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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Mann« vergeben.
    Sie schüttelte die grauen Wildlederpumps ab und schob sie mit dem Fuß aus dem Weg. Sie packte die Tüte aus. Warum war es denn so schwer, eine Person zu finden? In den letzten Tagen hatte sie mit ihrer Sekretärin Dutzende von Telefongesprächen geführt, ohne das Mädchen aufzuspüren. Sie war irgendwo da draußen, aber wo? Sie rieb sich die Schläfen, aber die Kopfschmerzen, die sie schon den ganzen Tag quälten, wollten nicht nachlassen.
    Sie legte die Feigen in den Kühlschrank, hob die Pumps wieder auf und ging müde aus der Küche. Sie würde duschen, ihren ältesten Bademantel anziehen, sich ein Glas Wein einschenken und sich an die Arbeit machen, die sie mit nach Hause gebracht hatte. Mit einer Hand knüpfte sie sich das Kleid auf, die andere Hand tastete zum Lichtschalter im Wohnzimmer.
    »Wie geht’s, wie steht’s, Schwesterherz?«
    Naomi schrie laut auf und fuhr herum. »Mein Gott!« begrüßte sie ihren Bruder, das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Gerry Jaffe fläzte sich auf dem Sofa, die schäbigen Jeans und das verwaschene blaue Arbeitshemd paßten so gar nicht zum seidigen Rosé des Polsters. Er trug das schwarze Haar
immer noch im Afro-Look. Seine linke Gesichtshälfte verunzierte eine Narbe, um den Mund, der so viele Frauen verrückt gemacht hatte, lagen tiefe Furchen. Doch die große, kühne Adlernase hatte sich nicht verändert. Und in den kleinen schwarzen Knopfaugen brannte immer noch das Feuer des Zeloten.
    »Wie bist du hier reingekommen?« fragte sie mit klopfendem Herzen. Sie war wütend und fühlte sich gleichzeitig verletzlich. Noch ein Problem konnte sie wahrhaftig nicht brauchen, und Gerrys plötzliches Auftauchen bedeutete mit Sicherheit Ärger. Außerdem fühlte sie sich immer wie ein Versager in seiner Nähe – die kleine Schwester, die die Erwartungen ihres großen Bruders nicht erfüllt hatte.
    »Kein Küßchen für deinen großen Bruder?«
    »Ich will dich hier nicht haben! Warum hast du nicht angerufen?« Plötzlich fiel ihr das Foto wieder ein, das sie vor einigen Wochen in der Zeitung gesehen hatte. Gerry hatte eine Protestkundgebung gegen die Stationierung von Nuklearwaffen im Staat Maine angeführt. »Sie haben dich wohl wieder verhaftet?«
    »Einmal mehr oder weniger in diesem unserem freien Land – was macht das schon?« Er streckte die Arme nach ihr aus und schenkte ihr sein unwiderstehliches Rattenfängerlächeln. »Na los, meine Kleine! Nun gib mir endlich ein Küßchen!«
    Er sah dem großen Bruder so ähnlich, der ihr immer Süßigkeiten gekauft hatte, wenn sie krank war. Mühsam unterdrückte sie ein Lächeln. Aber es war ein Fehler. Mit tierischem Gebrüll sprang er plötzlich auf und grapschte nach ihr.
    »Gerry!« Sie wich zurück, aber er ließ nicht locker. In schönster Frankenstein-Manier taumelte er auf sie zu: »Hier kommt das vieräugige Monster mit den Raubtierzähnen!« knurrte er.
    »Aufhören!« Ihre Stimme klang ganz schrill. Das Monster
mit dem Raubtiergebiß hatte ihr gerade noch gefehlt, das SASSY-Girl, die Vizepräsidentschaft und die Kopfschmerzen reichten ihr. Gerry wurde einfach nicht erwachsen, er blieb immer derselbe.
    Mit rollenden Augen und komisch verzerrtem Gesicht tappte er vorwärts. Soweit sie zurückdenken konnte, hatte er sie mit diesem Spielchen auf die Palme gebracht. »Das Monster mit den schrecklichen Zähnen braucht frisches Jungfrauenfleisch«, lechzte er.
    »Gerry!«
    »Knackige Jungfrauen!«
    »Hör auf!«
    »Knusprige Jungfrauen!«
    Sie konnte nicht anders, sie mußte kichern. »Laß das doch, Gerry!« Sie flüchtete in den Flur, ließ ihn aber keinen Moment aus den Augen, als er unaufhaltsam auf sie zutorkelte. Sie schrie laut, als er sie packte und herumwirbelte. Mama! wollte sie schreien. Gerry ärgert mich! In einem plötzlichen Anfall von Nostalgie wollte sie die Frau zu Hilfe rufen, die von ihrem ältesten Kind nichts mehr wissen wollte.
    Gerry schlug die Zähne in ihre Schulter, ohne ihr ernsthaft weh zu tun. Dann wurde er ganz starr. »Was ist das denn?« rief er empört. »Das Zeug schmeckt ja widerlich. Das ist kein Jungfrauenfleisch.« Er schleppte sie zum Sofa und ließ sie fallen. »Jetzt muß ich mich mit Pizza begnügen.«
    Sie liebte und haßte ihn heiß und innig, sie sprang auf und gab ihm einen zärtlichen Stoß.
    »Au! Gewaltfrei ist die Devise, Schwesterherz!«
    »Ach, Quatsch! Wieso kommst du einfach so hereingeschneit? Du bist so unberechenbar. Wann wirst du endlich erwachsen?«

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