches Gesicht unter all dem Fett.
»Steak und Fritten«, sagte er und gab ihr die Karte. »Zwei Eier, von beiden Seiten gebraten. Und noch ’n Liter Kaffee.«
»Soll ich ihn in der Tasse servieren oder Ihnen gleich in die Blutbahn spritzen?«
Er lachte. »Bring ihn nur her, alles Weitere wird sich schon finden.« Serviererinnen mochte er verdammt gern. Die besten Frauen der Welt. Sie waren schlagfertig und frech, jede hatte was zu erzählen.
Diese hier musterte ihn eingehend, bevor sie seinen Tisch verließ. Bewunderte wohl sein hübsches Gesicht. Das kam immer wieder vor, er hatte auch nichts dagegen, solange sie nicht mit schmachtendem Blick etwas von ihm wollten, das er nicht geben konnte.
Der blaue Montag traf ihn wieder mit voller Wucht. Als er heute morgen unter der Dusche gestanden und gegen die Müdigkeit angekämpft hatte, war ihm wieder der Bär erschienen und hatte ihm ins Ohr geflüstert.
›Bald ist wieder Halloween, Beaudine. Wo willst du dich verstecken? ‹
Dallie hatte das kalte Wasser aufgedreht, aber der Bär wich nicht von seiner Seite.
›Was muß so ein Würstchen wie du auf demselben Planeten wandeln wie ich?‹
Dallie schüttelte die unangenehme Erinnerung ab, als das Essen kam. Gleichzeitig setzte sich Skeet zu ihm. Dallie schob
den Frühstücksteller über den Tisch und sah weg, als Skeet mit der Gabel in das blutige Steak stach.
»Wie fühlst du dich heute, Dallie?«
»Kann mich nicht beklagen.«
»Hast gestern abend ganz schön gebechert.«
Dallie zuckte mit den Achseln. »Heute morgen bin ich ein paar Meilen gelaufen. Und Liegestütze hab’ ich auch gemacht.
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