Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
ändern können … daß sie sich unter entsprechender Anleitung bessern.« Er schaltete den Rückwärtsgang ein und fuhr vom Parkplatz. »Außerdem heißt es da, daß die Person, die diese Aufgabe übernimmt, nur Ärger damit hat.«
In panischer Angst stand Francesca in der offenen Tür des Motels, den Kosmetikkoffer wie einen Teddybär an sich gepreßt. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie den Riviera davonfahren. Dallie machte also seine Drohung wahr. Er ließ sie mutterseelenallein zurück, obwohl er zugegeben hatte, daß er ganz gern mit ihr ins Bett gestiegen wäre. Bis jetzt hatte das völlig genügt, um einen Mann an ihrer Seite halten zu können. Und jetzt auf einmal nicht mehr? Wie war das denn bloß möglich?
Wurde hier »Verkehrte Welt« gespielt? Alles war plötzlich ganz anders, sie wußte nicht, wie sie damit umgehen sollte. Der Riviera mußte an einer Ampel halten. Francesca fühlte sich ganz elend und schwach in den Beinen. Der Regen durchnäßte ihr T-Shirt, eine nasse Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. »Dallie!« Sie rannte, so schnell sie konnte.
Dallie warf einen Blick in den Rückspiegel. »Die Sache ist die«, meinte er, »sie denkt nur an sich selbst.«
»So was Egoistisches ist mir noch nie begegnet«, pflichtete Skeet ihm bei.
»Und sie kann rein gar nichts – außer sich Make-up ins Gesicht schmieren.«
»Schwimmen kann sie nicht, soviel ist sicher.«
»Sie besitzt nicht ein Fünkchen Verstand.«
»Kein Fünkchen.«
Dallie stieß einen fürchterlichen Fluch aus und trat urplötzlich auf die Bremse.
Francesca holte den Wagen ein und stieß keuchend hervor: »Laßt mich nicht allein!«
Dallies geballter Zorn überraschte sie. Er stürzte aus dem Wagen, entriß ihr den Koffer und drängte sie so dicht an die Tür, daß der Griff in ihre Hüfte drückte.
»Jetzt hör mir mal gut zu, du!« brüllte er. »Ich nehme dich unter Zwang. Hör gefälligst sofort mit diesem Geblubber auf!«
»Aber ich …« schluchzte sie.
»Aufhören, habe ich gesagt! Ich will das nicht – ich hab’ ein ganz schlechtes Gefühl dabei. Ab sofort tust du nur noch das, was ich dir sage. Kapiert? Du fragst mich nichts, und du gibst keine Kommentare ab. Und wenn du noch ein einziges Mal mit diesem albernen Gequatsche anfängst, kriegst du ’nen Tritt in den Arsch und fliegst raus. Alles klar?«
»In Ordnung«, kam es weinerlich zurück. Ihr Stolz war am Boden zerstört.
Er gab sich nicht die geringste Mühe, seine Verachtung zu verbergen, als er die Tür für sie aufriß. Beim Hineinklettern bekam sie einen gehörigen Klaps verpaßt. »Davon kannst du mehr haben – mir juckt schon die Hand danach.«
Die Fahrt nach Lake Charles kam ihr endlos vor. Sie sah aus dem Fenster und versuchte, sich möglichst unsichtbar zu machen. Sie bildete sich ein, daß alle, die im Vorbeifahren ihr Gesicht sahen, genau wußten, was passiert war: daß sie zum ersten Mal in ihrem Leben demütig um Hilfe gebettelt hatte. Ich will nicht daran denken, nahm sie sich vor. Überflutete Reisfelder und schleimig grünes Sumpfland flogen an ihrem Auge vorüber. Ich denke irgendwann daran, bloß jetzt nicht. Sonst muß ich wieder weinen, und er setzt mich auf die Straße. Doch das Ablenkungsmanöver mißglückte, sie konnte an nichts anderes denken. Verzweifelt biß sie sich auf die Lippen, um ja keinen Laut von sich zu geben.
»Lake Charles«, las sie endlich auf einem Straßenschild. Dann fuhren sie über eine große Brücke. Vorne unterhielten sich Skeet und Dallie, ohne Notiz von ihr zu nehmen.
»Da oben ist das Motel«, sagte Skeet gerade. »Weißt du noch, wie Holly Grace letztes Jahr da mit dem Autohändler aufgekreuzt ist?«
Dallie murmelte etwas, das Francesca nicht verstehen konnte. Er fuhr auf einen Parkplatz, der ganz ähnlich aussah wie der, den sie vor ein paar Stunden verlassen hatten. Francesca knurrte der Magen. Kein Wunder, sie hatte zuletzt am Abend zuvor einen Hamburger verschlungen, kurz nachdem sie ihren Koffer versetzt hatte. Nichts zu essen … und kein Geld, etwas zu kaufen. Wer wohl diese Holly Grace war? Aber besonders neugierig war sie nicht, dazu war sie zu demoralisiert.
»Francie, schon bevor ich dich getroffen habe, war mein Kreditkartenkonto ziemlich leer. Und dein Amoklauf hat die Lage nicht verbessert. Du mußt dir ein Zimmer mit Skeet teilen.«
»Nein!«
»Nein!«
Seufzend stellte Dallie den Motor ab. »Na schön, Skeet. Dann müssen wir beide uns ein Zimmer teilen, bis wir Francie
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