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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Arme. Vor lauter Freude über das wiedergeschenkte Leben brach sie in lautes Schluchzen aus. Als sie endlich festen Boden unter den Füßen spürte, weigerte sie sich, Dallie wieder loszulassen. »Ich hasse dich!« keuchte sie. »Halt mich fest!«
    »Francie – du warst ja richtig weggetreten.«
    Sie konnte nicht sprechen. Sie klammerte sich nur noch fester an ihn, ließ auch nicht los, als er sie ins Haus zurücktrug, mit dem Geschäftsführer sprach, sie in ein anderes Zimmer brachte.
    »Du kannst hier schlafen.«
    »Nein!« schrie sie in wilder Panik.
    Er versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien.
    »Francie, es ist zwei Uhr, ich muß unbedingt ein paar Stunden schlafen.«
    »Nein, Dallie! Du darfst mich nicht allein lassen. Wenn ich morgen aufwache, fährst du ohne mich weg. Wenn ich morgen aufwache, bist du weg, und ich weiß nicht, was ich anfangen soll.«
    »Ich versprech’ dir, ich fahr’ erst weg, wenn wir beide miteinander gesprochen haben.«
    »Ganz bestimmt?« Irgendwie war sie nicht sehr überzeugt. Versprach sie nicht selbst das Blaue vom Himmel, um es dann prompt zu vergessen? Und wenn er das auch so mit ihr machen würde? »Dallie?«
    Aber er war schon weg.
    Sie brachte gerade noch genügend Energie auf, um sich die nassen Jeans und die Unterwäsche auszuziehen, bevor sie unter die Bettdecke schlüpfte. Kurz vor dem Einschlafen dachte sie, Dallie hätte sie doch lieber auf dem Grund des Swimmingpools lassen sollen.
    Sie schlief tief und fest, wachte aber nach nur vier Stunden wieder auf, als das Tageslicht durch einen Spalt in den schweren Vorhängen ins Zimmer drang. Mit einem Satz war sie aus dem Bett und am Fenster. Ein Blick auf den regennassen Parkplatz beruhigte sie. Der Riviera stand noch da.
    Dann tat sie, was sie an jedem Morgen ihres Lebens ganz instinktiv als erstes getan hatte: Sie ging zum Spiegel, um sich zu vergewissern, daß die Welt sich nicht über Nacht verändert hatte, daß sie, Francesca, immer noch die Schönste im ganzen Land war.
    Sie unterdrückte einen Schrei der Verzweiflung.
    In ausgeschlafenem Zustand hätte sie den Schock wohl besser verkraften können, aber so konnte sie einfach nicht fassen, was sie da zu sehen bekam. Das schöne Haar hing ihr in Zotteln ums Gesicht, eine lange Schramme verunzierte den anmutigen Hals, überall waren blaue Flecken erblüht, und die Unterlippe  – die wundervoll geschwungene Unterlippe – war dick angeschwollen.
    Voller Panik rannte sie zu ihrem Kosmetikkoffer und machte eine traurige Bestandsaufnahme: eine Reiseflasche Badegel von René Garraud, Zahnpasta (keine Zahnbürste), drei Lippenstifte, der pfirsichfarbene Lidschatten, eine Packung Antibabypillen, die ihr Chissys Mädchen überflüssigerweise eingepackt hatte. In der Handtasche fand sie zwei verschiedene Rouges, die Brieftasche aus Eidechsenleder und einen Flakon mit Femme. Das und die nassen Kleider auf dem Fußboden stellten zusammen mit dem T-Shirt, das Dallie ihr am Abend zugeworfen hatte, ihre ganze Habe dar.
    Sie sah sich außerstande, die Situation in ihrer ganzen Tragweite
zu erfassen, daher flüchtete sie erst einmal unter die Dusche, wo sie ihr möglichstes mit dem moteleigenen Shampoo tat. Mit dem restlichen Make-up versuchte sie sich in die Person zurückzuverwandeln, die sie gewesen war. Dann zog sie sich die nassen Jeans und Sandalen an und sprühte sich Femme in die Achselhöhlen, zum Schluß kam das T-Shirt dran. Was der Aufdruck AGGIES wohl zu bedeuten hatte? Eins von den vielen Rätseln, das dieses fremde Land ihr aufgab. Warum hatte sie sich in New York nie fremd gefühlt? Sie sah sich noch in der Fifth Avenue, beim Diner im »La Caravelle«, im Foyer des »Pierre«. Und je mehr sie an die Welt denken mußte, die hinter ihr lag, desto mehr fühlte sie sich in dieser neuen Welt fehl am Platz. Es klopfte an der Tür, daher kämmte sie sich in aller Eile das Haar mit den Fingern. Einen weiteren Blick in den Spiegel wollte sie nicht wagen.
    Dallie blieb im Türrahmen stehen. Er trug eine regenhimmelblaue Windjacke und ausgebleichte Jeans mit einem ausgefransten Loch am linken Knie. Sein feuchtes Haar ringelte sich an den Spitzen. Straßenköterblond, dachte sie herablassend, kein echtes Blond. Der braucht mal einen richtigen Fassonschnitt und eine neue Garderobe. Die Schultersäume würden es nicht mehr lange machen, und in den Jeans hätte sich kein Bettler in Kalkutta blicken lassen.
    Aber trotzdem – trotz aller Fehler, die er an sich hatte, er

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